Balve. Die Coronakrise spielte bei der Entscheidung keine Rolle. Warum Volleyballerin Kimberly Drewniok aus Schwerin nach Italien wechselt.

Italien – zuerst ziehen gruselige Bilder vor das geistige Auge, wenn es während der aktuell herrschenden Coronakrise um dieses hart getroffene europäische Land geht. Sie haben sich tief in das öffentliche Gedächtnis eingebrannt: die Bilder von überfüllten Intensivstationen in Krankenhäusern oder Militärfahrzeugen, die in Kolonne fahrend Särge aus besonders stark vom Coronavirus betroffenen Regionen transportieren. Kimberly Drewniok wird voraussichtlich im August aus Balve nach Italien reisen. Und die 22-Jährige sagt: „Für mich erfüllt sich auf jeden Fall ein Traum.“

In Balve tankt die Nationalspielerin Kraft bei ihren Pferden

Kimberly Drewnioks Karriere begann beim RC Sorpesee. 2014 wechselte die jetzt 22-Jährige zum VC Olympia Berlin und feierte ihr Debüt in der Bundesliga. Über den SC Potsdam und den 1. VC Wiesbaden landete sie 2018 beim SSC Palmberg Schwerin. Seit 2018 ist Drewniok außerdem A-Nationalspielerin.

Aktuell tankt sie Kraft unter anderem in Balve bei ihrer Mutter. „Bei den Pferden und in der Natur zu sein, das genieße ich und lade meine Akkus auf“, sagt sie.

Denn Drewniok sieht andere Bilder, wenn sie an Italien denkt. Sie sieht athletisch spielende Volleyballteams, Fans, welche diesen Sport leidenschaftlich leben und lieben.

Vom deutschen Spitzenklub SSC Palmberg Schwerin wechselt die Diagonalangreiferin wie berichtet zur neuen Saison in die erste italienische Liga. „Ich werde das vermutlich erst richtig realisieren, wenn ich vor Ort bin“, sagt sie auf Nachfrage dieser Zeitung, „aber ich habe schon lange davon geträumt, in der großen italienischen Liga mitspielen zu dürfen und freue mich sehr, dass es jetzt klappt.“

Nur sechs Jahre Bundesliga

Italien bleibt schließlich trotz Corona einer der Sehnsuchtsorte für jede ambitionierte Volleyballerin.

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Dass die aus der Jugend des RC Sorpesee stammende Drewniok bereits nach lediglich sechs Jahren in der Bundesliga auf den Spuren von nationalen Stars wie Margareta Kozuch oder ihrer Nationalmannschafts-Kollegin Louisa Lippmann wandeln wird, ist einerseits überraschend – andererseits ein weiteres Zeichen für die Qualität eines der größten deutschen Talente. „Es wird auch Stimmen geben, die sagen werden, dass dieser Schritt zu früh kommt“, sagt Drewniok, „aber letztendlich muss ich mich mit der Entscheidung wohlfühlen.“

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Und das tut sie. Sehr sogar. „Nach langen Überlegungen habe ich für mich beschlossen, dass die Zeit gekommen ist, neue Reize zu setzen und aus meiner Komfortzone heraus zu gehen. Die italienische Liga bietet mir die Möglichkeit, mich sportlich und persönlich weiterzuentwickeln.“ In Deutschland hätte es keine Alternative zu Branchenprimus Schwerin gegeben.

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„Der SSC hat mich auf den Schritt ins Ausland sehr gut vorbereitet. Ich habe internationale Luft schnuppern können und das Vertrauen bekommen, auf hohem Niveau im Stamm zu spielen“, sagt Drewniok. Allerdings kennt die Balverin das italienische Volleyballspiel nicht nur aus den Duellen mit Schwerin oder dem deutschen Nationalteam.

So reagiert ihr Freund

Ihr Freund Ruben Schott, ebenfalls Volleyballprofi, schlug bereits in der Saison 2017/18 in Italien auf. „Dadurch, dass er ein Jahr in Mailand gespielt hat, konnte ich live bei ihm miterleben, wie die italienische Liga arbeitet und auf welch hohem Niveau sie spielt. Das hatte ich natürlich im Hinterkopf“, erzählt Drewniok. Mittlerweile geht der 25-jährige Schott für einen polnischen Klub ans Netz, „aber er steht hinter meiner Entscheidung.“

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Alles andere wäre auch überraschend; schließlich ist der Wechsel zum italienischen Topklub Savino Del Bene Scandicci nach zwei Jahren in Schwerin die nächste Stufe des kometenhaften Aufstiegs der Linkshänderin zum Volleyball-Star.

Dass auf Grund der Coronakrise auch die italienischen Liga- und Klubverantwortlichen in eine ungewisse Zukunft schauen, schmälert Drewnioks Vorfreude nicht und beeinflusste ebenso wenig ihre Entscheidung. „Na klar ist die Lage in Italien brisant, aber das ist sie hier in Deutschland auch“, sagt sie, „es haben in der Bundesliga der Männer zum Beispiel schon drei Klubs ihre Mannschaft zurückgezogen.“

Drewniok: „Es gibt ein Risiko“

Sie sei generell ein positiver Typ. „Natürlich gibt es ein Risiko, aber ich hoffe, dass sich die Lage bald entspannt und wir uns alle den Dingen widmen können, die wir lieben. Und dann werde ich zum Ende des Sommers nach Rücksprache mit dem Verein abreisen und eine schöne Zeit haben.“ In Italien.