Menden/Fröndenberg. Radsportler aus Menden und Fröndenbereg bangen um ihre Freiheit, draußen Fahrrad zu fahren. Dafür würden Ausgangssperren sorgen.
Fahrradtouren mit ihren Großeltern oder Freunden – das lieben viele. Auf etwa halber Strecke wird angehalten, es gibt Süßigkeiten oder ein Schnitzel im nächsten Restaurant, dann geht’s weiter.
Anstrengend sind auch diese Touren schon, und jeder weiß – wenn er fertig ist – ganz genau: Man hat richtig was für seine Fitness getan. Dann gibt es noch diejenigen, für die diese „normalen“ Strecken über vielleicht 20 bis 40 Kilometer ein Kinderspiel sind. Die richtigen Radsportler.
Bis zu 100 Kilometer
Beeindruckende Zahlen
Ein 25er-Schnitt (25 km/h) ist für die Sportler normal. Domscheits Schnitt liegt auch dort. Er fährt teils auch zur Arbeit nach Hagen.
Strecken von 60 bis 100 Kilometer fahren die Sportler beim Training, bei Wettbewerben bis zu 200 Kilometer.
Mehr Infos und Kontaktoptionen für Interessenten gibt’s auf www.rsg-hoenne-ruhr.de.
Für die sind Strecken von 80 bis zu sogar 100 Kilometern im Training recht normal – zumindest im Sommer. „Im Winter fahren wir meist etwas weniger. So 60 Kilometer“, erklärt Oliver Domscheit, zweiter Vorsitzender der Radsportgemeinschaft Hönne-Ruhr.
Die RSG trainiert normalerweise zweimal in der Woche; und fährt dabei jedes Mal so lange Strecken.
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Nach individuellem Aufwärmen, das jeder für sich aussucht, geht’s dann mit dem Radeln los. „Natürlich fahren wir auch langsam los, damit der Körper warm wird. Und dann geht’s los.“
Berge zum Austoben
Der Verein hat sich dabei eine Art zu trainieren ausgesucht, die auch die Individualität jedes einzelnen fördern soll. Das Training findet zwar in Gruppen statt, aber trotzdem habe jeder die Möglichkeit, sich selbst auf eigene Weise herauszufordern.
„Wir fahren viele unterschiedliche Strecken mit verschiedenem Schwierigkeitsgrad“, erklärt Domscheit. „Spätestens an den Bergen kann sich dann jeder individuell austoben – und zum Beispiel schneller hochfahren.“ Oben würde dann natürlich gewartet.
Jugend trainiert die Taktik
Für die Kinder und Jugendlichen im Verein gibt es ein anderes Training: „Die Jugend fährt ja bei uns Mountainbike und weniger Rennrad. Deshalb werden ihnen dazu auch Taktik und Technik beigebracht“, erklärt Domscheit.
Trotzdem werde natürlich viel gefahren. Und das natürlich immer nur auf schönen Trails – so nennt man die Strecken im Radsport. „So wird auch die Sicherheit trainiert.“ An Wettbewerben nehmen die Jugendlichen auch teil.
Corona sorgt für Zweiertraining
Aber: Wie viele andere Sportler müssen auch die Rennradfahrer und Mountainbiker der RSG coronabedingt erstmal auf ihr Training verzichten. „Natürlich ist es schöner, in Gruppen zu fahren und auch die Erlebnisse zu teilen“, zeigt sich Domscheit wehmütig.
Daher haben er und seine Kollegen sich auf die Lösung geeinigt, immerhin zu zweit zu fahren. „Über WhatsApp tauschen wir uns dann auch über neue Strecken aus oder verabreden uns so gut es geht.“
Ein kleiner Fahrradtouren-Guide
Fahrradfahren: Im Moment eine der wenigen Möglichkeiten, außerhalb der eigenen vier Wände Sport zu machen. Wenn Fitnessstudios und Sportplätze geschlossen haben, bietet es sich an, aufs Rad zurückzukommen. Wir haben einen kleinen Rad-Guide mit Dingen, die zu beachten sind – für jeden, der auf den Sport nicht verzichten will.
1. Auch beim Fahrradfahren gilt in der Corona-Krise: Fernhalten von großen Ansammlungen. Oliver Domscheit konkretisiert die Empfehlung: „Man sollte nicht dahin fahren, wo viele Leute sind. Als Ziel könnte zum Beispiel ein Wald dienen.“ Auch auf Kaffeepausen in der Öffentlichkeit sollten Radler verzichten. „Den Kaffee kann man dann auch zuhause trinken.“ Nur durch die Vermeidung von großen Ansammlungen könne eine Ausgangssperre verhindern.
2. Obwohl Fahrradtouren in Gruppen deutlich mehr Spaß machen, heißt es auch hier: Soziale Kontakte meiden! „Es ist einfach das, was zur Zeit angebracht ist“, erklärt Domscheit. Genauso wie im Alltagsleben gilt das auch für Fahrradtouren. „Zu zweit? Das geht in Ordnung. Auf größere Gruppen sollte man verzichten.“
3. Wer krank ist, bleibt zuhause. Das gilt natürlich generell und überhaupt: Wer Symptome aufweist, sollte das Haus nicht verlassen. Dann auch nicht zu zweit zum Fahrradfahren!
4. Und jetzt wird’s allgemeiner: Für diejenigen, die sich jetzt an den Radsport herantrauen und erste Erfahrungen sammeln wollen – eventuell, so lange es noch möglich ist – gilt es sich nicht zu überfordern. Oliver Domscheit findet deutliche Worte: „Man sollte immer so fahren, dass man sich wohlfühlt. Natürlich sollte es anstrengend sein, und man kann sich etwas herausfordern. Aber man sollte sich auf keinen Fall überlasten.“
5. Wer nach einer guten Strecke für eine Tour während der Coronazeit sucht, kann sich auf den Weg nach Voßwinkel oder Wickede machen. Hier bietet sich die Strecke über die Ruhrwiesen an, die auch mit Fahrradwegen punktet.
Kein großes Training, es sei nicht dasselbe wie in der Gruppe, aber besser, als allein zu fahren. „Dadurch entsteht ja auch ein bisschen Wettbewerbsgefühl. Und wir wollen uns ja verbessern“, erklärt Domscheit.
Marathons im Radsport
„Eine Gruppe ambitionierter Radsportler“, so nennt Domscheit sich und seine Teamkollegen. Denn die Fahrer nehmen, zumindest normalerweise, auch an Wettbewerben teil. Bei denen wird zum Beispiel auf Strecken, die verschiedene Vereine aussuchen, durch den öffentlichen Verkehr geradelt. „Da gibt es dann auch einige, die wie bei einem Rennen fahren, und andere, die langsamer unterwegs sind.“
Auch Marathons und Halbmarathons stehen bei den Sportlern eigentlich auf dem Plan. „Das sind dann Strecken über 200 Kilometer – oder eben die Hälfte“, erklärt Domscheit. Und die dauern dann auch mal beeindruckende „zehn Stunden plus“.
Aber auch dieser Wettbewerbsbetrieb ist natürlich momentan eingestellt. So wie der Trip nach Mallorca, den die RSG eigentlich geplant hatte, jetzt gestrichen ist.
Appell an jeden einzelnen
Abstriche mussten die Radsportler machen genau wie alle anderen. Doch ihre Chance, weiter im kleinen Kreis zu trainieren, wollen die Radler nicht verspielen.
Damit sie wenigstens zu zweit weiter draußen unterwegs sein können, appelliert Domscheit an den gesunden Menschenverstand: „Wir hoffen, dass es so lange wie möglich ohne Ausgangssperre geht.“
Dafür sollten eben die sozialen Kontakte reduziert werden. Nur so könne weiter gewährleistet werden, dass Sport im Freien möglich ist. „Und der tut dem Körper ja auch gut!“
An der frischen Luft ist das Ansteckungsrisiko niedriger als in geschlossenen Räumen. Doch auch draußen soll man anderen Menschen nicht zu nahe kommen.
Bei einer Ausgangssperre in Form bleiben?
Denn eine Ausgangssperre würde auch für die Radler bedeuten, dass sie aus der Form kommen. „Man lässt eben nach, das ist ja ganz normal“, erklärt Domscheit.
Für den Fall der Fälle könnten natürlich ein Hometrainer oder ein Gestell, in das man sein Fahrrad einspannen kann, auch fit halten. „Aber das ist mit dem Fahren in der freien Natur nicht zu vergleichen.“
Und um gerade diese Sperre zu vermeiden, heißt es für die RSG, höchstens zu zweit zu radeln und Menschenmengen zu vermeiden.
Damit das Virus so schnell wie möglich besiegt wird und bald wieder größere Gruppen erlaubt sind. Und auch, damit bald jeder wieder seinen Lieblingssport verfolgen kann – oder eine Fahrradtour mit seinen Großeltern startet.
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