Menden. Erika Neuenfeldt veränderte den Fußball, denn die Mendenerin ist mit ein Grund dafür, dass der DFB eine Frauen-Nationalmannschaft gründete.

Im Oktober 1981 passierte in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan, etwas Historisches. Die Frauen-Fußballmannschaft der SSG 09 Bergisch Gladbach siegte beim „World Women Football Tournament, damals die inoffizielle Weltmeisterschaft im Frauenfußball. Mit im Team der Bergisch-Gladbacherinnen eine junge Frau aus Menden: Erika Neuenfeldt.

Damals gab es bei der FIFA noch keine offizielle Frauen-WM. Der DFB duldete zwar den Frauenfußball, doch eine Nationalelf war damals undenkbar. „Deshalb hat man dann die beste Mannschaft Deutschlands genommen“, erinnert sich Erika Neuenfeldt an jene vier Wochen in Fernost, wo sie und ihre Teamkolleginnen Pionierarbeit für den Frauenfußball leisteten.

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Und die heute 71-Jährige macht auch keinen Hehl daraus, dass sie es schade findet, dass der SSG 09 Bergisch Gladbach in der Geschichte des größten Sportverbandes der Welt gar nicht stattfindet. „Dabei sind wir mit neun Deutschen Meisterschaften immer noch der Rekordtitelträger. Da ist von Frankfurt, Wolfsburg oder Bayern München nichts zu sehen“, sagt die vom VfL Platte Heide hervorgegangene Sportlerinnen.

Eine Vitrine für ihre Titel reicht nicht

In ihrer Jugend war Neuenfeldt eine hervorragende Leichtathletin , die auch als Handballerin für TuRu Düsseldorf in der Bundesliga spielte. Ehe sie dann als Fußballerin Erfolge einheimste. Sechs Deutsche Meistertitel, drei Pokalsiege und zwei Weltmeistertitel. Denn nach dem Titelgewinn 1981 konnte die Fußballfrauen 1984 ihren Triumph in Taiwan wiederholen. Doch über allen steht halt der Triumph 1981.

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Als man im entscheidenden Spiel gegen die Niederlande mit 4:0 triumphierte. „36.000 Zuschauer waren im Stadion. Der Frauenfußball hatte damals in Taiwan einen höheren Stellenwert als der Männerfußball. Und unsere Spiele wurden live im Fernsehen gezeigt“, sind die Tage in Fernost noch so präsent, als wären sie gestern gewesen. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass dieser Erfolg eine Menge Idealismus von den jungen Frauen verlangte. „Jede Spielerin von uns hat 4000 DM für die vier Wochen aufbringen müssen“, erzählt Erika Neuenfeldt.

Erika Neuenfeldt ist von ihren Gegenspielerinnen oft nur mit unlauteren Mitteln zu stoppen.
Erika Neuenfeldt ist von ihren Gegenspielerinnen oft nur mit unlauteren Mitteln zu stoppen. © WP

Keine Unterstützung vom Verband

Unterstützung vom Deutschen Fußball-Bund - Fehlanzeige! Für die Flugkosten gab es die Unterstützung einiger Sponsoren. „Aber das war letztlich nebensächlich. Wir wollten Fußball spielen“, stand die Teilnahme am WM-Turnier in Vordergrund. „Wir haben ja auch einiges erlebt. Das war für uns junge Frauen aus Europa schon eine außergewöhnliche Reise“, erinnert sich Erika Neuenfeldt an die vielen Geschichten rund um das Turnier.

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Am Freitag dürften die Tage aus dem Jahr 1981 noch einmal ganz präsent werden. Denn dann fährt Erika Neuenfeldt mit ihren damaligen Teamkolleginnen von der SSG 09 Bergisch Gladbach ins bayrische Hof. Dort wird der 90 minütige Dokumentarfilm „Die Weltmeisterinnen – Das Wunder von Taipeh“ aufgeführt. Der Regisseur John Seidler würdigt darin die Pionierleistung dieser vergessenen Generation.

Ein Film über die Heldinnen von 81

Der Film berichtet vor allem vom Stolz der Fußballerinnen, die wissen, was sie damals leisteten. „Da bin ich sehr gespannt drauf. Das war beeindruckend, welche Arbeit sich die Filmleute gemacht haben. Da hat mich sogar ein Kamerateam zu Hause besucht“, sagt Erika Neuenfeldt. So bekommen die Heldinnen von damals doch noch ihre hochverdiente Würdigung.

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Erika Neuenfeldt bleibt bei allen sportlichen Erfolgen aber auch den eigenen sportlichen Wurzeln verbunden. Die führen sie am zweiten Samstag im November wieder zur Platte Heide. Dort trifft sie seit mittlerweile drei Jahrzehnten jene Frauen, mit denen sie einst als junges Mädchen mit dem Sport begann.