Menden. Ein Tag, an dem Legenden geboren wurden: der 13. Juni 1993. Jörg von Estorff erinnert sich an seinen größten Tag als Handballtrainer.
Wenn in der Handballstadt Menden über die erfolgreichen Zeiten gesprochen wird, dann fällt natürlich fast immer auch der Name von Jörg von Estorff. Denn der heute 57-jährige Hönnestädter hat als Trainer von Handballmannschaften eine Vielzahl an Titeln oder Aufstiegen erreicht. Bezirks- oder Oberliga-Titel, Westfalenmeisterschaften, Westdeutsche Titel – die Liste ist lang. Doch der bedeutendste Titel stammt sicherlich aus dem Jahr 1993.
Da wurde Jörg von Estorff mit der männlichen B-Jugend des SV Menden am 13. Juni in Leipzig Deutscher Meister. 1997 wiederholte Jörg von Estorff dieses Husarenstück mit der weiblichen A Jugend des SV Menden. Doch der Titel von 1993 war sicherlich etwas ganz außergewöhnliches. Man verlor zwar an jenem 13. Juni mit 18:19 bei der SC Leipzig, aber da die Mendener das Hinspiel mit 18:13 gewonnen hatten, ging der Meistertitel an die Hönne.
In einem Atemzug mit den Großen
„Wunderbar! SV-Jugend ist Deutschlands Nummer 1“ titelte die WESTFALENPOST damals. In der Tat war es unglaublich, dass der kleine SV Menden in die Phalanx der großen Handballvereine der wiedervereinigten Bundesrepublik Einlass fand. Der SV Menden – Vorgängerverein der heutigen SG Menden Sauerland Wölfe – wurde in einem Atemzug mit den großen Handballklubs aus Magdeburg oder Gummersbach genannt.
„Diese Mannschaft hat eine ganze Region verzaubert, die deutsche Meisterschaft war für Menden etwas einzigartiges“, ist Jörg von Estorff noch heute von dem damaligen Team beeindruckt. Obwohl er auch seine anderen Mannschaften wie die Meister-Mädchen von 1997 nicht vergisst. „Das war auch eine ganz außergewöhnliche und besondere Truppe. Die Jungs waren aber halt der erste Deutsche Meister im SV Menden“, so Jörg von Estorff.
Die halbe Stadt auf dem Weg nach Leipzig
Diese Mannschaft verzauberte damals eine ganze Stadt! Dass zeigten auch die zahlreichen Hönnestädter Handballfreunde aus anderen Vereinen, die an jenem 13. Juni die Mannschaft nach Leipzig begleiteten. Damals wurde der noch heute kursierende Begriff von der Mendener Handballfamilie richtig mit Leben erfüllt.
„Das waren an dem Tag allein zehn Reisebusse, die sich auf den Weg gemacht hatten. Hinzu kamen die zahlreichen PKW. Jimmi Hartwich ist sogar geflogen“, erinnert sich Jörg von Estoff gerne an die Begeisterungswelle rund um das Team herum. Der Pädagoge verrät aber auch das warum. „Die Mannschaft hat es aber auch vorgelebt. Die Jungs waren so richtig narrisch“, erinnert sich Jörg von Estorff an die Begeisterung seiner damaligen Spieler um Tobias Schulte, Markus Benz, Jan Hartwich und Co. „Sie hatten halt die Einstellung zum Sport, die man braucht. Sie wollten einfach“, sieht Jörg von Estorff den Charakter der Mannschaft von 1993 als entscheidend an.
Der Geist von Borkum
Der einstige Meistertrainer macht keinen Hehl daraus, dass er schon früh davon überzeugt war, dass die Mannschaft weit kommen kann. „Wir haben damals vor der Saison ein Trainingslager auf Borkum absolviert. Und da habe ich den Jungs gesagt, dass wir – wenn alles gut läuft – um die deutsche Meisterschaft mitspielen können“, so Jörg von Estorff und rannte da bei seinen Spielern offene Türen ein. „Man könnte es auch als „Geist von Borkum“ bezeichnen“, lacht Jörg von Estorff. Die Träume von blutjungen Handballern erfüllten sich dann und der beschworene Geist von der Nordseeinsel spielte dabei sicherlich eine große Rolle.
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Im Leben von Jörg von Estorff gab es eine Menge Tage, die das Zeug zum größten Tag hätten – doch dieser 13. Juni 1993 ist dem leidenschaftlichen Handballtrainer in ganz besonderer Erinnerung geblieben. Es war nicht nur ein besonderer Titel den er mit seiner Mannschaft gewann, es war auch eine besondere Mannschaft die ihn gewann.
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