Halingen. Der Vergleich mit Sportlern aus aller Welt war und ist für den Halinger Ingo Manz das Größte. Er erinnert sich an einen besonderen Wettkampf.
Das war schon eine seltsame Atmosphäre, die da 1994 in St. Petersburg herrschte. Der eiserne Vorhang, der vier Jahrzehnte die Welt in Ost und West teilte, war vor vier Jahren gefallen, das Land Russland stand gerade erst auf eigenen Beinen und versuchte sich 1994 bereits an einem sportlichen Großereignis – einem, das sich bereits acht Jahre vorher auf die Fahnen geschrieben hatte, die beiden Seiten im Sport miteinander zu vereinen. Mittendrin war damals auch der Halinger Ingo Manz, der sich bei den „Goodwill Games“ im Ringen den sechsten Platz in einer starken Konkurrenz sichern konnte.
Die Veranstaltung im russischen St. Petersburg war damals eine Reaktion auf den Boykott der russischen und US-amerikanischen Sportler bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles. 1994 hingegen, als der Halinger Ingo Manz nach St. Petersburg reiste, um an der dritten Auflage der Goodwill Games teilzunehmen, waren sich Ost und West bereits wieder näher gekommen. Für Manz ging dabei ein großer Traum in Erfüllung, denn der Ringer wollte seine Qualitäten unbedingt auf internationaler Bühne unter Beweis stellen.
Direkte Zusage ohne Umschweife
Denn bei den Olympischen Spielen blieb Manz dies verwehrt. Und auch wenn er bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften für Deutschland an den Start ging, bedeuteten ihm die Veranstaltungen, bei denen Sportler aus verschiedensten Sportarten zusammenkommen, mehr. Die Goodwill Games waren ein solches Event und so machte sich Ingo Manz, damals 28 Jahre alt, auf den Weg nach St. Petersburg um sich mit der Weltelite zu messen.
Die Erinnerungen an den Wettkampf verschwimmen ein wenig, so ganz genau weiß Manz auch nicht mehr wie er eigentlich genau abschnitt. Doch die Veranstaltung an sich ist ihm in sehr guter Erinnerung geblieben. „Das war damals einfach eine großartige Gelegenheit, mich auf einer solch großen Bühne zu beweisen“, sagt er heute. In der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm vertritt Manz die deutschen Farben, er ist damals einer, wenn nicht sogar der beste deutsche Ringer in dieser Gewichtsklasse. „Ein andere Ringer aus der Nationalmannschaft hat damals abgesagt, da wurde ich gefragt. Ich habe gesagt: Natürlich will ich dahin fahren“, so Manz.
Alle Sportler in einem Hotel
Während vielen anderen Startern das starke Feld zu schaffen macht, sieht Manz gerade hier drin seinen großen Vorteil. „Nach der Auflösung der Sowjetunion gab es auf einmal noch viele andere sehr starke Kämpfer aus Russland“, sagt er. Denn viele der Kämpfer, die zuvor unter der sowjetischen Fahne keine Berücksichtigung fanden, da es einfach eine Vielzahl an guten Ringern gab, gingen nun für die Staaten auf die Matte, die sich aus dem großen Staatenverbund nach dem Zusammenfall der Sowjetunion bildeten.
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Die Sportler sind seinerzeit in einem Hotel untergebracht, Manz ist gemeinsam mit André Backhaus der einzige deutsche Ringer in St. Petersburg. „Das war toll mit all den anderen Sportlern vereint zu sein“, schwärmt Manz auch heute noch.
Eine alte Verletzung stoppt ihn
Im Achtelfinale erhält der Halinger ein Freilos, im Viertelfinale kommt es dann zum Duell mit dem US-Amerikaner Melvin Douglas – Manz gerät früh in Rückstand und gibt anschließend alles, doch Douglas ist an diesem Tag eine Nummer zu groß für ihn. Nach einem harten Kampf, in dem Manz immer wieder in den Angriff übergeht, muss er sich mit 2:3 knapp geschlagen geben. „Da hat wirklich nicht viel gefehlt. Hätte der Kampf eine Runde länger gedauert, dann hätte ich ihn noch besiegt“, erinnert er sich.
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Das bestätigt ihm Douglas auch wenige Stunden später, als sich beide in einer Diskothek in St. Petersburg wiedersehen. „Er hat gerufen: Du bist doch der Typ, der immer angreift“, sagt Manz und lacht – so wie die beiden vorherigen Gegner damals ebenfalls lachen. Nach dem Kampf gegen den US-Amerikaner macht sich eine alte Verletzung bei Ingo Manz wieder bemerkbar, die Schulter spielt nicht mehr so mit wie sie soll. „Ich konnte den Arm nicht mehr anheben. Wir haben damals noch alles versucht, um mich wieder fit zu kriegen, aber es hat nicht funktioniert“, sagt er.
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Er verliert den Kampf in der Hoffnungsrunde, im Kampf um Platz fünf tritt er aufgrund der anhaltenden Schulterprobleme nicht mehr an. Doch dass ist ihm im Rückblick nicht mehr wichtig, viel mehr bleibt ihm der Wettkampf in St. Petersburg auch trotz der Verletzung in bester Erinnerung – und das obwohl Ingo Manz so viele große Tage in seiner sportlichen Karriere erlebt hat.