Lodz/Balve. Aktuell sorgt die Balverin Kimberly Drewniok für Furore bei der Volleyball-EM. Mittwoch steht das Viertelfinale gegen Polen an. Was sie erwartet.

Sechs Spiele, sechs Siege – doch nach ihrem Sturm ins Viertelfinale der Europameisterschaft wollen die deutschen Volleyballerinnen mehr. Durch einen Sieg am Mittwoch (20.30 Uhr / live Sport1) im Duell mit Co-Gastgeber Polen kann die Mannschaft von Bundestrainer Felix Koslowski erstmals seit Silber 2013 bei ihrer Heim-EM wieder in ein EM-Halbfinale einziehen.

Allerdings wartet in Lodz nicht nur eine hohe sportliche Hürde auf die „Schmetterlinge“ – sondern zudem eine hitzige Atmosphäre. Das weiß auch Kimberly Drewniok, die aus Balve stammende Diagonalangreiferin. Die 22-jährige Sauerländerin spricht über die bisherigen EM-Spiele, das Geheimnis des deutschen Erfolges und einen immer realistischer werdenden Traum.

Frau Drewniok, ein Viertelfinale gegen einen der Gastgeber der EM – wie schwer wird das Spiel gegen Polen?
Kimberly Drewniok: Die Ausgangslage ist auf jeden Fall schwer. Wir spielen in Polen gegen eine polnische Mannschaft, die 5000 Fans hinter sich hat. Und das sind echt aktive Fans, die das Team leidenschaftlich unterstützen.

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Am Sieg Polens gegen Italien zum Beispiel hatte das Publikum einen großen Anteil. Es hob die Mannschaft gewissermaßen auf eine Euphoriewelle. Also, das Spiel gegen ein Top-Team samt Heimpublikum wird eine Herausforderung, aber dieser stellen wir uns natürlich gerne. Es wird ein spaßiger Abend.


Sie wurden mit der jungen deutschen Mannschaft dank des Sensationssieges gegen Russland souveräner Gruppensieger und gewannen das Achtelfinale deutlich. Überrascht sich das Team gerade selbst?

Kimberly Drewniok (Mi.) in Aktion gegen Laura Künzler (l.) und Gabi Schottroff aus der Schweiz.
Kimberly Drewniok (Mi.) in Aktion gegen Laura Künzler (l.) und Gabi Schottroff aus der Schweiz. © dpa | Martin Baumann

Wir sind tatsächlich ein junges Team und freuen uns sehr über den Gruppensieg. Der Erfolg gegen Russland war eine Überraschung für uns alle. Aber generell vertrauen wir eben darauf, dass wir es können, dass wir durchaus Volleyball spielen können. Gegen Russland haben wir diese kleine Chance bekommen und die haben wir an diesem Abend genutzt. So ein Sieg motiviert natürlich.

Wie schwierig war es denn, nach dieser Sensation auf dem Teppich zu bleiben und nicht abzuheben?
Das war gar nicht schwierig, weil wir am nächsten Tag gleich wieder ein Spiel hatten. Wir mussten uns sofort wieder fokussieren und den nächsten Gegner analysieren. Klar haben wir uns gefreut – aber das war dann schnell abgehakt. Jedes Team in der Gruppe war stark und wir mussten allen großen Respekt entgegenbringen. Da blieb keine Zeit abzuheben.

Sie absolvieren viele Spiele innerhalb von wenigen Tagen: Wie kräftezehrend ist die EM bereits?
So ein Turnier ist schon ein wenig kräftezehrend, aber wir haben ja unsere helfenden Hände dabei. Die Physiotherapeuten, einen Arzt – außerdem wird das Training so gesteuert, dass es passt. Am Mittwoch wird außerdem viel Adrenalin im Spiel sein, da werden wir unsere Kräfte alle wieder mobilisieren.

Nur noch ein Sieg bis zum Halbfinale: Wie groß ist Ihr Traum von einer EM-Medaille mittlerweile?
Der Traum von einer Medaille ist natürlich groß. Wir sind kurz davor und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es gäbe diesen Traum nicht.

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Aber ich bin auch ein Fan davon, dass man sich auf die Hürde fokussiert, die unmittelbar vor einem liegt. Alles andere kommt später. Unser Fokus liegt jetzt auf dem Viertelfinale. (lächelt) Und eins steht doch auch mal fest.

Was denn?
Alles, was jetzt kommt, ist sowieso eine Belohnung. Wir können super stolz darauf sein, dass wir so weit gekommen sind und eine klasse EM spielen mit einer jungen Mannschaft, die ja gerade erst geformt wird. Wenn am Ende der EM eine Medaille für uns herausspringt, sind wir umso glücklicher.

Gibt es eigentlich ein Erfolgsgeheimnis dieser jungen Mannschaft?
Das ist unser Teamspirit. Obwohl: Dass wir miteinander so gut umgehen und uns gegenseitig unterstützen, aber auch fordern, ist eigentlich kein Geheimnis. (grinst) Es macht viel aus, dass wir alle auf einer Wellenlänge sind. Es macht wirklich viel Spaß – und das macht uns aus.