Attendorn. Mit etwas Verspätung hat die WESTFALENPOST die Sportler des Jahres geehrt. Dabei gilt in diesem Jahr: Scherben bringen Glück.

Das Timing hätte nicht besser sein können. Zwei Tage nach den schweren Regenfällen lachte hoch oben über dem Biggesee an der Waldenburger Bucht wieder die Sonne. Ein würdiges Ambiente um die Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften des Jahres 2020 endlich mit ihren Trophäen auszuzeichnen.

Als der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer nach dem Sieg im DFB-Pokal 2002 die Trophäe vom Festwagen fallen ließ, wurde dies zum legendären Moment in der blau-weißen Vereinshistorie. Ob der Vorfall am Donnerstagabend auch Legendenstatus erreichen wird, ist unwahrscheinlich.

xxx

Gerd Kowalzik (Mitte) bekommt den Sozialpreis von WP-Redakteur Lothar Linke (links) und Krombacher-Vertreter Thomas Rullich. 
Gerd Kowalzik (Mitte) bekommt den Sozialpreis von WP-Redakteur Lothar Linke (links) und Krombacher-Vertreter Thomas Rullich.  © WP | martin droste

Für Heiterkeit sorgte er trotzdem. Gerade war Gerd Kowalzik für seine mehr als vier Jahrzehnte ehrenamtliche Tätigkeit als Schwimmwart und Schwimmtrainer der Wasserfreunde Finnentrop mit dem WP-Sozialpreis ausgezeichnet worden, da passierte es. Nach den obligatorischen Foto mit Preis entglitt ihm die gläserne Trophäe, stürzte zu Boden und zersprang in tausend Teile.

Nach dem ersten Schreck nahmen es die beteiligten mit Humor und natürlich bekommt der Preisträger einen neuen Pokal angefertigt. „Ich habe mich über den Preis sehr gefreut“, gesteht der Finnentroper nach der Ehrung. „Den Sozialpreis vergeben wir nur für ganz besondere Leistungen und was Gerd Kowalzik geleistet hat, gerade auch während der Coronazeit, das erschien uns mehr als würdig“, begründet WP-Sportredakteur Lothar Linke, der den Preis an Kowalzik überreichte, die Auswahl.

Meisterschaft am Kreuzberg?

Ass des Jahres: Karl-Heinz Besting (Mitte).  
Ass des Jahres: Karl-Heinz Besting (Mitte).   © martin droste

Neben Kowalzik wurde mit dem Ass des Jahres ein weiterer Funktionär für sein langjähriges Engagement ausgezeichnet. Karl-Heinz Besting ist Vorsitzender des Kreisleichtathletikausschusses, Trainer und Förderer der Leichtathletik im Kreis Olpe. „Sie lieben die Leichtathletik und haben sich mit ihrem Einsatz für den Bau eines Tribünendaches im Kreuzbergstadion ein Denkmal gesetzt“, lobte Linke Besting, der verriet, dass die neue Überdachung den Olper Leichtathleten neue Möglichkeiten eröffnet. „Wir planen, größere Wettkämpfe in Olpe auszutragen und wollen die westfälischen Meisterschaften an den Kreuzberg holen“, erläutert Besting die Pläne der Leichtathleten.

Die längste Anreise hatte der angehende Para-Olympionike Fabian Brune. Der Schwimmer aus Finnentrop wohnt inzwischen in Wuppertal. Die Stadt wurde auch von den heftigen Unwettern nicht verschont, sodass Brunes Teilnahme drohte, buchstäblich ins Wasser zu fallen. Aber der Zweitplatzierte bei den Sportlern des Jahres fand einen Weg.

Beschwerliche Anreise

„Eigentlich fahre ich immer über Land nach Hause, aber das ging dieses Mal nicht, weil so viele Straßen gesperrt waren. Aber die Autobahn war zum Glück frei“, erklärt Brune, der auch von den heftigen Regenfällen überrascht wurde. „Ich hatte morgens noch Training, da fing es leicht an. Als ich nachmittags zum Training wollte, war die Tiefgarage in der mein Auto stand, schon halb vollgelaufen. Auf den Treppen vor meinem Haus stand das Wasser auch schon zehn Zentimeter tief. War etwas problematisch, aber ich habe den Vorteil, dass ich eine Dachgeschosswohnung habe. Von einigen Kollegen habe ich gehört, dass da schon ein, zwei Sachen kaputt gegangen sind“, sagt Brune.

Mannschaft des Jahres: Krombacher-Vertreter Thomas Rullich (links) und Sportredakteur Lothar Linke (rechts) mit den Spielerinnen der SG Albaum/Heinsberg Madeline Habbel, Johanna Sellmann, Katharina Jung und Nicole Schwarzer (von links). 
Mannschaft des Jahres: Krombacher-Vertreter Thomas Rullich (links) und Sportredakteur Lothar Linke (rechts) mit den Spielerinnen der SG Albaum/Heinsberg Madeline Habbel, Johanna Sellmann, Katharina Jung und Nicole Schwarzer (von links).  © WP | martin droste

Vorfreude wird noch steigen

Nervös ist der 21-Jährige noch nicht, was seine Reise nach Tokio angeht. „Es ist noch nicht real, weil es noch so weit weg wirkt. Aber ich denke, spätestens wenn wir ins Trainingslager fliegen, wird mir bewusst werden, dass es wirklich ist“, ist Brune sicher. Bei der Sportlerwahl gehört Brune trotz seines jungen Alters schon zum Establishment. „Gäbe es eine ewige Tabelle der Preisträger, dann wärst du wahrscheinlich ziemlich weit oben dabei“, ist Lothar Linke sicher.

In diesem Jahr blieb Brune jedoch nur der zweite Platz hinter Extremläufer Jörg Heiner. Der kam zur Ehrung leicht verspätet. Warum? Natürlich war sein Hobby schuld. Er musste erst noch einen Kurs in seiner Laufschule geben.

Hauptsache Heimspiel

Sportlerin des Jahres: Melina Schöttes (Mitte). 
Sportlerin des Jahres: Melina Schöttes (Mitte).  © martin droste

Auch bei den Mannschaften war die Laune während der Ehrung blendend. Dabei wurden auch Wünsche offenkundig. So verrieten die Fußballerinnen der SG Albaum/Heinsberg, dass sie sich in diesem Jahr im Westfalenpokal ein Heimspiel wünschen. „Am liebsten in Heinsberg“, sagt Johanna Sellmann mit einem Augenzwinkern.

Verzichten musste die Runde auf die Preisträger der SG Wenden am Ehrungsabend. „Die fiebern gerade alle zusammen bei Johanna Pulte mit“, erklärte Lothar Linke und fügte scherzhaft an: „Johanna konnten wir leider nicht davon überzeugen, die EM in Tallinn sausen zu lassen, um hier anwesend zu sein.“