Albaum/Heinsberg. 2020 gehörten die Fußballerinnen der SG Albaum/Heinsberg zu den „Gewinnern“ des Saisonabbruchs, in diesem Jahr kann man das eher nicht sagen.

2020 schafften sie – nur ein Jahr nach dem Bezirksliga-Aufstieg – sogar den Aufstieg in die Landesliga. Dazu feierten die SG-Damen im September den Kreispokalsieg. In der Saison 2020/21 lagen die SG-Damen punktgleich hinter Spitzenreiter FC Iserlohn auf Platz zwei. Der Traum vom doppelten Durchmarsch in die Westfalenliga ist nun durch den Saisonabbruch geplatzt. Wir sprachen mit Co-Trainerin Madeline Habbel und der Mannschaftverantwortlichen Nicole Hoffmann über die abgebrochene und die kommende Saison 2021/2022.

Wie sehr ärgert Sie, dass es mit dem Aufstieg in diesem Jahr nicht geklappt hat?

Madeline Habbel: Nach dem erneuten Aufstieg in die Landesliga zählte für uns nur der Klassenerhalt. Es hat anfangs niemand damit gerechnet, dass wir uns in der Landesliga so gut etablieren können, sodass es natürlich schade ist, dass es zu dem erneuten Saisonabbruch gekommen ist. Generell gab es insgesamt zu wenige Spieltage, um überhaupt über einen Aufstieg nachdenken zu können.

Wie haben Sie sich im letzten halben Jahr für einen möglichen Neustart fit gehalten?

Madeline Habbel: Anfangs haben wir uns oft über Video-Meetings ausgetauscht und Trainingspläne für die Spielerinnen erarbeitet. Wochenweise gab es dann verschiedene Trainingsziele, worüber wir uns im Zwei-Wochen-Rhythmus ausgetauscht haben.

Wann haben Sie gemerkt: Hoppla, das wird in diesem Jahr wieder nichts mehr?

Nicole Hoffmann: Bereits Anfang des Jahres war klar, dass die Unterbrechung der Saison länger anhält. Im März hätte die Saison eigentlich fortgesetzt werden sollen. Aufgrund der hohen Inzidenzzahlen war uns zu diesem Zeitpunkt aber klar, dass es die verantwortlichste Entscheidung ist, die Saison abzubrechen.

Worüber haben Sie sich in der vergangenen Saison am meisten gefreut und worüber vielleicht am meisten geärgert?

Madeline Habbel: Mich hat es gefreut zu sehen, wie die Mannschaft die Herausforderung Landesliga angenommen hat. Woche für Woche haben die Mädels hart trainiert und an sich gearbeitet, um das Ziel des Klassenerhalts zu erreichen. Es war schön zu sehen, wie die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und auf dem Platz funktioniert haben, obwohl wir einige Ausfälle bereits in den ersten Spielen kompensieren mussten. Schade ist natürlich nach so einem gelungenen Start, dass wir die Saison nicht sportlich beenden können und damit auch unserem Trainer keinen würdigen Abschied bieten können.

Die SG Albaum/Heinsberg jetzt klar die Nummer eins im Frauenfußball im Kreis Olpe. Wie stolz sind Sie darauf dies geschafft zu haben?

Madeline Habbel: Es gibt wenige Worte, die ausdrücken können, wie stolz ich auf die Mannschaft und ihre Leistung bin. Gerade das letzte Pokalfinale gegen Drolshagen hat gezeigt, wie viel Wille und Kampfgeist in unserer Mannschaft steckt.

Wie sehr freuen Sie sich darüber, dass die Leser unserer Zeitung Sie zur „WP-Mannschaft des Jahres 2020“ gewählt haben?

Nicole Hoffmann: Gerade mit dem Aufstieg in die Bezirksliga hat man eine große positive Resonanz seitens der Fans erhalten und gemerkt, dass immer mehr Menschen Interesse an unseren Spielen zeigen. Dass wir nach dieser erfolgreichen Spielzeit auch diese WP-Wahl gewonnen haben, zeigt, dass der Frauenfußball immer mehr Anerkennung im Kreis Olpe erhält.

Madeline Habbel: Es ist schön zu wissen, wie viele Menschen wir mit unserer sportlichen Leistung erreichen und möchten uns an dieser Stelle recht herzlich für alle Unterstützer bedanken.

Blick nach vorn. Im Sommer gibt es eine gravierende Veränderung. Sie haben es schon kurz angesprochen, Frau Habbel. Erfolgstrainer Martin Arndt hört auf. Für ihn kommt die ehemalige Bundesligaspielerin Stefanie Bachmann. Wie groß sind die Fußstapfen, die Martin Arndt hinterlässt und wird Stefanie Bachmann sie ausfüllen können?

Madeline Habbel: Ich denke, dass Martin in den letzten Jahren viel Herzblut in die Mannschaft investiert hat und zum Sommer hin eine starke Mannschaft hinterlässt. Auch, wenn wir mit einem weinenden Auge in Richtung Abschied blicken, kommt mit Stefanie Bachmann eine erfahrene Trainerin, die unter anderem in Setzen bereits bewiesen hat, wie man eine Mannschaft erfolgreich coacht und weiterbringt. Wir freuen uns, dass wir eine solche Trainerin für uns gewinnen konnten. Bei der Kaderplanung für die nächste Saison befinden wir uns seit Anfang des Jahres in Gesprächen und sind über den bisherigen Verlauf der Gespräche sehr glücklich.

Gibt es im nächsten Jahr einen erneuten Angriff auf den Westfalenliga-Aufstieg?

Madeline Habbel: Die Meisterschaft und ein Aufstieg ist ein Traum, den jede Spielerin aus unserer Mannschaft haben wird. Wir werden also weiterhin versuchen unser Leistungsniveau zu halten bzw. noch zu verbessern. Ob dann letzten Endes ein Aufstieg erreicht werden kann, bleibt abzuwarten.

Nicole Hoffmann: Natürlich ist ein Aufstieg immer die Krönung einer erfolgreichen Saison, ich sehe die Sache aber realistisch und weiß,, dass wir erst einmal schauen sollten, wie die Vorbereitung auf die neue Spielzeit verläuft, und wie die Mannschaft die fußballfreie Zeit verarbeitet.

Sie haben zum Saisonanfang mit der Tor-Aktie eine besondere Aktion ins Leben gerufen. Wie ist dazu der aktuelle Stand?

Nicole Hoffmann: Unser oberstes Ziel war es, mit den Tor-Aktien den Verein „Kompetenz gegen Brustkrebs“ gerade in dieser schwierigen Zeit mit Spenden zu unterstützen zu können. Daher ist es traurig, dass wir aufgrund des Saisonabbruchs leider keine Tore mehr für unsere Tor-Aktie schießen können und damit keine weiteren Spenden einnehmen. Als für uns feststand, dass wir in dieser Spielzeit keine Spiele mehr absolvieren, haben wir als gesamte Mannschaft beschlossen, dass jede Spielerin den doppelten Betrag spendet, um damit die nichtgeschossenen Tore etwas kompensieren zu können. Wir können aber bereits jetzt verkünden, dass wir diese Aktion auch in der kommenden Spielzeit anbieten und hoffen wieder auf zahlreiche „Toraktionäre“.

Zum Schluss ein Tipp: Glauben Sie, dass die Saison 2021/22 nach den letzten Corona-Entwicklungen wie geplant Im August oder September startet und wie schwer wird es sein, alle Spielerinnen nach so einer langen Pause wieder richtig fit zu bekommen?

Nicole Hoffmann: Ich sehe mich nicht in der Position, dazu eine Aussage zu treffen, da man die weitere Entwicklung nicht vorhersagen kann. Nichtdestotrotz würden wir uns über eine schnelle Rückkehr auf den Platz freuen. Wir hoffen aber gleichzeitig auf eine angemessene Vorbereitungszeit, die wahrscheinlich länger sein wird als in den letzten Jahren, um zumindest die fehlende Spielpraxis in Ansätzen auffangen zu können. Gerade nach einer solchen Zwangspause wird es für viele Mannschaften schwierig sein, Spielerinnen und Spieler zu motivieren und die fehlenden konditionellen und taktischen Grundlagen wieder aufzubauen.

Madeline Habbel: Ich schließe mich den Äußerungen von Nicole an.