Finnentrop. In diesem Jahr verleiht unsere Zeitung erstmals den Sport-Sozialpreis. Der erste Preisträger kommt aus Finnentrop.

Als ihn der Anruf der WP-Lokalsportredaktion erreichte, war Gerhard Kowalzik nach eigenen Worten „ziemlich baff“. Der gebürtige Bergkamener hat für die Wasserfreunde Finnentrop als Sportlicher Leiter und Aktiver unzählige Medaillen, Pokale und Urkunden gesammelt. Aber diese Auszeichnung ist für den engagierten Ehrenamtlichen doch etwas ganz Besonderes. „Ich fühle mich ausgesprochen geehrt. Das ist auch für den Verein eine Ehre“, freut sich der 67-Jährige über den Sport-Sozialpreis, den unsere Redaktion dem pensionierten Polizeibeamten für seinen unermüdlichen Einsatz verliehen hat.

Seit über vier Jahrzehnten ist Gerhard Kowalzik als Sportlicher Leiter bzw. Schwimmwart aus seinem Verein, den Wasserfreunden Finnentrop, nicht wegzudenken. „41 Jahre reichen“, ist es für den dreifachen Vater an der Zeit aufzuhören. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung will Kowalzik sein Amt in jüngere Hände legen. Aber wann die Corona-Pandemie eine solches Vereinstreffen wieder zulässt, kann niemand sagen. Dabei steht die Nachfolgerin bereits fest. Tochter Kathrin (34) soll es werden, aktuell Jugendwartin bei den Wasserfreunden.

Sein letztes Jahr als Sportlicher Leiter hatte sich der gelernte Starkstromelektriker „ganz anders vorgestellt“. „Wir haben nichts, gar nichts“, blickt Gerhard Kowalzik auf 2020 und die ersten Wochen des Jahres 2021 zurück. Der letzte Wettkampf liegt über ein Jahr zurück. Zwischen den beiden Lockdowns konnte im Finto-Hallenbad zwar trainiert werden, aber nur unter verschärften Bedingungen. Dazu gehörten Einlasskontrollen, Reduzierung der Trainingsgruppen und strenge Vorschriften auch im Wasser. Der Sportliche Leiter musste selbst den Hochdruckreiniger schwingen, um die Kacheln im Bad zu reinigen.

Unsichere Zukunft

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Was aus der Wettkampfmannschaft und den jüngsten Mitgliedern wird, kann Gerhard Kowalzik nicht sagen. „Ich weiß nicht, was kommt“, zuckt der 67-Jährige mit der Schulter. Zwar werden die Aktiven regelmäßig angeschrieben und es gibt Online-Angebote. „Aber damit erreichen wir nicht alle“, macht sich Kowalzik nichts vor. Symbolisch für das auf Eis gelegte Vereinsleben ist der Bus der Wasserfreunde Finnentrop. Der Bus steht einige Meter vom Haus der Familie Kowalzik entfernt und steckt unter einer dicken Schicht Schnee und Eis. Gebraucht wird das Fahrzeug ja schon lange nicht mehr.

Seit 1962 ist der Schalke-Fan im Wasser zuhause, sein erster Schwimmverein waren die Wasserfreunde TuRa Bergkamen. Dabei schien dem Jungen aus dem Ruhrgebiet eine Karriere als Fußballer in die Wiege gelegt, denn der Vater war Platzwart bei den Fußballern in Bergkamen. „Aber das mit dem Fußball hat nicht so geklappt“, schmunzelt Gerhard Kowalzik. Die bessere Alternative war das Schwimmen. Das hat sich Kowalzik im örtlichen Freibad selbst beigebracht, nach dem Motto: „Wer dreimal quer durch das Becken schwimmen kann, kann auch einmal lang.“

Talent früh erkannt

Beim Freischwimmerabzeichen wurde sein sportliches Talent erkannt und der junge Schwimmer Mitglied bei den Wasserfreunden TuRa Bergkamen. „Seitdem bin ich dem Schwimmsport treu geblieben“, berichtet Gerhard Kowalzik. Seine besten Leistungen hat er im Rückenschwimmen und im Freistil erreicht, da sprang ein achter Platz bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften heraus. Mit 18 Jahren heiratete der gelernte Starkstromelektriker. Dann kam das erste Kind und der Schwimmsport musste eine Pause einlegen.

Als Teenager hatte Kowalzik noch ein zweites Hobby: Tanzen als Leistungssport. Das Repertoire seiner Folklore- und Showtanzgruppe umfasste über 170 Tänze. Freitags trainierte der Bergkamener zuerst im Hallenbad, danach ging es zum Tanzen. Beim Besuch unserer Zeitung erinnert sich der 67-Jährige an einen Schwimm-Wettkampf in Unna. Kaum war der junge Mann nach 100 Meter Freistil aus dem Becken raus und hatte sich abgetrocknet, ging es auch schon zum Auftritt seiner Tanzgruppe. Umgezogen hat er sich zwischendurch im Auto.

Irgendwann suchte Gerhard Kowalzik eine berufliche Alternative. Ein guter Bekannter war bei der Polizei. Der junge Familienvater bewarb sich und fing mit 22 Jahren bei den Ordnungshütern an, genau am 1. April 1975, und begann wieder mit dem Schwimmsport. Bei der Polizei lernte er Karl-Heinz Selter aus Heggen kennen, der spätere Leiter der Polizeiwache Attendorn und seit vielen Jahren Nachbar in Finnentrop. Selter informierte seinen Kollegen, dass an der Serkenroder Straße Baugrundstücke angeboten werden. Dort ist Gerhard Kowalzik mit seiner Familie 1980 eingezogen, dabei kannte er Finnentrop gar nicht so richtig.

Nach einer Woche in den Trainerstab

Das sollte sich für den Polizeibeamten, der zunächst in Menden Dienst schob, aber schnell ändern. Nach 13 Jahren im Wach- und Wechseldienst in Attendorn wechselte Kowalzik 1994 nach Olpe. Zu diesem Zeitpunkt war der leidenschaftliche Schwimmsportler längst bei den Wasserfreunden aktiv. Kurz nach dem Umzug ging der Neu-Finnentroper spontan ins Finto-Hallenbad und sah beim Training zu, machte einige Vorschläge und gehörte schon eine Woche später zum Trainerteam. Als der damalige 1. Vorsitzende Peter Keine einen Sportlichen Leiter suchte, übernahm Gerhard Kowalzik diese Position 1985 – bis heute.

„Das ist ein Teil meines Lebens geworden“, blickt der gebürtige Bergkamener auf die 41 Jahre als Schwimmwart und Sportlicher Leiter zurück. „Ich habe versucht, alles zusammenzuhalten“, beschreibt Kowalzik seine selbstgestellte Aufgabe. Zusammen mit den Trainern hat er versucht, „unser Konzept knallhart“ durchzuziehen. Wenn bei einem Wettkampf Freistil auf dem Programm stand, dann wurde auch Freistil geschwommen.