Kreis Olpe. Faszination Hallenmasters. Im Fußballkalender des Kreises Olpe ist das Spektakel seit 1989 der unumstrittene Höhepunkt des Winters.
In diesem Jahr muss das Masters ausfallen. Es wäre die 32. Auflage gewesen. Bei uns aber findet es statt, besser gesagt seine Kuriositäten. Wir haben in den gut drei Jahrzehnten geblättert.
1 Ein unglaublicher Krimi war das Endspiel 2013 in Meggen. 0,7 Sekunden vor Schluss bekam Kirchhundem einen Siebenmeter gegen sich. Florian Friedreichs verwandelte für den FC Lennestadt zum 3:3. Im Flug des Balles ertönte die Schlusssirene. Schiedsrichterin Andrea Rath gab das Tor zunächst nicht, Kirchhundem jubelte schon minutenlang den 3:2-Sieg und den Pokalgewinn, dann schritt Schiedsrichter-Obmann Marco Cremer ein und entschied auf „Tor“. Im Neunerschießen holte sich der FCL schließlich den Masterssieg. „Das waren Gefühle zwischen Himmel und Hölle,“ pustete FCL-Trainer Michael Kurzeja nachher durch.
2 Mit einer sehr sportlich-fairen Geste schrieb der SV Brachthausen/Wirme im Januar 2019 Masters-Geschichte. Zwar gewann die SG Saalhausen/Oberhundem den Gemeindepokal Kirchhundem, für sie war allerdings die Qualifikation über den Lennestadt-Pokal nötig, um zu Masters zu fahren. Grund: Der Lennestädter Verein TSV Saalhausen ist der federführende Verein der Spielgemeinschaft. Somit hätte der SV Brachthausen/Wirme das Recht gehabt, zur Kreismeisterschaft nach Olpe zu fahren. Doch ließ er den Saalhauser/Oberhundemern den Vortritt. Der sportliche Erfolg solle im Vordergrund stehen, sagte Geschäftsführer Marco Jung und machte sich dafür stark, dass Saalhausen/Oberhundem das Masters-Ticket bekommt, "sie haben es sportlich verdient". Auch Pokalspielleiter Ulrich Keine war beeindruckt. "Wir danken dem SV Brachthausen/Wirme für seine sportliche Haltung, Respekt und Anerkennung dafür. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Marco Jung".
3 In die Kategorie "unglaublich" gehört auch das Endspiel 2016 zwischen Titelverteidiger FC Lennestadt und der SG Finnentrop/Bamenohl. 10:9 hieß es nach Neunmeterschießen für den Gastgeber Finnentrop/Bamenohl. Am Ende der regulären Spielzeit hatte es 4:4 gestanden, nachdem Samed Baser 27 Sekunden vor Schluss noch für den FCL ausgeglichen hatte. 6:6 hieß es nach 2x5 Minuten Verlängerung. Das Neunmeterschießen musste entscheiden. Mike Schrage versenkte schließlich den entscheidenden Ball, zuvor war der Lennestädter Philipp Thöne an SG-Torwart Marcel Grajewski gescheitert. "Das ist geil. Ich habe gedacht, einfach treffen, dann haben wir den Pott", war Mike Schrages erster Kommentar nach dem Drama.
4 Nach nur einer Stunde ging nichts mehr, schon um 12 Uhr wurde die Olper Realschulhalle von innen abgeschlossen. Ausverkauft. So stand es auf dem eilends gemalten Schild an der Eingangstür. "Es passte keine Maus mehr 'rein", erinnerte sich Pokalspielleiter Ulrich Keine. Und Marco Alterauge, langjähriger sportlicher Leiter Vorstand des Ausrichters SC Drolshagen, ergänzte: "Es war für unseren Verein eine riesige logistische Herausforderung. Die Bewirtung hatten wir nach außen verlegt, dann kam ein Stromausfall, es konnten nicht einmal mehr Waffeln gebacken werden. Die Zuschauer standen in Dreierreihen auf der oberen Tribüne, um die Spiele zu sehen“.
5 Auftakt mit Hindernissen 1989. Keiner konnte ahnen, dass das Kreis-Masters den kommenden 30 Jahren eine solche Erfolgsgeschichte werden würde. Zumal es bei der Premiere mächtig Ärger gab. Der VSV Wenden absolvierte ein Freundschaftsspiel und Leo Stickeler, der Vorsitzende des FLVW Olpe, schäumte und kündigte für die kommenden Masterstermine ein Verbot für Freundschaftsspiele an. Kurios aus heutiger Sicht: Es spielte noch jeder gegen jeden. Sieger wurde der SV Hillmicke, das bessere Torverhältnis gegenüber den Sportfreunden Dünschede war entscheidend.
6 Bundesliga-Bräuche in Kirchhundem. Dafür sorgten die Fans des SC Drolshagen. Die hatten sich zuvor mit reichlich Bier-Lätzchen eingedeckt und machten von der Tribüne aus auch von ihnen Gebrauch. "Wir mussten nach jedem Tor den Hallenboden fegen", erinnerte sich Ulrich Keine, für ihn war es das erste Kreishallenmasters als Pokalspielleiter.
7 Zoff gab es nach dem Hallenmasters 2016. Auslöser war die Aussage des Trainers Eugen Litter vom Fußball-Landesligisten SV 04 Attendorn, wonach das große Fußballturnier um den Winter Cup mit 144 Mannschaften einen höheren Stellenwert habe als das Kreis-Masters. Ulrich Keine, Masters-Spielleiter, sah einen Affront gegen die anderen Masters-Teilnehmer und den Sponsor Krombacher Brauerei. Albert Hasenau, Vorsitzender des SV 04, sprang seinem Trainer bei und bezeichnete Keines Aussage als Frechheit. "Eugen wollte überhaupt niemanden kränken, eine solche Schlussfolgerung ist absurd", sagte Hasenau im Interview mit dieser Zeitung. Letztlich haben die Attendorner wohl alles richtig gemacht, jedenfalls gewannen sie das Riesen-Turnier in Hüsten und nahmen 3000 Euro mit in die Hansestadt.
8 1996 sorgte ein kleiner "Fußball-David" mit Namen SF Biggetal unter den ganzen Großen für Furore und beim Masters in Wenden für die größte Sensation: Der A-Kreisligist sicherte sich durch einen 4:0-Sieg gegen RW Ostentrop/Schönholthausen den Cup und 1500 Mark Prämie. 1996 war für Biggetal so erfolgreich wie kein anderes Jahr. Der Klub holte den Stadtpokal, dann das Kreishallenmasters und stieg in die Fußball-Bezirksliga auf. Die Masters-Spiele im Konrad-Adenauer-Sportzentrum in Wenden sind für Torwart Ralf Feldmann unvergesslich. „Das Größte war das Halbfinale gegen den damaligen Bezirksligisten SF Dünschede. Ich hielt beim anschließenden Showdown drei Siebenmeter von Sefket Korac, Carsten Groll und Mimi Dinter“, so das Biggetaler Urgestein.
9 Spieler tritt Spieler. Schiedsrichter straft. So ist der Normalfall. Schiedsrichter tritt Zuschauer - das ist eher eine Rarität. Aber passiert beim Kreismasters in Wenden. Winfried Alterauge, Unparteiischer seines Zeichens, hatte sich bei Trainer Werner Schumacher und dem ehemaligen Vorsitzenden des FSV Gerlingen, Willy Müller beschwert, weil sie für seine Begriffe die Füße zu sehr in Spielfeld streckten und ihn bei seiner Tätigkeit behindern würden. "Ich trete euch auf die Füße, wenn ihr die nicht wegzieht", kündigte Alterauge an. Die beiden Sportsleute nahmen das offenbar nicht ganz so ernst, was ich als Fehler herausstellen sollte. "Ich habe ihn ganz tatsächlich auf die Füße getreten", lachte Alterauge mit über 25 Jahren Abstand und verriet, dass das Ganze alles andere als tierisch ernst war: "Nachhher haben wir drei zusammen Bier getrunken".
10 Schrecksekunde beim Masters 1989 in Wenden. Das Finale lief, da flog plötzlich eine leere Bierflasche im hohen Bogen von den proppevollen Zuschauerrängen auf aufs Parkett. Doppeltes Glück: die Flasche lieb heile, es gab keine Scherben, und noch wichtiger, sie traf niemanden. Der Zuschauer wurde ermittelt, und der Halle verwiesen, er entschuldigte sich für sein Fehlverhalten. "Wir haben das Endspiel fortgesetzt", erinnert sich Winfried Alterauge, der genau dieses Spiel auch noch gepfiffen, an diesen Vorfall, der in den Jahren drauf auch ein Einzelfall bleiben sollte.
Info
1989 hatte der damalige FLVW-Kreisvorsitzende Leo Stickeler die Idee, ein Turnier der Sieger der einzelnen Gemeinden und Städte ins Leben zu rufen. Wichtige Schrittmacherdienste leistete der Olper Gregor Schmelzer von der Krombacher Brauerei und öffnete damit beim Sponsor die Türen. 1500 Mark gingen zur Premiere an den SV Hillmicke, 1000 an die SF Dünschede und 500 Mark an den Rangdritten SSV Elspe. Jeder Teilnehmer erhielt einen Gutschein für 100 Liter Gerstensaft.