Iserlohn. Drew LeBlanc steckt mit den Roosters im Abstiegskampf – ausgerechnet gegen sein Ex-Team Augsburg. Im Interview spricht er über das pikante Duell.

Das Kellerduell in Augsburg war für die Mannschaft und auch die Fans der Iserlohn Roosters etwas Besonderes. Es war eines dieser Spiele, die eine ganze Saison entscheiden können, ähnlich wie vor zwei Jahren das Auswärtsspiel in Krefeld, welches die Sauerländer deutlich für sich entscheiden konnten und am Ende den Klassenerhalt feiern durften. Wesentlich spannender war dagegen der Krimi in Augsburg, in dem erneut die Roosters Nervenstärke bewiesen. Ganz speziell war das Aufeinandertreffen für Drew LeBlanc, der mit Augsburg in den vergangenen acht Jahren durch dick und dünn gegangen ist und nun auf Seiten der Roosters steht.

Welche Gedanken sind Ihnen vor dem Spiel und während der Partie durch den Kopf gegangen?

Drew LeBlanc: Ich habe versucht, das alles auszublenden und mich wie auf ein normales Spiel gegen ein anderes Team vorzubereiten. Wobei wir seit Oktober keine normalen Spiele mehr haben, sondern gefühlt nur noch Partien mit Play-off-Charakter. Natürlich ist die Konstellation schon speziell gewesen, aber für mich kam es darauf an, mich darauf zu fokussieren, dass ich ein gutes Spiel mache. Es war insgesamt zwar nicht unsere beste Leistung, aber auf dem Ergebnis lässt sich aufbauen, und auch auf die Art, wie wir in Unterzahl zum Schluss das Unentschieden verteidigt haben. Jetzt gilt es jedoch, nicht zufrieden zu sein, sondern die Mentalität zu haben, am Donnerstag um 19.30 Uhr voll da zu sein und gegen Straubing den nächsten Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen. Noch haben wir nichts erreicht, der Druck ist weiterhin da.

Sind Sie dennoch etwas erleichtert, dass nicht ausgerechnet Sie den entscheidenden Siegtreffer für die Roosters gegen ihren alten Club erzielt haben?

Überhaupt nicht. Ich hätte den Siegtreffer gegen Augsburg gerne selbst gemacht. Was gibt es denn Schöneres, als seinen alten Kollegen und den vielen Fans zu zeigen, zu was man noch in der Lage ist. Zudem hätte es auch der Mannschaft mal wieder gutgetan, wenn nicht nur unsere Topscorer treffen. Ich denke, dass wir gerade jetzt in den engen Spielen Tore von Spielern brauchen, die die Leistungsträger ein wenig entlasten.

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Sie haben bereits zwei Jahre Abstiegskampf mit Augsburg hinter sich. Inwieweit hilft Ihnen das jetzt in der Situation, in der die Roosters gerade stecken?

Man lernt natürlich durch diese Erfahrung hinzu. Es ist wichtig, dass man nicht in Panik verfällt, mit dem Puck am Schläger. Man darf keine Angst haben, Fehler zu machen, sonst macht man nämlich dadurch welche. Es ist wichtig, dass man die entscheidenden Dinge richtig macht und dass dabei der ungeheure Druck dich nicht beeinflusst. Am besten ist, wenn du es schaffst, weiterhin Freude am Spiel zu haben, dann fällt vieles leichter. In den entscheidenden Situationen gilt es, einfach und clever zu spielen und nicht etwas Besonderes zu probieren. Das geht meistens schief.

Ist die aktuelle Situation in Iserlohn mit der in Augsburg im letzten Jahr zu vergleichen oder gibt es Unterschiede?

Es gibt schon Unterschiede. Wir haben das Glück, dass wir genau in dieser entscheidenden Endphase der Hauptrunde unser bestes Eishockey spielen. Das ist ein großer Vorteil zu den Teams, die ebenfalls im Tabellenkeller stecken und vielleicht die letzten drei, vier Spiele verloren haben. Du hast dann weniger Selbstvertrauen und suchst nach Wegen aus der Krise. Für uns ist die aktuelle Form ein großer Bonus in den letzten Partien, die es noch zu bestreiten gibt. Eines ist aber auch klar: Noch haben wir den Klassenerhalt nicht sicher. Deshalb müssen wir genauso weitermachen und gar nichts groß ändern.

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass es zuletzt gerade zu Hause überhaupt nicht rund lief?

Nein. Das ist auch einer der Punkte, der mich sehr enttäuscht. Du kommst jedes Mal mit einem Erfolg von einem Auswärtsspiel zurück und willst im eigenen Stadion dann nachlegen. Die Fans sind da, die Stimmung ist unglaublich, und wir bekommen es nicht gebacken, die Erwartungen zu erfüllen. Das ist sehr frustrierend. Deshalb gilt es umso mehr, am Donnerstag endlich von den zwei Punkten in Augsburg zu profitieren und im Heimspiel die Chance zu nutzen, den Vorsprung auf den Tabellenletzten auszubauen.

Doug Shedden hat angedeutet, dass er den Spielern einige Freiräume gibt und unter anderem auch mal ein oder zwei Bier auf der Rückfahrt genehmigt. Wie kommt sein Führungsstil bei den Spielern an?

Jeder Trainer hat da seine eigene Philosophie. Klar ist es für uns schöner, wenn man einen wichtigen Sieg auch mal feiern kann. Da wird so eine Heimfahrt von rund sieben Stunden wesentlich entspannter. Insgesamt trägt das auch zu einer gelasseneren Stimmung im Team bei. Wir stehen fast jeden Tag unter enormen Druck. Da ist es schön, wenn man auch mal einige Stunden so einen Erfolg genießen kann, zumal alle Spieler äußerst verantwortungsvoll damit umgehen.

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Ist für Sie die Verpflichtung von Doug Shedden der Schlüssel zur Wende bei den Roosters in dieser Saison gewesen?

Das ist schwierig zu sagen. Immerhin ist der Kader so ziemlich der gleiche, den wir am Anfang der Saison hatten. Schon damals konnte ich mir beim Blick auf die Namen nicht erklären, warum wir so erfolglos waren. Es scheint aber, dass er irgendwie die Kleinigkeiten gefunden hat, die dann zur Wende geführt haben. Ich kann nicht einmal sagen, welche das gewesen sein könnten. Sicherlich haben auch einige Siege dazu beigetragen. Fest steht aber auch, dass er die Gabe besitzt, einem Spieler das Gefühl zu vermitteln, dass er äußerst wichtig für das gesamte Team ist.