Iserlohn. Roosters feiern einen dramatischen 2:1-Auswärtserfolg nach Verlängerung im Kellerduell in Augsburg. Tyler Boland erzielt beide Treffer.

Mit einem Sieg nach Verlängerung sicherten sich die Iserlohn Roosters bei den Augsburger Panthern zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf. Tyler Boland sorgte in der letzten Sekunde der Overtime für den Extrapunkt, der am Ende entscheidend werden könnte.

Eishockey DEL: Augsburger Panther - Iserlohn Roosters 1:2 n.V. (1:1, 0:0, 0:0). Mal wieder stand gegen den bayerischen Traditionsclub ein Duell mit (vor)entscheidendem Charakter auf dem Plan. Das Aufeinandertreffen des Letzten gegen den Vorletzten reihte sich in die Riege wie der Qualifikation um den freien Bundesligaplatz 1977 (2:4/8:2), der Oberligameisterschaft 1989 (1:4/7:2), der zweiten Runde des DEB-Pokals 2006 (2:1 n.P.) und einiger DEL-Spiele (2008, 2011, 2014, 2022, 2023), in denen es meist um den Kampf um die Pre-Playoffs ging, ein.

Diesmal geriet das 131. Spiel in der 65-jährigen heimischen Eishockeygeschichte zwischen beiden Clubs am 47. Spieltag der DEL zum absoluten Abstiegskrimi. Der Sieger würde nicht nur wichtige Punkte verbuchen können, sondern auch den moralischen Vorteil mit in die restlichen fünf bzw. sechs Partien nehmen. Roosters-Trainer Doug Shedden hatte am Samstag vor der Abreise in die Fuggerstadt wohl noch eine offene Kirche für ein Stoßgebet gefunden, sodass zur Erleichterung aller, Topscorer Michael Dal Colle nach dem Trainingsunfall wieder in den Kader zurückkehrte.

Die Wichtigkeit der Partie war den Tabellennachbarn deutlich anzumerken. Die Nervosität spiegelte sich in vielen Fehlern auf dem Eis wider, kein Team wollte zu viel wagen. Durch fehlende Konsequenz gerieten die Roosters früh in Rückstand. Esposito hatte die Scheibe am eigenen Kasten erobert und leitete über Sacher den eigenen Konter ein, den er erfolgreich abschloss (5.). Kurz darauf verhinderte Andreas Jenike mit einer Rettungstat gegen Collins, dass man wieder einem Zwei-Tore-Rückstand hinterherlaufen musste. Augsburg hatte ohne Zweifel den besseren Start in das Kellerduell erwischt. Trotzdem blieben die Panther anfällig. Die großen Lücken auf dem Eis nutzten die Roosters zum schnellen Ausgleich. Wie zuletzt in Köln, bediente Dal Colle wieder Tyler Boland, der AEV-Goalie Keller keine Chance ließ (8.). Viel mehr kam von den Sauerländern aber nicht. Jenike sorgte derweil gegen Oblinger dafür, dass das Unentschieden mit ins zweite Drittel genommen werden konnte.

Dort agierten beide Teams äußerst vorsichtig. Fast schien es, dass man das Vertrauen ins eigene Können verloren hatte. Das Auslassen von guten Chancen wirkte da schon fahrlässig. Nick Ritchie fehlte die erforderliche Geschwindigkeit, sodass Renner mit dem Schläger noch klären konnte. Und Dal Colle (30.) schaffte es gleich zweimal nicht, bei freier Bahn einzunetzen. Bis zur „Halbzeit“ war Iserlohn auf mäßigen Niveau besser, ohne jedoch daraus Kapital schlagen zu können. Augsburg wirkte derweil bei angezeigter Strafe gegen Ben Thomas mit einem Mann mehr ratlos und sorgte auch im Powerplay für keine Gefahr. Dass das zweite Drittel torlos zu Ende ging, spiegelte insgesamt den Spielverlauf wider. „Es ist hart umkämpft. Beide Teams lassen alles auf dem Eis. Wir müssen die freien Räume suchen und die Rebounds nutzen“, blickte Taro Jentzsch bei „Magenta Sport“ auf den Schlussabschnitt.

Die Roosters drückten dort sofort auf die Führung. Fehlte beim Schlagschuss von Colin Ugbekile noch der Abnehmer vor dem Tor, ließen Boland und Dal Colle (42.) zu leichtfertig das 2:1 liegen. Was auch für das Break von Iserlohns „Zehner“ (49.) galt. In den letzten zehn Minuten nahm der Druck zu, und die Roosters verloren ihre Disziplin. Taro Jentzsch und Brandon Gormley kassierten nacheinander für einen hohen Stock mit Verletzungsfolge jeweils vier Strafminuten, was eine insgesamt fünfminütige Unterzahlphase, darunter 51 Sekunden mit zwei Mann weniger, zur Folge hatte. Bis auf zwei Chancen von Trevelyan (54./57.) ließ Iserlohn aber nichts zu. Ritchie verpasste es, mit seinem Break für den späten Siegtreffer und drei Punkte zu sorgen.

In der Overtime war Augsburg mit Köhlers Schuss ans Gestänge und Collins Alleingang nach Ritchies Fehlpass näher am Extrapunkt. Doch dann setzte sich Ugbekile energisch an der Bande durch und bediente Tyler Boland, der die Roosters und die mitgereisten Fans in der letzten Sekunde der Verlängerung jubeln ließ. „Das ist unglaublich. Das sind die Spiele, die das Eishockey ausmachen. Es war wie ein Playoff-Spiel. Wir haben unseren Job erledigt“, freute sich der Doppeltorschütze bei „Magenta Sport.“

AEV - Roosters 1:2 n.V.

Augsburger Panther: Keller - Rantakari, Schüle; Renner, Southorn; Sacher, Köhler - Karjalainen, Collins, Hakulinen; Oblinger, Esposito, Trevelyan; Andersen, Mitchell, Soramies; M.Elias, Volek, Tosto.

Iserlohn Roosters: Jenike - Labrie, Thomas; Gormley, Ugbekile; Bender, Quaas; F.Elias - Ritchie, Sebok, Ziegler; Dal Colle, Cornel, Boland; Schiemenz, LeBlanc, Jentzsch; Broda, Jahnke, Rutkowski.

1. Drittel: 1:0 (4:51) Esposito (Sacher, Mitchell), 1:1 (7:53) Boland (DalColle) - Torschüsse 8/7 - Strafminuten 0/0

2. Drittel: - Torschüsse 10/7 - Strafminuten 0/2

3. Drittel: - Torschüsse 20/14 - Strafminuten 4/8

Verlängerung: 1:2 (64:59) Boland (Ugbekile, Cornel) - Torschüsse 3/2- Strafminuten 0/0

Torschüsse gesamt: 41/30

Strafminuten gesamt: 4/10

Schiedsrichter: MacFarlane, Rohatsch

Zuschauer: 6179

Christof Kreutzer (Trainer Augsburg): „So wie wir in der Tabelle stehen, war es auch ein enges Spiel. Jeder hat versucht, Fehler zu vermeiden. Wir haben versucht, alles zu geben. Die klaren Chancen haben wir nicht genutzt. Das Tor in der Overtime kann auf beiden Seiten fallen. Es ist sehr schade. Der eine Punkt kann wichtig sein.“

Pierre Beaulieu (Co-Trainer Iserlohn): „Das kämpferische Niveau war sehr hoch. Die Tabelle ist sehr eng. Die Unterzahl war für uns der große Unterschied. Andreas Jenike hat am Ende die Breakaways gehalten. Mit dem letzten Schuss haben wir mit etwas Glück unsere Chance genutzt. Wir sind mit den zwei Punkten zufrieden. Wir kämpfen bis zum Ende noch um einen Playoff-Platz.“ TS