Hagen. . Nein, sie wollen absolut nicht nach Hause: Seit August 2012 sind einige der US-Basketballer von Phoenix Hagen schon durchgängig auf Montage in Übersee. Und verlängern ihre Dienstzeit freiwillig und mit großem Enthusiasmus. Das Erreichen der Playoff-Serie war nicht genug, jetzt haben sie Meister Brose Baskets Bamberg in ein viertes Spiel gezwungen - mindestens.

Nach dem 95:89 (46:51)-Triumph in der brodelnden Enervie Arena gegen den hohen Favoriten haben sie das Ziel eines zweiten Heimspiels - am nächsten Mittwoch - erreicht. Und wollen zuvor am Sonntag den Meister auch in dessen Halle ärgern.

Chris Fleming hatte nur überschaubar gute Laune, das war nicht zu übersehen. Spät kam der Bamberger Trainer zur obligatorischen Pressekonferenz, das Halsbonbon hatte seine Stimme nach der Spielanalyse mit seinem Team offenkundig nötig. Es war nicht schwer zu erraten, was er seinem Team deutlich mitgeteilt hatte.

„Die Konzentration war bei uns nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, bemängelte der Baskets-Coach, nicht ohne den Gastgebern zu gratulieren. In Spiel zwei der Playoff-Serie hatte im „Tollhaus“ Enervie Arena die Mannschaft mit mehr Intensität, Emotionen und Kampfgeist gegen das basketballerisch zweifellos talentiertere Team gesiegt. Was nicht nur Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann freute: „Am Ende haben sich Willen, Energie und Herz durchgesetzt.“

Hagener Flüchtigkeitsfehler

Im bisher größten Spiel der Klubgeschichte waren die Gastgeber von Beginn an fokussiert. Auch wenn sie mit ihrer intensiven Spielweise beim Schiedsrichter-Gespann an Grenzen stießen, erstaunlich früh verhängten die Unparteiischen gegen David Bell und Larry Gordon unsportliche Fouls. Ein Niveau, das sie später bei ähnlich harten Vergehen der Bamberger nicht halten konnten. Phoenix ließ sich nicht irritieren, verteidigte weiter aufopferungsvoll. Und hatte in Adam Hess - im ersten Spiel in Bamberg noch ohne Punkt - einen offensiv überragenden Akteur. Schon der erste Dreier des Routiniers saß, am Ende waren es bärenstarke acht. Nicht von ungefähr brachte der Deutsch-Amerikaner den Hagenern aus der Distanz die 23:20-Viertelführung.

Bis zum 39:39 (17. Minute) wechselte die Führung ständig, dann hatte Bamberg kurz das Momentum. Auf der einen Seite vergab Davin White den einfachen Fastbreak-Korbleger, im Gegenzug saß Karsten Taddas Dreier. Bis zur Pause hatten die Gäste angesichts Hagener Flüchtigkeitsfehler Vorteile, kamen angesichts ihrer Größenvorteile nun auch vermehrt am Korb durch Bostjan Nachbar und Maik Zirbes zu Punkten. Gefühlt auf Augenhöhe, ging Phoenix so dennoch mit einem Rückstand in die Pause.

Ohrenbetäubende Heimkulisse

Doch die Hagener hatten ja einen Hess, auf den zur ungewohnten Mittagsstunde Verlass war. Beim 56:61 und dem schon dritten Foul von Dino Gregory (25.) schien Bamberg den Vorteil zu behalten, doch zwei Hess-Distanztreffer von weit draußen kippten die Partie (62:61, 26.). Der Meister zeigte Nerven, etwa als Tadda zunächst Mark Dorris foulte und dann - ungestraft - noch einmal nachlangte. Jetzt war die Heimkulisse endgültig ohrenbetäubend, jeder Bamberger Angriff wurde von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Phoenix nutzte die Emotionen auf den Rängen, beim 75:67 (31.) durch White hofften die Fans erstmals wirklich auf den großen Coup.

Phoenix-Coach Ingo Freyer hatte nach einer 0:9-Serie noch Asse im Ärmel 

Chris Fleming, der Bamberger Trainer, reagierte, brachte die komplette Erfahrung der Playoff- und Euroleague-gestählten Gäste aufs Parkett. Und stellte auf Zonenverteidigung um, mit der Phoenix zunächst Probleme hatte. Nach einer 0:9-Serie war beim 75:76 durch Sharrod Ford (34.) der Favorit wieder vorn, alles schien doch den erwarteten Gang zu nehmen. Doch auch Phoenix-Coach Ingo Freyer hatte noch Asse im Ärmel, brachte Gordon und Gregory zurück - und ließ bis zur Schlusssirene die Startfünf auf dem Feld. Die zeigte die fast schon gewohnten Comeback-Qualitäten. Drei Dreier von Gordon und White trafen die ungewohnte Nerven zeigende Bamberger ins Mark, Bell legte noch das 86:77 (37.) nach.

"Humba" mit Frank Buschmann auf dem Heuboden

Dem Kapitän, obwohl durch eine Erkältung geschwächt, blieb auch die Entscheidung vorbehalten. Zunächst erlöste er die Hagener nach dem Zwischenspurt des Meisters zum 88:86 (39.) 80 Sekunden vor dem Ende aus der Distanz (91:86). Und als Anton Gavel im Gegenzug ähnlich antwortete (91:89), war es wieder Fitness-Fanatiker Bell, der den endgültigen Knockout setzte. Bambergs letzter Angriff landete in Gordons flinken Händen, danach spielte Phoenix klug die Zeit herunter. Und fand den in der Ecke lauernden Bell, dessen Treffer zehn Sekunden vor der Sirene eine wahre Explosion der Emotionen auf den Rängen hervorrief.

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Es passte zu einem denkwürdigen Nachmittag, dass die Stehplatz-Fans - neben allen Spielern - den zuvor mit Plakaten begrüßten Fernsehmoderator Frank Buschmann zur „Humba“ auf den „Heuboden“ riefen. „Buschi“, der am Ischeland zahlreiche Zweitliga-Duelle für die BG Hagen bestritten hat, folgte der Aufforderung - und ordnete den Triumph des Außenseiters gegen den Meister später ein: „Für die Fernsehzuschauer war das ein überragendes Basketball-Spiel.“

Nächste TV-Übertragung in Hagen möglich

Gut möglich, dass der übertragende Sender Sport1 am nächsten Mittwoch - wenn die Serie Bayern München gegen Alba Berlin schon entschieden sein sollte - wieder nach Hagen kommt. Eine erstklassige Show hat ihm Phoenix geboten. Auch weil die Hagener nach der hohen Niederlage in Bamberg angefressen waren, wie Larry Gordon bekannte: „Wir wollten jedem in der Halle und an den Fernsehern zeigen, wie wir spielen können.“ Das ist ihm und seinen Teamkollegen nachhaltig gelungen.

Axel Gaiser

Statistik zum Play-off-Spiel Phoenix Hagen - Brose Baskets Bamberg 95:89 (46:51) 

Phoenix Hagen: Bell (14, 3/8 Dreier, 5 Assists), Hess (28, 8/15 Dreier, 7 Rebounds, 4 Assists), Dorris (13, 4 Assists), Kruel, Wendt (4), Gordon (16, 2 /3 Dreier, 2 Blocks), Lodwick (3), Gregory (6, 7 Rebounds), White (11, 3/7 Dreier, 5 Assists, 3 Steals).

Phoenix schlägt Bamberg

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1/68

Brose Baskets Bamberg: Goldsberry (3), Nachbar (19, 2/10 Dreier), Tadda(3), Schmidt, Neumann, Ford (10, 11 Rebounds), Renfroe (8, 7 Assists, 5 Ballverluste), Jacobsen (8, 2/7 Dreier), Gavel (21, 4/7 Dreier), Zirbes (17)

Spielviertel: 23:20, 23:31, 26:15, 22:23.

Teamstatistik: 49:51% Wurfquote, 17/37:12/33 Dreier, 6/8:15/21 Freiwürfe, 35:36 Rebounds, 21:22 Assists, 13:20 Ballverluste, 8:2 Steals, 3:4 Blocks.

Zuschauer: 3145 (ausverkauft).