Essen/Wetter. Der KC Wetter startet in die 2. Liga, unser Mitarbeiter Carl Berger debütiert dabei. Und berichtet direkt vom Baldeneysee in Essen:

Drei Mal tief durchatmen. Das Paddel im Anschlag. Der Linienrichter hebt die grüne Fahne, „beide gut!“, ruft jemand. Ein kurzes Zucken des Schiedsrichters verrät den Anpfiff um den Bruchteil einer Sekunde, das Wasser spritzt, als Finn Crone mit voller Kraft anreißt und zum Ball in der Feldmitte sprintet.

Für mich ist der Start der 2. Bundesliga im Kanupolo der Herrenklasse für den Kanu Club Wetter auch der allererste Bundesliga-Spieltag. Eigentlich ist alles wie immer. Das Ruhrwasser des Essener Baldeneysees ist genauso nass wie bei uns in Wetter und wer mehr Tore wirft als der Gegner, geht nach wie vor als Sieger vom Feld. Trotzdem ist die Anspannung eine etwas andere. Im Hinterkopf schwebt immer der Gedanke mit, dass jetzt jedes Spiel zählt. Das Ziel dieses Jahr - ganz klar der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Zwölf Mannschaften aus ganz Deutschland treten in der Liga gegeneinander um den Aufstieg an. Während der Erstplatzierte der 2. Bundesliga sofort aufsteigt, müssen die Zweit- und Drittplatzierten sich den Aufstieg in einer Relegationsrunde gegen den Zehnten und Elften der ersten Liga erspielen.

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Mit einem 2:0-Sieg gegen VMW Berlin gelingt uns am Samstagmorgen ein solider Start in die Saison. Der KC Wetter ist zurzeit so gut aufgestellt, dass es uns trotz verletzungsbedingter Ausfälle gelingt, eine starke Mannschaft aufs Feld zu bringen. Das Team besteht aus erfahrenen Bundesliga-Akteuren und Nachwuchsspielern aus der U21, unter ihnen zwei Kandidaten für die deutsche Kanupolo-Nationalmannschaft. Eine Mannschaft, die sich aus vielen gemeinsamen Trainingsjahren gut kennt.

Kanupolo ist ein Mannschaftssport, gerade die Abwehr ist eine Teamleistung. Der Gegner ist durch den fliegenden Torwart in Überzahl, vier Verteidiger müsse fünf Angreifer abwehren. Schnelle Einschätzungen, Entscheidungen und Absprachen sind spielentscheidend, ein eingespieltes Team, in dem jeder die Stärken und Schwächen seiner Mitspieler kennt, kann so einen entscheidenden Vorteil ausspielen. Besonders auf meiner Position als „Einser“ vor der Abwehr sind Ansagen aus der „Dreierreihe“ vor dem Tor notwendig. Ansagen darüber, wer welchen Gegenspieler aufnehmen und abwehren kann. Die Teamleistung geht über das Spielfeld hinaus. Die Auswechselzone ist stets bereit, gibt Anweisungen an die Abwehr, feuert an und bringt Stimmung aufs Wasser. Und auch abseits vom Spielfeld ist die Mannschaft ein Team, denn das Spiel beginnt an Land.

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Aus der JBL-Box ertönt „Ikke Hüftgold“ mit gewöhnungsbedürftigen Party-Hits, während wir uns mit dem „gelben Blitz“ - so nennen wir unseren Trainingsball - warmwerfen. Musik und Schweinchen-in-der-Mitte an Land gehören zum Aufwärmen dazu, genauso wie das Warmwerfen und Warmfahren auf dem Wasser. „Wach werden“ – die nötige Spannung aufzubauen ist spielentscheidend. Unmittelbar vor dem Spiel kommen wir noch einmal zusammen. Was vorher besprochen wurde wird noch einmal auf den Punkt gebracht: „Auf Männers, unser Spiel!“

Eine Platzierung, die nicht schlecht ist, für den Aufstieg bei den kommenden Spieltagen allerdings noch ausgebaut werden muss.
Carl Berger, Spieler des KC Wetter, über Rang vier nach dem ersten Spieltag

Mit voller Wucht prallen die Boote aufeinander, der Gegner vom DRC Neuburg ist im letzten Spiel am Sonntag schneller am Ball. Schnell fällt das erste Gegentor. Als Spieler ist der volle Fokus auf das Spielgeschehen gerichtet. Alles andere drum herum fällt spätestens mit dem Anpfiff weg. Viele Spielabläufe laufen durch die jahrelange Erfahrung routiniert, trotzdem muss man im Kopf immer wachsam sein. Ruhe und Konzentration bewahren und gleichzeitig „Feuer“ aufs Wasser bringen, ist in solchen Situationen entscheidend. Ein nervenaufreibendes Spiel, nicht nur aus Spielerperspektive. Verletzungsbedingt gibt Sören Kraemer, erfahrener Bundesligaspieler, nicht vom Wasser, sondern von der Coachingzone vom Steg aus Anweisungen. Seine grauen Haare scheinen sich über das Wochenende vervielfacht zu haben.

Mit einem 1:2-Rückstand geht es in die Halbzeitpause. Ein schnelles Coaching von Sören Kraemer, bevor die zweite Halbzeit angepfiffen wird. Auf den Ausgleichstreffer folgt schnell Führung. Wenn das Runde ins Eckige geht, und der lange Pfiff des Schiedsrichters das Tor bestätigt, steigt die Stimmung automatisch und eine sanfte Erleichterung macht sich breit, die zum 5:3-Sieg ihren Beitrag leistet. Nach dem ersten Spieltag steht der KC Wetter mit 13 Punkten auf dem vierten Platz der Tabelle, punktgleich hinter den Sportfreunden aus Wuppertal. Eine Platzierung, die nicht schlecht ist, für den Aufstieg bei den kommenden Spieltagen allerdings noch ausgebaut werden muss.