Hagen. Schock für die Eintracht: Hakon Styrmisson fällt wohl 12 Monate aus. Sportdirektor Michael Stock erklärt, wie die Grün-Gelben das kompensieren wollen.
An diesen 27. Geburtstag wird Hakon Styrmisson wohl noch länger zurückdenken. Aber nicht, weil er besonders schön war, sondern weil er sehr ungewöhnlich und sicher auch anstrengend war. Statt im Kreise der Familie oder mit Freunden zu feiern, stand am Freitag, 24. Mai, eine Knie-OP auf dem Programm. Der aus Island stammende Linksaußen des Handball-Zweitligisten VfL Eintracht Hagen hatte sich Anfang Mai verletzt und fällt für neun bis zwölf Monate aus.
Diese Hiobsbotschaft ist für die Grün-Gelben in der Woche vor dem Saisonabschluss ein herber Dämpfer. Am Samstag steht nämlich der letzte Spieltag der laufenden Saison an (TuS Vinnhorst, Anpfiff ist am 1. Juni um 18 Uhr). Dass Styrmisson sein ursprünglich als Leihe vereinbartes Engagement in Hagen erst im April bis 2027 verlängerte, wurde von den Fans noch im April gebührend gefeiert. Der Isländer ist ein Handballer der Extraklasse, erst vergangenen Monat erzielte er in einem Spiel 17 Tore. Doch nun wird Styrmisson, der wegen seiner extrem schnellen Gegenstöße von den grün-gelben Anhängern liebevoll „Island-Blitz“ genannt wird, weit in die nächste Saison hinein fehlen.
Versicherung greift wie bei „normalen“ Arbeitnehmern
Das ist rein sportlich ärgerlich, wirtschaftlich aber eher weniger. Denn wie bei jedem anderen Erwerbstätigen auch, steht der Linksaußen zwar weiterhin auf der Gehaltsliste der Grün-Gelben, jedoch sind Profi-Klubs wie die Hagener Eintracht für solche Arbeitsunfälle gut vorbereitet: Wie Eintracht-Sportdirektor Michael Stock erklärt, zahlen auch im Profi-Handball Arbeitnehmer und Arbeitgeber je hälftig den verpflichtenden Beitrag für die Krankenversicherung: „Der Spieler erhält im Verletzungsfall zunächst eine sechswöchige Lohnfortzahlung in voller Höhe des Gehalts durch den Arbeitgeber. Danach leistet dann die Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und nicht mehr die Handball-Management GmbH als Arbeitgeber“, erläutert Stock.
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Dabei handelt es sich um eine Unfallversicherung, die im Profisport jeder Verein für seine Spieler abschließen muss. Sollte ein verletzter Spieler im schlimmsten Fall Sportinvalide werden, zahlt die VBG eine monatliche Rente oder ggf. eine einmalige Kapitalabfindung.
Im Falle Styrmissons, das ist bereits absehbar, ist eine Genesung innerhalb der nächsten sechs Wochen nahezu ausgeschlossen. Er wird dann nach sechs Wochen von der VBG 80 Prozent des vertraglich vereinbarten Gehaltes erhalten: „Ob sich Spieler zusätzlich auch privat noch absichern, muss natürlich jeder Spieler selbst entscheiden.“
Die Kaderplanung wird der Vorfall aber nicht akut beeinflussen. Die Verletzung Styrmissons werde jedenfalls keine Neuverpflichtung nach sich ziehen: „Wir haben für kommende Saison auf dieser Position bereits Benedikt Israel verpflichtet und wären damit also, sofern alle gesund gewesen wären, mit Josip Jukic und Styrmisson insgesamt mit drei Linksaußen in die Saison gestartet. Jetzt sind es zwei und die Verletzung ist zwar sehr bitter für uns, aber wir haben Vertrauen in die Fähigkeiten von Benedikt und Josip.“
Experten schätzen die Ausfallzeit auf neun bis zwölf Monate
Weil im Zuge der MRT-Untersuchung nach der Verletzung am 4. Mai - bei einer „schnellen Mitte“ im Spiel gegen den TuS N-Lübbecke hatte sich Styrmisson ohne Gegnereinwirkung verletzt - nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden konnte, wie sehr das vordere Kreuzband in Mitleidenschaft gezogen worden war, wollten die behandelnden Ärzte erst während des Eingriffs über die zu treffenden Maßnahmen entscheiden. Und die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Das vordere Kreuzband entpuppte sich als so stark lädiert, dass eine Stabilisierung mit Hilfe einer neuen OP-Technik unumgänglich war.
Besonders bitter: Ende 2021 hatte sich der pfeilschnelle Rechtshänder schon einmal an diesem Kreuzband verletzt. Die gute Nachricht: Der jüngste Eingriff ist planmäßig verlaufen, schon am Wochenende meldete sich Styrmisson via Instagram bei den Fans. „Wir alle waren schockiert und traurig“, fasste Eintracht-Cheftrainer Stefan Neff die Reaktionen in der Mannschaft zusammen, die am Vorabend der Partie beim EHV Aue von der Hiobsbotschaft erfuhr und die Nachricht mit auf die Fahrt ins Erzgebirge nahm.
Zwischen neun bis zwölf Monate benennen Experten die mögliche Ausfallzeit, wobei Stefan Neff direkt jeden Druck von seinem Leistungsträger nimmt. „Hakon bekommt alle Zeit, die er zur Genesung braucht und jegliche Unterstützung, die nur möglich ist.“