Hagen. Phoenix-Trainer Chris Harris spricht über die Höhen und Tiefen der letzten Spiele - und über die ruppige Begegnung mit Ex-Spieler JJ Mann.

Es war ein Spitzenspiel mit Playoff-Charakter, das den Zuschauern eine Menge für ihr Geld bot, nur angesichts mangelnder Spannung musste man Abstriche machen. Der ProA-Tabellenführer Gladiators Trier besiegte die Basketballer von Phoenix Hagenmit 90:75 und gilt nun mehr denn je als Titelanwärter Nummer 1. Passend zum beeindruckenden Lauf der Moselstädter verkündete Gladiators-Geschäftsführer Andre Ewertz an diesem Montag: „Wir werden einen Lizenzantrag für die Basketball-Bundesliga stellen.“ Alles andere wäre auch eine Überraschung.

Phoenix hingegen musste erstmals drei Pleiten in Serie verkraften. Im Interview spricht Hagens Coach Chris Harris über die aktuelle Schwächephase und seine ruppige Begegnung mit Ex-Spieler JJ Mann.

Chris Harris, die Ergebnisse der vergangenen Wochen sind enttäuschend. Wie bewerten Sie aktuell die Entwicklung der Mannschaft?

Chris Harris: Ich fand unsere Leistung gegen Bremerhaven sehr beeindruckend, und als wir dann in Kirchheim gespielt haben, konntest du merken: Wir sind platt und bereit für eine Pause. Wir sind aber nicht gut aus der Pause gekommen, wir waren mental und körperlich nicht ‚ready‘ und haben kaum etwas von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Damit waren wir alle unzufrieden. Es war wichtig, in Trier Kampfgeist zu zeigen, und das haben wir. Hätten wir im dritten Viertel nicht so einen Blackout gehabt, ein paar mehr Dreier getroffen und Rebounds geholt, dann wäre das Spiel womöglich anders ausgegangen.

Siler Schneider sprach nach dem Trier-Spiel von Kleinigkeiten, an denen die Mannschaft arbeiten muss. Was muss Ihrer Meinung nach besser werden?

Wir hatten einige Abstimmungsfehler, unser Spiel muss wieder rund werden, aber: Die Mannschaft ist intakt, die Jungs spielen sehr gerne miteinander, sie sind selbstbewusst und positiv gestimmt. Wir haben jetzt erstmals dreimal in Folge verloren und für uns ist klar, dass wir eine Reaktion zeigen wollen. Die Jungs werden zeigen, woraus sie gemacht sind.

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In Trier waren Sie oft außerhalb Ihrer Coaching-Zone und bewegten sich mitten auf dem Spielfeld. Dazu haben Sie sich ein technisches Foul abgeholt. Was hat Sie in diesem Spiel so aufgewühlt?

Es war mir extrem wichtig, dass wir Kampfgeist zeigen, deshalb habe ich versucht, der Mannschaft Impulse zu geben und auf meine Art und Weise Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Ehrlich gesagt, war ich insgesamt sehr gefasst. Ich kann auch mal durchdrehen, aber das war in Trier nicht der Fall.

Der Aufreger des Spiels war, als Sie schon innerhalb der Dreierlinie standen, um der Schiedsrichterin etwas mitzuteilen. Worum ging es?

Auf dem Spielfeld war eine Schweißspur, die entstand einen Angriff zuvor, als Brock Mackenzie ein Offensivfoul aufnehmen wollte. Die Schiedsrichterin wollte nicht hinhören, was ich zu sagen habe, also bin ich ein Stück aufs Feld gegangen, um ihr die Stelle zu zeigen. Mir ging es dabei um die Sicherheit der Spieler, denn wir wissen alle, was passieren kann, wenn jemand auf einer Schweißspur ausrutscht.

Und dann lief Ihr Ex-Spieler JJ Mann in Sie hinein...

JJ wollte, dass ich ein technisches Foul bekomme, weil er gesehen hat: Der Harris ist schon wieder auf dem Feld. Er wollte seiner Mannschaft einen Vorteil verschaffen, und das nehme ich ihm gar nicht übel.

Ich war auch mal ein Spieler und habe versucht, für mein Team ein technisches Foul herauszuholen.
Chris Harris, Trainer von Phoenix Hagen

Allerdings hat er Sie mit beiden Händen geschubst. War das nicht zu viel des Guten?

In der Szene war er von uns beiden sicherlich der Unsportlichere. Der Schubser war nicht okay, das wird JJ im Nachhinein bestimmt auch so sehen, aber es war auch nichts Böses. Ich war auch mal ein Spieler und habe versucht, für mein Team ein technisches Foul herauszuholen.

JJ Mann ist ja auch bekannt als leidenschaftlicher „Trash Talker“ - und schien gegen Ihr Team ordentlich ausgeteilt zu haben. Wie ist das für Sie als Trainer, wenn JJ auf der anderen Seite ist?

Das macht mega viel Spaß! Das ganze Spiel hatte Playoff-Feeling: 5000 Leute in der Halle, unsere Fans mal wieder mit einer Wahnsinnsstimmung, es wurde emotional und physisch gespielt. Solche Spiele lieben wir.

JJ Mann sah die Szene mit seinem Ex-Coach Chris Harris ebenfalls recht gelassen. Dem Trierer Volksfreund sagte der US-Amerikaner: Es ist immer großartig, gegen ehemalige Klubs zu gewinnen! Ich habe nach dem Spiel mit Coach Harris gesprochen, und alles war in Ordnung. Wir kennen uns gut, also gab es keine Probleme! Es war aber ziemlich lustig. Irgendwie haben die Schiedsrichter das nicht gesehen (lacht). Und ich bin einfach glücklich, dass wir gewonnen haben, um uns in eine gute Position für die Playoffs zu bringen!“