Kirchheim. Kurz vor Ende wirft Brock Mackenzie die Phoenix-Basketballer in Führung, doch die Partie in Kirchheim nimmt ein bitteres Ende für die Westfalen.

Der Basketballspieler Brock Mackenzie hat enormes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Und sein Trainer, Chris Harris, hat enormes Vertrauen in Brock Mackenzie, weshalb er ihn auch in einer kritischen Schlussphase spielen lässt, selbst wenn dem sonst so treffsicheren Shooting Guard von Phoenix Hagen bis dato gar nichts gelingen wollte. Mackenzie hatte im Auswärtsspiel bei den Bozic Estriche Kirchheim Knights bis zur 39. Spielminute noch gar keinen Feldkorb erzielt, lediglich ein Pünktchen war neben seinem Namen auf der Anzeigetafel notiert.

Doch dann tanzte der US-Amerikaner die Kirchheimer Verteidigung aus und legte den Basketball ins Netz. „Wo kommt denn er plötzlich her?“, schmunzelte ein Experte des Streaming-Dienstes Sportdeutschland.tv, der Brock Mackenzie immer mal wieder Scott Mackenzie nannte. Spätestens nach dem nächsten Hagener Angriff müsste sich der korrekte Name im Kommentatoren-Kopf festgesetzt haben: Mackenzie streute einen Dreier zur 76:75-Führung für Phoenix ein – und bis wenige Sekunden vor Schluss sah es auch so aus, als nähmen die Hagener Basketballer die Punkte aus Kirchheim mit.

Phoenix kann Flowers nicht stoppen

Allerdings geschahen in den letzten Spielmomenten Dinge, die Mackenzie die unliebsame Rolle des „tragischen Helden“ einbrachten. Vier Sekunden vor der Schlusssirene foulte der Hagener Guard Kirchheims überragenden Topwerfer Michael Flowers, der an diesem 23. Spieltag der 2. Bundesliga ProA mit 25 Punkten brillierte. Flowers, der Topscorer der Liga, verwandelte beide Freiwürfe.

Lennart Boner stopft den Ball beidhändig in den Korb. Der Phoenix-Center ist in Kirchheim an beiden Enden des Feldes präsent, plagt sich aber wieder mit Foulproblemen herum.
Lennart Boner stopft den Ball beidhändig in den Korb. Der Phoenix-Center ist in Kirchheim an beiden Enden des Feldes präsent, plagt sich aber wieder mit Foulproblemen herum. © Jörg Laube | Jörg Laube

Hagens Coach Chris Harris nahm danach eine Auszeit, aber etwas Vernünftiges ging aus der taktischen Besprechung nicht hervor. Mackenzie bekam den Einwurf und nahm einen schwierigen Dreier gegen zwei Verteidiger - dabei war eigentlich genug Zeit, den Ball noch an einen Mitspieler abzugeben, der in aussichtsreicherer Position stand. Mackenzies Verzweiflungswurf landete im Nirgendwo und Kirchheim feierte einen 77:76-Sieg.

Harris gab nach Spielschluss zu Protokoll, sein Team habe „vermeidbare Fouls“ begangen, überdies bemängelte der Trainer die jämmerliche Freiwurfquote von 53 Prozent (10/19). „Solche Kleinigkeiten sind gerade bei engen Spielen entscheidend“, merkte er an. Dabei machte seine Mannschaft vieles richtig: Phoenix attackierte – wie Kirchheim auch – vehement den Korb, vor allem in Person des herausragenden Naz Bohannon (15 Punkte, 12 Rebounds). Phoenix ging nach einer vernünftigen ersten Halbzeit direkt zu Beginn der zweiten Hälfte bereits mit neun Zählern in Front (44:35), aber Kirchheim ließ sich nicht abschütteln, kam dank der überragenden Akteure Flowers, Michael Miller und Nic Muszynski und einer aufmerksamen Zonenverteidigung wieder zurück – und stellte sich am Ende einen Ticken cleverer an.

McAllister noch ohne Arbeitserlaubnis

Nur zwei Tage vor der Partie in Kirchheim, am 15. Februar, konnte Phoenix noch personelle Entlastung verkünden. Der Klub hat den bisherigen Aushilfsspieler Jamel McAllister bis zum Saisonende gebunden, doch die Mühlen der Bürokratie standen McAllister und Phoenix im Weg: Trotz „intensiver Bemühungen der Verantwortlichen“, wie der Verein mitteilte, habe die Agentur für Arbeit bislang keine Arbeitsgenehmigung für den neuen Stammspieler erteilen können. Und so musste McAllister neben dem Langzeitverletzten Marvin Omuvwie Platz nehmen. Dafür war Tim Uhlemann, der sich am vergangenen Spieltag leicht am Fuß verletzte, mit von der Partie.

Nun heißt es Wunden auskurieren und Kraft tanken für Phoenix – die Länderpause steht an. Weiter geht der Spielbetrieb für Mackenzie und Co. am 1. März mit einem Auswärtsspiel bei den Artland Dragons.

Statistik

Phoenix: Nawrocki (9), Schneider (10), Kraushaar (9, 7 Assists), McCall (6), Mackenzie (6), Uhlemann (5), Bohannon (15, 12 Rebounds), Krause (8), Boner (8, 10 Rebounds, 3 Steals, 3 Blocks).

Topscorer Kirchheim: Flowers (25), Muszynski (17), Miller (13).

Zuschauer: 900.

Hier gibt es das Scouting zum Spiel.

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