Hagen. Kommt der Erfolg, dann öffnen sich meist neue Türen. Das spürt der VfL Eintracht Hagen immer mehr. Zum Beispiel auf dem Transfermarkt:
Niclas Pieczkowski, Hakon Styrmisson und Alexander Weck - diese Spieler haben viel gemeinsam: Zunächst handelt es sich um äußerst talentierte Handballer mit Erstliga-Erfahrung, die derzeit alle für den Hagener Profi-Klub VfL Eintracht Hagen auf Torejagd gehen. Zum anderen gehören diese Akteure zu jenem Spielerformat, das gewiss nicht für jeden Verein aus der 2. Handball-Bundesliga zu haben ist.
Dass die Hagener Eintracht erfahrene Spieler wie Pieczkowski, Styrmisson und Weck (Letztere sind allerdings „nur“ bis zum Sommer ausgeliehen) in die Volmestadt locken konnte, ist indes keine Selbstverständlichkeit. Solche Transfers sind vielmehr das Ergebnis des steilen Aufstiegs, den die Eintracht sportlich, aber auch strukturell nach den vergangenen Jahren hinter sich hat. „Da haben wir uns natürlich entwickelt. Als Aufsteiger in der 2. Liga vor einigen Jahren hatten wir sicher eine andere Reputation“, sagt Michael Stock, der als Sportdirektor beim VfL Eintracht Hagen in Transferfragen eine federführende Rolle einnimmt.
Denn unabhängig von den wirtschaftlichen Faktoren zählt im Profi-Bereich logischerweise auch die sportliche Perspektive zu jenen Argumenten, die einen Spieler vom Wechsel überzeugen können. Aber es gibt noch mehr Gründe, wie Stock erläutert. Und manchmal sind es auch Kleinigkeiten, die einen Spieler überzeugen können.
Im Restaurant hat es gefunkt
Am Fall des kürzlich eingetüteten Deals um Rückkehrer Jan von Boenigk, der im Sommer vom ASV Hamm-Westfalen zurück in die Volmestadt wechseln wird, können auch Laien ohne kaufmännischen Hintergrund nachvollziehen, welche verhandlungstaktischen Mittel zum Einsatz kommen: „Wir haben uns mit Jan von Boenigk getroffen und sind in Hagen essen gegangen“, berichtet der Eintracht-Sportdirektor.
Nicht unwesentlich war die personelle Zusammensetzung des Treffens: Mit Trainer Stefan Neff, den beiden Geschäftsführern Fynn Holpert und Joachim Muscheid, sowie Stock selbst, waren wichtige Personen aus allen relevanten VfL-Bereichen dabei: „Damit zeigst du natürlich Wertschätzung und Respekt. Uns war es wichtig, dem Spieler zu signalisieren, dass er die absolute Wunschlösung für uns ist“, erläutert Stock.
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Bei der Eintracht ist bei Transferprozessen aber ein ganzes Team involviert. Angefangen beim Scouting, bei dem Chefanalyst Hans-Peter Müller wichtige Vorarbeit leistet: „Der Mann fürs Detail“, erklärt Stock, „der vor allem sportliche Daten sammelt“. Aber auch menschlich und charakterlich muss es passen, damit es zum Interesse der Eintracht kommt. Dabei helfen Gespräche mit anderen Spielern, Beratern und Klubs.
Großes Netzwerk mit Beratern im In- und Ausland
„Ich glaube, ich habe nach all den Jahren ein gutes Netzwerk aufgebaut mit nationalen und internationalen Beratern“, sagt Stock, denn insbesondere Spieler aus dem europäischen Ausland rücken immer mehr in den Fokus solcher Überlegungen. Nicht nur der Isländer Styrmisson ist laut Stock ein gutes Beispiel für einen Spieler, der nicht zuletzt wegen seiner kulturellen Prägung weniger Probleme hatte, sich in Hagen zurechtzufinden. „Jemand wie Andre Alves hat zum Beispiel von vorherein klargemacht, wie selbstständig er ist. Und das hilft uns natürlich ungemein, wenn wir das merken. Unterstützung vom Verein gibt es natürlich immer, aber es ist schön zu sehen, wenn jemand eine gewissen Eigenständigkeit mitbringt und - wenn er aus dem Ausland kommt - im Idealfall Deutschland schon kennt.“
„Wir müssen also vor einem möglichen Transfer schauen, wen wir gut integrieren können“, betont Stock. Mit anderen Worten: Ein Spieler soll sich auch privat wohlfühlen, wenn er auf dem Platz Leistung bringen soll. Im Falle von Alves, den Stock nicht zuletzt wegen seiner sehr fleißigen Mentalität und zuverlässigen Arbeitsweise heute als Top-Transfer bezeichnet, sei das immerhin gut gelungen.
Viele Verträge verlängert
Allgemein sei bei Transfers, aber auch bei Vertragsverlängerungen, das Timing sehr wichtig. „Manchmal spielen aber auch Glück und Zufall eine Rolle“, betont Stock, der allgemein mit Transferpolitik und Kaderplanung sehr zufrieden ist, zumal diverse Vertragsverlängerungen zuletzt auch mehr Planungssicherheit gebracht haben. Pierre Busch, Josip Jukic, Kapitän Valentin Schmidt, Alexander Becker, Kim Voss-Fels, Jan-Lars Gaubatz und einige weitere Spieler haben im Laufe dieser Saison ihren Kontrakt verlängert. Zudem befindet sich die Eintracht derzeit in Gesprächen mit Eigengewächs Luca Klein.
Eine der wichtigsten Komponenten ist beim VfL in Transferfragen aber bislang vor allem die Einigkeit im Vorstand: „Die Entscheidung, einen Spieler zu verpflichten, haben wir immer einstimmig getroffen“, berichtet Stock. Das mache es hinterher einfacher, wenn eine Entscheidung ein Fehler gewesen sein könnte. Das, so beteuert der Eintracht-Sportdirektor, sei in den vergangenen Jahren aber selten vorgekommen.