Hannover/Herdecke. Was für ein Debüt! So läuft Natascha Mommers als beste Deutsche in Hannover direkt in die Marathon-Elite:

Debütanten gibt es bei jedem Marathon reichlich, diese „Anfängerin“ allerdings war eine der sehr ungewöhnlichen Art. Vor dem Start beim Hannover-Marathon, ihrem ersten Lauf über diese Distanz, wurde Natascha Mommers direkt in die Eliteklasse eingestuft. Mit einer Handvoll Langstrecken-Stars aus aller Welt. Und die 38-Jährige vom TSV 1863 Herdecke bestätigte diese Einschätzung sehr nachdrücklich. Als schnellste Deutsche lief die Späteinsteigerin aus Herdecke auf Rang vier - und in 2:31:20 Stunden auf Platz zwei der nationalen Bestenliste. Was auch die Experten in Hannover faszinierte. „Großartig, so etwas habe ich noch nie erlebt“, betonte Ex-Europameister Jan Fitschen, der den Lauf als Co-Moderator für den übertragenden NDR begleitete: „Ich bin total begeistert, eine sensationelle Zeit.“

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Nach 42,195 Kilometern war noch Kraft für einen letzten großen Satz. „Ich bin meinem Mann Vollspeed in die Arme gesprungen“, sagt Natascha Mommers, „gut, dass ich ihn nicht umgeworfen habe.“ Nach dem Zieleinlauf des Hannover-Marathons war die Herdeckerin schier überwältigt nach einem für sie emotionalen Rennen. „Zwischendurch war es echt hart“, räumt sie ein, „aber am Ende hatte ich das Gefühl, als könnte ich fliegen, als hätte ich den Boden unter den Füßen verloren.“ Und noch tags darauf zurück in Herdecke betonte sie: „Ich bin immer noch ganz geflashed von diesem Ereignis. Solch ein Debüt ohne Marathon-Erfahrung, das ist unglaublich.“

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Glücklich im Ziel: Natascha Mommers, hier mit Markus Mommers (li.) und Pacemaker Nicolai Riechers wird interviewt.
Glücklich im Ziel: Natascha Mommers, hier mit Markus Mommers (li.) und Pacemaker Nicolai Riechers wird interviewt. © Screenshot NDR | Screenshot NDR

Noch viereinhalb Minuten zur Olympia-Norm

Nachdem sie im letzten September ebenfalls überraschend Bronze bei den deutschen Halbmarathon-Meisterschaften gewonnen hatte, galt die läuferische Konzentration von Natascha Mommers ganz ihrem ersten Marathon. Wobei die 38-Jährige den ganzen Dezember wegen muskulären Problemen pausieren musste und so den Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke verpasste, nach einer Entzündung der Hüfte erst Mitte Januar das Training aufnehmen konnte. 200 Wochen-Kilometer lief sie, bis sie ihr Start beim DO-IT-FAST-Lauf in Dortmund über 10 Kilometer, den sie in 34:59 Minuten gewann, etwas verunsicherte. „Es fühlte sich so unglaublich schwer an, diese kürzere Strecke zu laufen“, sagt sie, „danach habe ich mein Training umgestellt, mehr Tempo, weniger Umfang.“

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Offenbar die richtige Maßnahme für ihr Marathon-Debüt, in dessen Vorfeld die erst vor fünf Jahren in den Wettkampfsport eingestiegene Herdeckerin in die Eliteklasse eingestuft wurde. Als Lohn für ihre starken Zeiten bei deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf und Halbmarathon. Gemeinsam mit den internationalen Lauf-Assen wie Amanal Petros, der direkt aus dem Höhentrainingslager in Kenia nach Hannover reiste, oder der kroatischen Vize-Europameisterin Matea Parlov Kostro - beide siegten später mit jeweils neuem Streckenrekord - wohnte Natascha Mommers im Team-Hotel, wurde kurz vor dem Start am vieltausendköpfigen Feld vorbei zur Startlinie gebracht. „All die großen Stars kennenzulernen, war toll“, sagt Natascha Mommers.

Beim Herdecker Citylauf am Start

Dass sie mit ihnen auf Augenhöhe läuft, bewies sie dann auf der Strecke. Im Sog von Pacemaker Nicolai Riechers (Mommers: „Er hat mich durch das Rennen getragen“), den sie eigens zuvor für einen 30-km-Testlauf nach Herdecke geholt hatte, lief sie zu Beginn sogar auf 2:27-Stundenkurs. Nach 1:14,34 Stunden hatte sie die Hälfte geschafft, diese Zeit hätte bei den parallel in Freiburg laufenden deutschen Halbmarathon-Meisterschaften für Rang vier gereicht. Danach wurde die Herdeckerin etwas langsamer, brach aber nicht ein. Im Gegenteil. „Den letzten Kilometer habe ich ihn 3:30 Minuten geschafft“, ist sie stolz: „Auf der zweiten Streckenhälfte habe ich noch viele Männer eingesammelt. Ein gutes Gefühl, zu fressen und nicht gefressen zu werden.“ So kam sie nach 2:31:20 Stunden, begleitet von den NDR-Kameras, hinter Siegerin Matea Parlov Kostro (2:25:45), Pauline Mutwa Thitu aus Kenia (2:29,25) und der Mexikanerin Risper Gesabwa (2:29,49) als vierte Frau und auf Gesamtrang 26 ins Ziel. Gut 17 Minuten vor der zweitbesten Deutschen Lisa Huwatscheck (Hannover, 2:48:43).

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Ihre erste Marathon-Zeit bugsiert Natascha Mommers direkt auf Platz zwei der deutschen Rangliste 2023, auch in den Vorjahren wäre sie damit in den Top sechs gewesen. Und zur Olympia-Norm, die für Paris 2024 bei 2:26,50 liegt, fehlen nur noch viereinhalb Minuten. Der erste soll auch deshalb nicht der letzte Marathon der Herdeckerin bleiben, „Die nächsten zwei Monate will ich mich auf kürzeren Strecken fit halten, will dort meine Zeiten verbessern“, sagt sie, der Citylauf ihres TSV Herdecke am 6. Mai etwa ist fest eingeplant. Und im Herbst will Natascha Mommers dann erneut über die 42,195 Kilometer starten. Verbesserungs-Potenzial sieht sie, etwa bei der optimalen Verpflegung. „An einigen Stellschrauben kann ich noch drehen. Ich weiß, dass noch mehr geht“, ist sie überzeugt, „ich werde noch mal angreifen.“