Hohenlimburg. Konfrontationen und Kontroversen prägen das Spiel zwischen SV Hohenlimburg 1910 und Sportfreunden Sölderholz, in dem Tränen flossen.
Bei einem Frauenfußball-Bezirksligaspiel zwischen dem SV Hohenlimburg 1910 und den Sportfreunden Sölderholz 1893 kam es zu einem Zwischenfall, der weit über das Spielfeld hinaus Aufmerksamkeit erregt hat. Eine Spielerin der Sportfreunde Sölderholz steht im Verdacht, eine gegnerische Spielerin diskriminierend beleidigt zu haben. Der Vorfall hat sowohl bei den Beteiligten als auch in den sozialen Medien für Diskussionen gesorgt.
+++ Lesen Sie auch: Hagen - da zeigt sich die hässliche Fratze das Fußballs +++
Selina Quirin, die Spielertrainerin von Hohenlimburg, berichtete auf Nachfrage dieser Redaktion über den Vorfall. Nach einem Zweikampf wurde eine ihrer Spielerinnen, die einen kurzen Haarschnitt hat, von einer Gegenspielerin aufgrund ihrer vermeintlichen Männlichkeit beleidigt und es wurde ihr geraten, in einer Männermannschaft zu spielen. Diese Beleidigung führte dazu, so berichtet die SV-Trainerin, dass die betroffene Spielerin das Spielfeld unter Tränen verließ.
„Wir sind doch alle mit ganzem Herzen Fußballer. Das größte Problem sind Beleidigungen, auf und neben dem Platz.“
Sölderholz bestätigt den Hergang
Der erste Vorsitzende der Sportfreunde Sölderholz, Joachim Schanz, bestätigte diese Angaben. Laut Schanz wurde der Vorfall vom Schiedsrichter so auch in den Spielbericht aufgenommen, wie er von der Hohenlimburger Trainerin Selina Quirin geschildert wurde. Schanz erklärte, dass er die genauen Worte mit den vermeintlich beleidigenden Inhalten nicht mitbekommen habe, aber bezeugen konnte, dass die betroffene Spielerin den Platz verlassen hatte.
+++ Lesen Sie auch: Hagen als WM-Quartier: DFB und Fifa verhandeln mit der Stadt +++
Schanz wies darauf hin, dass das Spiel von mehreren Konflikten - auch auf der Gegenseite - geprägt war. Es gab zwei Platzverweise und fünf Verwarnungen für die Zehnerinnen, einschließlich der Hohenlimburger Trainerin und des Trainers, die jeweils eine gelbe Karte erhielten. „Die haben eine Gelbe Karte erhalten, weil die sich an der Seitenlinie auch nicht benehmen konnten. Es ist ein Spiel gewesen, was für ein Bezirksliga-Frauenspiel schon sehr seltsam war“, kommentierte Schanz.
Statement auf der SV-Website
Die offizielle Stellungnahme des SV Hohenlimburg auf ihrer Internetseite verurteilte die „homophoben Aussagen“ scharf. „Am vergangenen Wochenende sind auf unserem Fußballplatz Dinge passiert, die es so im 21. Jahrhundert nicht mehr geben darf. Homophobe Aussagen sind unterste Schublade. Fußball ist viel mehr als Geschlecht, Herkunft oder sexuelle Orientierung“, heißt es dort. Der Verein betont, dass solche Verhaltensweisen nicht akzeptabel sind und bestraft werden sollten.
„Die haben eine Gelbe Karte erhalten, weil die sich an der Seitenlinie auch nicht benehmen konnten. Es ist ein Spiel gewesen, was für ein Bezirksliga-Frauenspiel schon sehr seltsam war.“
Die Zehnerinnen äußerten sich auf ihrer Instagram-Seite ebenfalls tief besorgt über das Ausmaß und die Ernsthaftigkeit von Beleidigungen im Fußball. „Wir sind doch alle mit ganzem Herzen Fußballer. Das größte Problem sind Beleidigungen, auf und neben dem Platz“, erklärte der Verein. Besonders hervorgehoben wurde die Gleichsetzung von homophoben Beleidigungen mit rassistischen Aussagen, ein Bewusstsein, das ihrer Meinung nach noch nicht überall vorhanden ist. Der Verein wies darauf hin, dass homophobe Äußerungen, sowohl auf den Tribünen bei Profivereinen als auch auf dem Rasen in den Amateurligen, keine Seltenheit sind.
+++ Lesen Sie auch: Mädchen an den Ball: Erfolgsprojekt breitet sich aus +++
Beispiele solcher Aussagen, die regelmäßig zu hören sind, beinhalten abfällige Kommentare über die Entscheidungen des Schiedsrichters oder beleidigende Bemerkungen gegenüber Spielern. Diese Äußerungen würden verdeutlichen, dass Homosexualität im Fußball immer noch als Tabu gilt und oft als Schwäche angesehen wird. Die Tatsache, dass viele Schiedsrichter bei der Vergabe von Roten Karten die Art der Beleidigung nicht spezifizieren würden, erschwere es zudem, das wahre Ausmaß homophober Beleidigungen im Sport zu erfassen, so die Zehnerinnen.