Hagen. Für die Frauen-WM 2027 sucht die Fifa mögliche Quartiere für Nationalteams der Gastmannschaften. Dabei ist man auf Hagen gestoßen.
„Wir arbeiten daran, dass Hagen ein Stück vom WM-Kuchen abbekommen würde, sollte die Vergabe entsprechend erfolgen“: Mit diesen Worten kommentierte Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport (SZS), ein Vorhaben, das eine Menge Geld nach Hagen bringen könnte.
Geht es nach den Bestrebungen der Stadt Hagen, so sollen das Ischelandstadion und das Erich-Berlet-Stadion bei der Fifa-WM der Frauen im Jahr 2027 als Trainingsstätte und quasi als Hauptquartier für Nationalteams aus dem Ausland dienen. Gespielt würde in Hagen ausdrücklich nicht, so die Stadtverwaltung. Es würde lediglich trainiert. Doch hinter dem Vorhaben stehen noch viele Fragezeichen.
Verbände hätten Exklusivrecht
Sollte es realisiert werden, würde dies für die heimischen Vereine Folgendes bedeuten: Während des Sommers 2027 würde die Stadt Hagen beide Stadien für einen Zeitraum von etwas mehr als sechs Wochen an den DFB, beziehungsweise die Fifa vermieten. Das heißt: In dieser Zeit stünden beide Sportstätten den heimischen Schulen und Vereinen nicht zur Verfügung. Die Nationalteams hätten das Recht auf eine Exklusivnutzung. Vereine, die in dieser Zeit die Stadien normalerweise nutzen würden, müssten in diesem Fall ausweichen. Was Schulsport betrifft, so betonte Raab: „Es sieht aktuell so aus, als würde die Vermietung vorwiegend die Sommerferien tangieren.“
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Nationalspielerinnen von einem beliebigen Fleck der Welt, die auf Hagener Rasen trainieren? Ein Szenario, das vor allem für die Außenwirkung der Stadt attraktiv ist, wenn Hagen zu einem offiziellen WM-Quartier würde. Doch es gibt noch einige formelle Schritte, bis dieses Szenario Realität werden könnte.
Nicht in Händen der Stadt
Der erste Schritt liegt schonmal nicht in der Hand der Stadt Hagen und auch nicht beim DFB: Die gemeinsame Bewerbung von Belgien, den Niederlanden und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen als Ausrichter des WM-Turniers müsste durchgehen. Aber: Sollte die Frauen-WM 2027 unter anderem in NRW ausgespielt werden, stünde der Dortmunder Signal-Iduna-Park naturgemäß auf der Liste der Stadien, in denen gespielt würde, ganz weit oben.
Und an dieser Stelle kommt die Stadt Hagen ins Spiel: „Denn die Verantwortlichen von DFB und Fifa haben für diesen Fall vorsorglich Trainingsmöglichkeiten im Umkreis von ungefähr 15 bis 20 Kilometern abgeklopft und dabei sind sie auf uns gestoßen. Wir haben uns dann mit ihnen getroffen“, erklärte Karsten-Thilo Raab im Sport- und Freizeitausschuss in dieser Woche den Ursprung der Überlegung.
Ursprünglich hätten sich die Verantwortlichen nur für das Ischelandstadion interessiert. Nach einer Besichtigung am Höing habe man zudem das Erich-Berlet-Stadion begutachtet. Seitdem interessieren sich DFB und Fifa für beide Hagener Stadien.
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Die nächste formelle Hürde wäre, sofern die Vergabe Zugunsten des Landes NRW erfolgte, dass sich Stadt und DFB, beziehungsweise Fifa, auf eine adäquate Miete einigen. Über die Höhe einer potenziellen Miete wollte sich Raab im öffentlichen Teil der Ausschusssitzung nicht äußern. Im anschließenden nichtöffentlichen Teil der Ausschusssitzung sind die Mitglieder des Gremiums aber über eine Größenordnung, die aktuell im Raum steht, informiert worden.
Glanz der Frauen-WM nach Hagen holen
Aber wie viel Geld würde die Stadt Hagen für eine mehrwöchige Vermietung von Ischelandhalle und Erich-Berlet-Stadion erhalten? Auf Nachfrage wollte auch der Vorsitzende des Ausschusses, Dietmar Thierse, keine Angaben zu der kolportierten Summe machen. Die Stadt Hagen komme dabei aber nicht schlecht weg, wie er versichert.
Die potenzielle Miete dürfte aber alles andere als unwesentlich sein: Denn die Stadt Hagen und das SZS scheinen sehr an einer Vermietung interessiert zu sein, wenn auch nicht allein wegen der finanziellen Komponente, die allerdings wegen der stark angespannten Haushaltslage sicher eine wichtige Rolle spielt. Denn der Stadt und dem Servicezentrum Sport geht es immerhin auch darum, bei der WM Aufmerksamkeit auf Hagen zu lenken – und ein Stück vom Glanz des Turniers in die Volmestadt zu holen.
Einstimmiger Zuspruch
Insofern verwundert es nicht, dass Raab, der derzeit in Gesprächen mit den handelnden Fußballverbänden steckt, für die Zustimmung des Ausschusses warb.
Die Mitglieder des Gremiums votierten einstimmig für die Realisierung dieses Vorhabens. Wenn alle anderen kommunalen Gremien zustimmen, liegt der Ball dann bei der Fifa.