Lahti/Herdecke. Er hat gefroren wie nie, dennoch war es das Größte in seinem Sportlerleben. Was Jörg Karweg bei der Ironman-WM in Lahti erlebt:
Es war nicht seine erste Weltmeisterschaft, auch nicht seine beste Platzierung. Doch im finnischen Lahti startete Jörg Karweg jetzt erstmals bei einer WM des Labels „Ironman“. Und der Triathlet aus Herdecke ist immer noch ganz begeistert von seinem Start auf der Mitteldistanz im hohen Norden mit den Besten der Welt. „Es war gigantisch!“, sagt der 57-Jährige: „Es war immer mein Traum, an einer Ironman-Weltmeisterschaft teilzunehmen, als ich 2007 mit dem Triathlon angefangen habe. Ich hätte aber nie geglaubt, dass das irgendwann mal klappt.“ Die widrigen Verhältnisse in Lahti nahm Karweg dabei gern in Kauf: „Ich habe so gefroren wie noch nie in meinem Sportlerleben, auch beim Fußball nicht.“
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Auf der Langdistanz war Jörg Karweg schon WM-Teilnehmer, vor drei Jahren trat der Herdecker im niederländischen Almere erstmals für das Team Deutschland an. Und kam bei der von der Internationalen Triathlon-Union organisierten Weltmeisterschaft als Bester der deutschen Altersklassen-Nationalmannschaft auf Rang 17 der AK 50 – 54 ins Ziel. Von den langen Rennen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen verabschiedete er sich dann aber wegen des immensen Trainingsaufwands, wechselte auf die Mitteldistanz. Bei den Ironman70.3-Rennen war Karweg in der Folge aber nicht weniger erfolgreich.
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Auf WM-Start in USA verzichtet
Das zeigte sich schon im Frühsommer 2022, als er mit Rang zwei beim Ironman 70.3 Westfriesland in den Niederlanden erstmals aufs Altersklassen-Podium kam. Und sich so für die WM im letzten Herbst in St. George/Utah qualifiziert hatte. Doch den Weltmeisterschafts-Start in den USA musste Karweg aus terminlichen Gründen schweren Herzens absagen. „Ich habe schon gedacht, dass ich da den größten Fehler meines Lebens gemacht habe“, räumt er heute ein. Doch noch vor Jahresfrist startete er dann in Duisburg – und schaffte die Qualifikation für die „Ironman 70.3 World Championship 2023“ in Lahti: „Direkt nach der Absage von St. George, ich war super glücklich.“
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Es war eine Weltmeisterschaft, an der nur qualifizierte Triathleten teilnehmen konnten, die einen der vordersten Plätze in einem der etwa 120 Rennen weltweit der Ironman 70.3.-Serie belegt hatten. So starteten in Lahti an beiden Wettkampftagen mehr als 5000 Athleten aus 115 Ländern - darunter mehr als 1100 Amerikaner. „Wahnsinn, es ist das zweitwichtigste Rennen der Ironman-Serie“, sagt Karweg: „Weltstars, Olympia Goldmedaillengewinner und amtierende Ironman-Weltmeister wie Kristian Blumenfeld, Lionel Sanders oder Sam Long waren am Start. Da war kein Fallobst dabei.“ In seiner Altersklasse 55-59 musste der Herdecker es etwa mit dem ehemaligen Tour-de-France-Radprofi Laurent Jalabert aus Frankreich aufnehmen.
Was angesichts der Witterung in Lahti nicht ganz einfach war, denn entgegen der Wettervorhersage war es nass und kalt. „Ab Kilometer drei auf der Radstrecke hat es nur noch geregnet“, sagt Karweg, der im ärmellosen WM-Nationaltrikot antrat: „Ich musste mir in der Wechselzone den Helm von Volunteers öffnen lassen, da ich meine Finger nicht mehr bewegen konnte.“ Manche Konkurrenten seien in Alufolie gehüllt gelaufen. Und der abschließende Halbmarathon war mit 200 Höhenmetern sehr fordernd. „Das war an manchen Stellen steiler als die Hohensyburg hoch“, sagt Karweg, der mit dem Wetter haderte: „Das habe ich nicht so gut vertragen, eigentlich wollte ich klar unter fünf Stunden laufen.“
Nach 5:05,65 kam der Herdecker in Lahti ins Ziel, als 111. in der AK 55 – 59. „Ich bin super happy, kann mit der Platzierung bestens leben“, betont er: „Mit Almere war das das Größte in meinem Sportleben.“ Und er macht deutlich: „Ohne einen Partner, der auch Triathlon begeistert ist und Verständnis für den enormen Zeitaufwand hat, wird es schwierig, diesen Sport auszuüben. Mit meiner Freundin Aga habe ich dieses Glück.“