Hagen. Dennis Nawrocki ist ein Neuzugang, von dem sich Phoenix Hagen viel verspricht. Im Interview gewährt er einen Einblick in seine Gedankenwelt.
Bei Phoenix Hagen steigt so langsam die Vorfreude. Am Freitagabend haben die Basketballer ihr ersten Vorbereitungsspiel gegen die Gartenzaun 24 Paderborn Baskets (ab 19.30 Uhr in der Rundturnhalle in Haspe) für die anstehende Saison in der Pro A-Liga.
Besonders groß ist die Vorfreude bei Neuzugang Dennis Nawrocki, der neue Guard mit vielen Jahren Erstliga-Erfahrung im Gepäck. Im Interview äußert er sich zu den Gründen für seinen Wechsel nach Hagen, seine ersten Eindrücke von der Stadt – und warum er sich im Alter von 23 Jahren ganz bewusst ein halbes Jahr Pause vom Profi-Geschäft nahm.
Wie haben Sie Ihre Zeit in der 1. Liga erlebt?
Dennis Nawrocki: Es ist wirklich atemberaubend, gegen Teams wie Bayern München oder Alba Berlin zu spielen. Eines der Highlights war, dass wir in Berlin vor – ich will nicht lügen, aber ich glaube - 12.500 Zuschauern gespielt haben. Das ist noch mal ein ganz anderes Erlebnis als in der Pro A. Die erste Liga ist deutlich physischer, athletischer und schneller, nichtsdestotrotz hat sich aber auch die 2. Liga spürbar weiterentwickelt und präsentiert sehr guten Basketball.
Was waren die Hauptgründe für Ihre Pause vom Profi-Geschäft?
Meine Karriere ist einfach nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber mittlerweile weiß ich, dass Erfolg kein geradliniger Weg ist, sondern dass man teilweise zwei Schritte nach hinten machen muss, um mit etwas Anlauf die nächsten drei nach vorne zu gehen. Was ich gebraucht habe, ist ein bisschen Abstand, um alles Revue passieren zu lassen und in Ruhe zu überlegen, was ich im Leben will. Dann habe ich mich bewusst dazu entschieden, noch mal richtig anzugreifen.
Wie wäre Ihre Karriere wohl ohne Pause verlaufen?
Schwierig zu sagen. Ich kann aber sagen, was passiert wäre, wenn ich nicht wieder angegriffen hätte. Meine Frau und ich wollten eigentlich nach Australien auswandern und hätte ich nicht den Erstliga-Vertrag in Braunschweig bekommen, dann wären wir einen Monat später weg gewesen. Das heißt, ich hätte meine Karriere beendet und die Schuhe an den Nagel gehängt.
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Sind Sie zufrieden, wie es jetzt gelaufen ist?
Ja, auf jeden Fall. Unfassbar. Ich bin auch sehr froh, dass es jetzt hier mit Phoenix Hagen geklappt hat. Es ist ein ambitionierter Verein, der eine gute letzte Saison gespielt hat. Die Entwicklung in den letzten Jahren allgemein ist sehr positiv zu betrachten.
Hatten Sie neben Hagen auch andere Optionen?
Tatsächlich war auch die erste Liga im Gespräch. Ich habe mich aber bewusst für Hagen entschieden, da ich deutlich mehr Spielzeit haben will. Letztes Jahr war davon geprägt, dass ich weniger gespielt habe. Das Gesamtpaket bei Phoenix hat mich überzeugt. Vor allem weil Chris Harris hier Trainer ist. Den kenne ich schon seit zehn Jahren. Die Ambition des Vereins und die Tatsache, dass hier viel Euphorie herrscht, dass die Stadt Hagen Basketball-verrückt ist, all das hat mich überzeugt. Unsere Ziele und Interessen passten gut zusammen.
Wie hat das Team Sie aufgenommen?
Sehr gut, also einige Jungs kannte ich auch schon. Man kennt vor allem die meisten deutschen Spieler. Lennart (Boner, Anm. d. Red.) kannte ich jetzt nicht, aber auch er ist ein sehr angenehmer und entspannter Zeitgenosse.
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Wohnen Sie in Hagen, wie sind Ihre Eindrücke von der Stadt?
Meine Frau und ich haben eine schöne Wohnung im Hochschulviertel. Und uns gefällt es hier sehr gut. Natürlich sind vor allem der Innenstadtbereich und der Bahnhof nicht das schönste, was ich je gesehen habe. Aber solange es gute Einkaufsmöglichkeiten hier gibt und die Infrastruktur passt, ist doch alles in Ordnung. Hagen ist außerdem, wie ich gelesen habe, eine der grünsten Städte in NRW und besteht zu 42 Prozent aus Wäldern. Man muss also nicht weit fahren, um seine Ruhe zu haben.
Wie wichtig ist Ihnen der Austausch mit den Fans?
Unnormal wichtig. Also, es ist einer der wichtigsten Aspekte neben dem Basketball an sich. Ich bin ein Spieler, der versucht, während des Spiels viel Energie und Motivation aus der Stimmung der Fans zu ziehen. Und ich will immer einer der ersten sein, die nach dem Spiel einen Köpper in die Fangemeinschaft machen und sich untermischen. Das sind die Menschen, die Basketball auf diesem Niveau möglich machen. Und die Fans in Hagen sind etwas ganz Besonderes. Sie sind Basketball-bekloppt und ich freue mich auf die Saison und einen regen Austausch.
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Was sind Ihre Ziele mit Phoenix?
Wir wollen Geschichte schreiben. Unser Coach hat gesagt, dass noch nie eine Hagener Mannschaft zweimal in Folge in die Playoffs gekommen ist. Und Ziel sind glasklar die Playoffs. Wir wollen an die Leistungen in der vergangenen Saison anknüpfen und schönen, schnellen und attraktiven Basketball präsentieren. Und wir wollen die Halle vielleicht ein paar Mal ausverkauft bekommen, um an glorreiche, alte Zeiten zu erinnern. Wir wollen die Euphorie, die seit Jahren in dieser Stadt wieder mehr gewachsen ist, neu entfachen und den Fans den Basketball bieten, den sie verdient haben.