Auftakt des großen WP-Hallen-Checks. Fast 60 Hallen nimmt die Redaktion unter die Lupe. Sportamts-Chef Karsten-Thilo Raab im Interview.

Auftakt zum großen Sporthallen-Check der Redaktion. Rund 60 Großsport- und Turnhallen gibt es in Hagen. Sie alle befinden sich in unterschiedlichen Zuständen, sind unterschiedlich ausgestattet und werden unterschiedlich genutzt. Sie alle auf Herz und Nieren zu prüfen, ist das Ziel, das die Redaktion gemeinsam mit dem Servicezentrum Sport und den Vereinen und Gruppen, die die Hallen nutzen, verfolgt. Ein Gespräch zum Auftakt mit Karsten-Thilo Raab, dem Leiter des Servicezentrums Sport.

Herr Raab, es gibt ziemlich alte Schätzchen unter den Sporthallen wie Dahmsheide aus dem Jahr 1929. Andere sind 60, 70 Jahre alt. In welchem Zustand sind die Hallen in Hagen?

Karsten-Thilo Raab: In einem guten. Es ist nicht so ausschlaggebend, wie alt die Halle ist, sondern wie sie gepflegt und instandgesetzt wird. Und das läuft in einigermaßen Hagen gut. Es gibt keine Halle, die uns wegbröckelt. Das sieht in anderen Städten im Umland anders aus.

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Ist das nicht verwunderlich? Für viele Hallen in Hagen haben Vereine und Gruppen ja die Schlüsselgewalt.

Klar, es gibt immer Fälle, in denen vergessen wird, abzuschließen, das Licht auszumachen oder Türen zuzumachen, wenn es im Sommer mal zu heiß ist. Für uns ist es immer schwer, dann herauszufinden, wer es war. Trotzdem läuft das mit der Schlüsselgewalt gut. Es ist aber auch Fluch und Segen. Wenn Schäden entstehen, war es meistens niemand. Und wir haben Mischformen, wie bei der Käthe-Kollwitz-Halle oder der Öwen-Witt-Halle. Tagsüber kümmern sich Objektbetreuer bis 16 Uhr und abends haben die Schlüsselgewalt die Vereine. Mehr beschäftigt und das Thema Zuständigkeiten.

Die Hasper Rundsporthalle gehört zu den größeren Sporthallen der Stadt.
Die Hasper Rundsporthalle gehört zu den größeren Sporthallen der Stadt. © WP | Michael Kleinrensing

Inwiefern?

Die Objektbetreuer gehören zur Gebäudewirtschaft Hagen, die für die Hallen und alle fest verbauten Dinge darin zuständig ist. Das Servicezentrum Sport ist gegenüber den Objektbetreuern nicht weisungsbefugt. Das verlangsamt oft Dinge, wenn zum Beispiel Reparaturen schnell umgesetzt werden müssen. Wir arbeiten an einer internen Lösung, bei der wir anweisen, dann sofort umgesetzt wird und wir gleichzeitig Nachricht an die GWH geben, das Aufträge erteilt wurden. So bleibt alles transparent und wir kommen schneller voran.

Sie haben gesagt, dass die Hallen alle gut in Schuss seien. Aber entsprechen sie denn noch modernen Anforderungen? Sporttrends haben sich bekanntlich geändert über die vergangenen Jahrzehnte.

Dazu muss man wissen, dass alle Hallen für den Schulsport gebaut wurden. Der hat die oberste Priorität zwischen 7.30 und 16 Uhr. Danach haben dann die Vereine und Gruppen bis 22 Uhr den Zugriff. Da die Räume und Hallen für den Schulsport konzipiert wurden, muss man heute – gerade bei der Unterbringung von modernem Equipment – kreativ sein. Wir finden aber immer gute Lösungen. Ein Beispiel sind die Basketballer aus Haspe oder von der BBA Hagen. Das Rahmenprogramm in der Regionalliga muss bestimmten Maßstäben genügen von der Beschallung bis zum Catering.

Anfang der 2000er-Jahre wurde die „neue“ Sporthalle Emst eröffnet. Seither hat es keinen Neubau mehr gegeben. Benötigt Hagen keine neuen Hallen?

Das Gegenteil ist der Fall. Im Zuge der Sportentwicklungsplanung wird sehr deutlich, dass wir mindestens sechs Hallen-Einheiten, im Idealfall also zwei neue Dreifach-Hallen brauchen. Im Stadtbezirk Mitte und in West, also in Haspe. Auch hier gilt: Wir brauchen sie vor allem wegen des Schulsports. Die steigenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren stellen uns da vor Herausforderungen. Wir kommen eigentlich nur hin, weil an den Schulen aktuell insgesamt zu wenig Sportlehrer arbeiten. Wenn sich das ändert, entsteht noch mehr Druck. Aber auch die Vereine wachsen. Haspe 70 beispielsweise. Die Wasilewski-Brüder und der gesamte Verein ziehen zahlreiche Jugendliche an, die Hallenkapazitäten benötigen. Generell ist das Wachstum im Basketball am höchsten. Auch mit der BBA Hagen.

Sind die Hallen insgesamt denn durch Vereine und Gruppen gut ausgelastet?

Insgesamt schon. Es gibt aber einfach Hallen in den Randbereichen, da will niemand hin. Und wir gehen auch nicht so vor, dass wir sagen: „Wenn ihr dringend noch Hallenzeiten braucht, dann fahrt nach Hohenlimburg, auch wenn ihr aus Haspe kommt.“ Wir wissen aus Befragungen und der Sportentwicklungsplanung ja klar, welch hohe Zufriedenheit es schafft, wenn die Gruppen und Vereine in ihrem eigenen Viertel Sport treiben. Einfach ist es aber nicht. Neben den drei Großvereinen Fichte, 1860 und dem TSV Vorhalle gibt es 200 Vereine in der Stadt. Und oft sind natürlich auch schräge Wünsche dabei.

Die Karl-Adam-Halle am Vossacker in Vorhalle.
Die Karl-Adam-Halle am Vossacker in Vorhalle. © Alex Talash

Welche?

Naja, man versucht sich natürlich schon – ich kann das als Sportler auch verstehen – die guten Tage rauszupicken. Montags will meistens niemand trainieren, weil am Wochenende gespielt wurde. Freitags auch nicht, weil man auf die Piste geht oder am nächsten Tag spielt. Und mittwochs gucken viele wohl gern Champions League….

Wie einfach oder schwierig ist es – auch vor dem Hintergrund von Hallennutzungsgebühren –, den Überblick zu bewahren, ob Hallenzeiten auch angemessen genutzt werden? Also ob nicht in Dreifachhallen nur sechs Leute stehen zum Beispiel?

Wir haben mit Einführung der Gebühr viele Zeiten zurückgekriegt. Da hat es also eine Bereinigung gegeben. Am Start hatten wir Softwareprobleme, sind seitdem stabil, haben aber noch eine leichte Fehlerquote. Probleme gibt es aber auch auf Seiten der Vereine. Heimspiele sind beispielsweise kostenfrei. Es gibt aber viele unterklassige Teams, die unter der Woche spielen und die vergessen, diese Termine mitzuteilen. Auf den Rechnungen fällt das dann auf. Jetzt machen wir es so, dass die Termine im Vorhinein mitgeteilt werden müssen.

Und gibt es Kontrollen?

Natürlich funktioniert das Ganze auf einer Vertrauensbasis. Seit Juni haben wir aber auch einen Mitarbeiter im Einsatz, der die Belegung der Hallen kontrolliert. Man muss Badminton nicht mit sechs Leuten in einer Dreifachhalle spielen. Und eine Handballmannschaft muss nicht auf einem Drittel spielen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Servicezentrum in der nächsten Zeit mit Blick auf die Hallen?

Man muss ja wissen, dass wir mit 13 Kollegen einer der kleinsten Fachbereiche mit einem der größten Adressatenkreise sind. Mehr als die halbe Stadt treibt Sport. Unsere Mittel sind – das gilt aber für viele Fachbereiche – begrenzt. Größere Erneuerungen oder Investitionen können wir oft nur aus der Sportpauschale des Landes decken. Die ist 640.000 Euro hoch. Es muss aber auch daraus eine Rücklage für Kunstrasenplätze gebildet werden, wo ja alle zehn bis 15 Jahre der Belag getauscht werden muss. Wenn dann Verbände wie der Basketballbund plötzlich Regelwerke verändern und höhenverstellbare Körbe für die „Minis“ fordern, dann stehen wir plötzlich vor großen Problemen.

Sie müssen doch nicht alles tun, was Sportverbände auftragen.

Aber wir können unsere Basketballvereine doch nicht hängen lassen. Also setzen wir das um. Eine Anlage kostet 3000 Euro. In Hagen hängen 300 Basketballkörbe. Die Verbände machen sich keinen Kopf darüber, wer das am Ende alles bezahlt. Eintracht Hagen muss ja nächste Saison auch auf einem blauen Hallenboden spielen, weil das fernsehgerechter ist. Das Gros der Kosten trägt Eintracht, aber wir geben was aus der Sportpauschale dazu. Und dann stellt man zum Beispiel in der Halle der Realschule Hohenlimburg fest, dass das ganze Leitungsnetz marode ist. Dann wird der Kostendruck für die Stadt noch höher.