Hagen. Die Mannschaft von Phoenix Hagen hat einen neuen Anstrich bekommen. Die Defense wird wohl stark sein, aber im Angriff gibt es große Fragezeichen.

Beim Basketball-Zweitligisten Phoenix Hagen geht eine spannende „Offseason“ zu Ende. Mit der Verpflichtung des US-amerikanischen Aufbauspielers Siler Schneider ist die Rotation von Trainer Chris Harris vollständig. „Er ist ein mutiger Passgeber, der aus den unterschiedlichsten Situationen heraus für seine Nebenleute kreieren kann. Im System von Vechta kamen seine Qualitäten weniger zum Vorschein – deswegen soll er hier mehr Freiheiten bekommen“, sagt Harris. Ein, zwei Nachwuchsspieler werden den Kader noch auffüllen.

Wie immer gilt: Wie gut das neu zusammengestellte Team tatsächlich ist, wird sich erst noch zeigen müssen. In der Vorbereitung und zu Beginn der ProA-Saison. Allerdings zeichnet sich schon ein Strategiewechsel ab: Phoenix setzt jetzt mehr auf intensive Verteidigung, auf Athletik und die von Harris so sehr geschätzte „Galligkeit“. Derweil zeichnen sich aber auch drei Schwächen ab. Wir unterziehen den Phoenix-Kader einer Analyse.

Lennart Boner verstärkt Phoenix Hagen unterm Korb.
Lennart Boner verstärkt Phoenix Hagen unterm Korb. © FUNKE Foto Services | Sascha Fromm

Die Stärken

Defense/Rebounding: Rebounding und Defense „am Brett“ waren in der vergangenen Saison die Schwachstellen von Phoenix. Schwachstellen, die die sportliche Leitung ausmerzen will. Hier kommt vor allem Naz Bohannon ins Spiel, dessen Verpflichtung eine große Überraschung war. Der bullige Center/Flügel vom Meister Vechta wird nicht nur defensiv eine zentrale Rolle einnehmen, sondern auch für offensive Gefahr am Brett sorgen – auch daran mangelte es zuletzt. Ähnlich stark am Brett ist der neue Center Lennart Boner, ebenso Devonte McCall auf den Positionen 3 und 4. Das Team ist athletischer und physischer geworden.
Erfahrung
: In den letzten Jahren hat Phoenix selten Spieler mit ProA-Erfahrung unter Vertrag genommen. Die „Neuen“ mussten sich immer erst an die Liga gewöhnen. Von den sechs Neuzugängen für die nächste Saison haben hingegen fünf schon mindestens eine Spielzeit im Basketball-Unterhaus absolviert. Mit Bohannon und Schneider kommen sogar zwei Akteure vom Meister. Die Erfahrung sollte Phoenix in vielerlei Hinsicht zugutekommen.
Uneigennützigkeit
: Mit Bjarne Kraushaar, Kristofer Krause, Tim Uhlemann und Marvin Omuvwie sind vier Leistungsträger geblieben, die sich vornehmen, den „Spirit“ der letzten Saison mit in die nächste Spielzeit zu nehmen. Auch die neuen Spieler sind dafür bekannt, teamdienlich zu agieren. Von Egoismus keine Spur. Das sollte sowohl für den Angriff als auch für die Verteidigung eine gute Grundlage sein.

Wird als Distanzschütze noch mehr gefordert sein: Tim Uhlemann.
Wird als Distanzschütze noch mehr gefordert sein: Tim Uhlemann. © Michael Kleinrensing

Die Schwächen

Miese Quoten: Auf dem Papier hat sich die Offense verschlechtert. Als sichere Distanzschützen kann man anhand ihrer jüngsten Wurfquoten nur Brock Mackenzie (41,5), Uhlemann (36) und Dennis Nawrocki (40) bezeichnen. Während Boner und Bohannon gar nicht von außen Maß nehmen, treffen Krause (33,3) und McCall (32,5) durchschnittlich gut. Omuvwie und Kraushaar (beide 30,1) und vor allem Schneider (20,4) werden ihren Dreier verbessern müssen. Fällt der Wurf nicht, dann werden die gegnerischen Teams die Zone dicht machen.
Wer übernimmt?
Mit JJ Mann und Kyle Castlin hatte Phoenix in der letzten Saison zwei Führungsspieler, deren große Stärke es war, in entscheidenden Phasen die entscheidenden Würfe zu treffen. Beide waren stets in der Lage, für sich oder für andere zu kreieren. Auch dem abgezockten Marcel Keßen konnte man den Ball in der „Crunch­time“ anvertrauen. Die Hackordnung war klar. Und im neuen Team? Da ist allenfalls der Rookie Mackenzie bekannt dafür, den letzten Wurf zu nehmen. Es müssen also einige Spieler in die Führungsrolle hineinwachsen, damit man am Ende der Wurfuhr nicht „heiße Kartoffel“ spielt.
Größe
: Die Phoenix-Mannschaft wird eines der kleineren Teams der Liga sein. Unterm Korb bringt nur Lennart Boner mit 2,07 Meter Gardemaß mit. Allerdings sollte das nicht allzu oft ein Problem sein. Vor allem die athletischen Krause, Bohannon, Omuvwie und Nawrocki spielen größer als sie sind. Im besten Fall macht Phoenix aus der Größennot eine Tugend. Mit kleinen, aber vielseitigen Aufstellungen und galliger Verteidigung kann man größeren Teams das Leben schwer machen. Der Phoenix-Kader ist wie gemacht dafür.

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