Hagen. Wenn Phoenix Hagen am Sonntag Jena empfängt, dann will Aufbauspieler Grayson Murphy sein Comeback geben. Wie er die Leidenszeit gemeistert hat.
Wie gut kann ein Mitspieler sein, der nicht mitspielen kann? Diese Frage bohrte sich in die Gedanken von Grayson Murphy, noch bevor er eine halbe Saison professionellen Basketball gespielt hatte. Anfang Januar dieses Jahres, im Heimspiel gegen Nürnberg, brach sich der Aufbauspieler von Phoenix Hagen den linken Fuß. Drei Monate Spielpause. Drei Monate Schmerzen, Reha, Geduld. Umso bemerkenswerter ist es, wie der junge Mann diese Leidenszeit gemeistert hat. „Am Anfang hatte ich Schmerzen und konnte nur mit Krücken gehen. Ich habe Coach Harris direkt gesagt, dass ich weiterhin ein Teil des Teams sein will, so gut es nur geht“, sagt Murphy. „Ich wollte der beste Mitspieler sein, der ich nur sein konnte, egal ob im Training oder in den Spielen.“
Murphy: Der Fuß fühlt sich gut an
An diesem Sonntag, wenn ProA-Ligist Phoenix den Tabellen-16. SC Jena empfängt (17 Uhr), dann wird Murphy aller Voraussicht nach wieder das tun, was er am besten kann: das Hagener Spiel dirigieren, Bälle verteilen und erobern, ein uneigennütziger Anführer sein. „Ich fühle mich gut, mein Fuß fühlt sich gut an“, sagt Murphy im Gespräch mit unserer Redaktion. Und sein Trainer Chris Harris stellt in Aussicht: „Wenn er sich bereit fühlt und unser Medical Staff grünes Licht gibt, dann steht seiner Rückkehr nichts im Wege.“
Schon in der vergangenen Woche war ein Murphy-Comeback Thema, aber für die Partie in Vechta fühlte er sich „nicht zu 100 Prozent fit und wollte noch etwas warten. Jetzt bin ich bereit zurückzukehren und ich kann es kaum erwarten, wieder vor unseren Fans zu spielen.“
Es ist davon auszugehen, dass sich die Hagener Anhänger mindestens genau so freuen werden, denn Murphy hat sich innerhalb kurzer Zeit in die Fanherzen gespielt. Frisch vom College gekommen, legte der inzwischen 24-jährige Spielmacher irrwitzige Statistiken auf: 8,3 Punkte, 6,7 Assists, 6,3 Rebounds und 2,3 Steals markiert er pro Partie. Statistiken, die sagen: Der Mann kann alles und macht alles. Murphy spielt furchtlos und dennoch kontrolliert. Es war also nicht nur für Murphy, sondern für den gesamten Verein ein Schock, als er sich den Fuß brach. „Als wir im Huddle zusammenkamen, konnte ich kein Gewicht mehr auf meinen Fuß lagern. Da wusste ich, dass der Fuß gebrochen ist“, erinnert sich der US-Amerikaner.
Die ganze Sequenz rund um Murphys Verletzung war kurios: Der Point Guard wurde nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden vom Schiedsrichter zurück aufs Feld beordert, weil seine Auswechslung nicht regelkonform gewesen sein soll. „Ich war verletzt und wollte einfach runter vom Feld“, sagt Murphy. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Schiedsrichter das etwas anders gehandhabt hätten, aber Regeln sind Regeln.“ Immerhin: Die Liga hat sich in einem Schreiben an Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt für das Auswechslungs-Schlamassel entschuldigt.
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Grayson Murphy hat den Blick längst nach vorne gerichtet – eigentlich schon an Tag eins nach seiner Verletzung. Der Amerikaner tat alles, um weiterhin beim Team zu sein, er suchte stets den Kontakt zu seinen Mitspielern, er war „unser bester Cheerleader“ (Chris Harris) und übernahm während der Spiele Scouting-Aufgaben. „Es war mir so wichtig, dass ich die gute Chemie mit den anderen Jungs weiter beibehalte“, erklärt Murphy.
Bleibt Murphy ein Hagener?
Seine Rückkehr könnte nun zur rechten Zeit kommen. Zuletzt verlor Phoenix Hagen vier von fünf Spielen, ein Sieg gegen Jena scheint im Rennen um die Playoff-Plätze Pflicht zu sein. „In Vechta haben wir drei Viertel super gespielt, aber dann hat Vechta richtig aufgedreht“, denkt Murphy an die jüngste Niederlage zurück. „Ich glaube aber nicht, dass es einen Grund zur Sorge gibt. Wir müssen weiter unser Spiel spielen. Jetzt steht ein ganz wichtiges Spiel an - und hoffentlich kann ich meinen Teil zu einem Sieg beitragen.“
Über die Zeit nach dieser Saison hat sich Grayson Murphy noch nicht allzu viele Gedanken gemacht, sagt er. Ob er sich aber vorstellen kann, in Hagen zu bleiben? Bei der Frage huscht ihm ein Lächeln über das Gesicht. „Oh ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, hier in Hagen zu verlängern. Der Verein ist 1A, ich genieße es für Coach Harris in diesem Team zu spielen. Unser Geschäftsführer Martin und all die Leute, die für den Verein arbeiten, sind klasse“, sagt Murphy. Und wie selbstverständlich fügt er an: „Wir haben die besten Fans der Liga.“