Hagen/Crailsheim. Fabian Bleck aus Breckerfeld hat im Trikot von Phoenix Hagen sein erstes Spiel in der Basketball-Bundesliga absolviert. Jetzt sind es 300.
Er stand an der Dreierlinie, er bekam den Pass von Maurice Stuckey, er nahm den Wurf. Und als der Ball Sekunden später unten aus dem Netz fiel, hatte das eine basketball-historische Dimension. Und zwar gleich in zweifacher Hinsicht: Fabian Bleck, Breckerfelder Junge, der einst sein Bundesliga-Debüt für Phoenix Hagen feierte, hat am Donnerstagabend für die Crailsheim Merlins bei den Telekom Baskets Bonn im 300. Bundesliga-Spiel seinen 1500. Punkt erzielt.
Dass der 29-Jährige, der in zwei Wochen seinen 30. Geburtstag feierte, nicht unmittelbar in großen Jubel ausbrach, mag auch damit zu tun haben, dass es drei Punkte zum 67:93 aus Crailsheimer Sicht waren – bei noch 4:23 Minuten auf der Uhr selbst für Basketball-Optimisten ein aussichtsloser Rückstand. „Wenn ich jetzt aber so drüber nachdenke“, sagt Fabian Bleck, „das hat schon etwas.“ Um mit einem Grinsen hinzuzufügen: „Auch wenn es mit Sicherheit ein paar Spieler gibt, die nicht so viele Partien für 1500 Punkte gebraucht haben.“
Im November zur Nationalmannschaft
Bleck – und das weiß er selbst – ist nicht derjenige, der permanent zweistellig für die Merlins trifft. Seine Aufgabe ist ein eine andere: Er ist ein Arbeiter, er ackert, er geht dahin, wo es auch mal weh tut, er bereitet vor, er verhindert Körbe, ist wichtig für die Mannschaft und den Verein, bei dem er auch in der kommenden Saison noch einen Vertrag hat. Und: Er steht letztlich im Schnitt rund 19 Minuten pro Spiel in der ersten Liga auf dem Feld. All diese Eigenschaften haben letztlich dafür gesorgt, dass er im November 2021 zur Deutschen Nationalmannschaft eingeladen wurde.
83:101 – ziemlich deutlich endete die Partei in Bonn. Eine, um deren besondere Dimension Fabian Bleck gar nicht wusste: „Mir war schon klar, dass das 300. Spiel irgendwann in nächster Zeit kommen würde“, sagt der Power Forward, 2 Meter groß, 96 Kilo schwer. „Aber dass es einem Donnerstag in Bonn sein würde – das hat mich letztlich dann auch überrascht.“
Schallmauer geknackt
Weil Datenbanken heute aber nichts mehr entgeht, steht nun fest, dass Bleck in jenen erlauchten Kreise gehört, die dieses Schallmauer geknackt haben. Weil es ihn nie ins Ausland gezogen hat, und weil er seit Jahren konstant auf hohem Niveau in Deutschlands erster Liga spielt.
Und das, obwohl er seit seinem zwölften Lebensjahr Diabetiker ist. Auf Instagram geht er als „fabolus_type1“ offen mit diesem Thema um. Im Training trägt er eine Insulinpumpe, auf die er mit er Rücksicht auf seinen Gegenspieler im Spiel verzichtet. „Das Gerät selbst ist stabil“, sagt Fabian Bleck, „aber ich möchte nicht riskieren, dass sich daran jemand verletzt.“
Noch ein Jahr Vertrag in Crailsheim
Bleck kommt damit klar. Im Alltag, im Training, auf dem Basketballfeld, auf dem ihn die Zucker-Krankheit schon die gesamte Profikarriere begleitet. Wie lange die noch dauert, welche Marke er als nächstes knackt? Noch offen: „Für die nächste Saison habe ich ja noch einen Vertrag in Crailsheim“, sagt der junge Mann, der an der Euro Fachhochschule in Hamburg Betriebswirtschaftslehre studiert. „Gut zwei Drittel hab’ ich da geschafft. Es scheint Licht am Ende des Tunnels.“
Phoenix Hagen ist der Verein, bei dem die Bundesliga-Karriere von Fabian Bleck im Jahr 2012 begonnen hat. „Ganz ehrlich – an mein erste Bundesliga-Spiel kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, sagt Fabian Bleck, „ich weiß noch von einer Partie in Würzburg, weil ich da ziemlich lang auf dem Feld gestanden habe. Und dass wir die Playoffs erreicht haben, hab ich noch vor Augen.“
Phoenix Hagen kann ein Thema werden
Ob Phoenix noch einmal ein Thema wird – vielleicht im Herbst der Profi-Karriere? „Ich habe ja gelesen, wie der Etat wachsen soll und wie die Ziele lauten“, sagt Fabian Bleck, „wenn Phoenix aufsteigt, kann ich mir das vorstellen."
Und ansonsten bleibt da ja noch der TuS Breckerfeld, der Verein, in dem alles begann. „Ich habe ja mitgekriegt, was da im Moment bei den Heimspielen in der Halle los ist. Das ist schon krass“, sagt Fabian Bleck, dessen Zwillingsbruder Tobias in der Ersten in der Oberliga spielt, „erstens: Ich will eines Tages noch mal mit meinen Brüdern zusammenspielen. Und zweitens: Irgendeiner muss ja mal Arndt Neuhaus ablösen.“ Der einstige Bundesliga-Spieler und Olympiateilnehmer spielt noch immer in der zweiten Mannschaft.