Breckerfeld. Was gerade rund um die Basketballer des TuS Breckerfeld abgeht, ist ein kleines Basketballmärchen. Der Ansturm auf die „Erste“ ist riesig.
Sie lagen auf Hallenboden und dehnten sich. In Freudenberg, knapp eine Stunde von Breckerfeld entfernt, sonntagnachmittags. Als plötzlich lautes Gebrüll durch die Katakomben der Sporthalle im Siegerland dröhnt. Trommelschläge, Rufe. Die Tür zur Tribüne schwingt auf und 50 in einem Bus angereiste Hansestädter brüllen aus Leibeskräften: „Hurra, hurra, die Breckerfelder sind da.“ Was in den vergangenen Wochen und Monaten seit Beginn der Basketball-Oberliga-Saison rund um die „Erste“ des TuS Breckerfeld passiert ist, darf man – und wenn es noch so sehr nach Dorf-Romantik klingen mag – als kleines Basketballmärchen bezeichnen. Zu den Heimspielen kamen zuletzt sogar 200 Zuschauer.
Die Erste als Aushängeschild
Sie waren unten. Nun ja, immerhin eine Spielklasse tiefer. Freiwillig hatten sich die Breckerfelder vorletztes Jahr aus der Oberliga zurückgezogen für einen Neuaufbau. „Wir wollten uns neu formieren und haben wieder ein paar ältere Spieler wie Florian Reuter, Fabian Köppen oder Coach Tobias „TJ“ Hedtkamp ins Team zurückgeholt. Unser Ziel war es, dass die ,Erste’ wieder das Aushängeschild des Clubs wird, mit dem sich alle identifizieren können und das in den Club hinein strahlt“, sagt Max Dittmann, TuS-Kapitän, 29 Jahre alt. Der Wiederaufstieg gelang und ein wenig spürten sie schon in der 9000-Leute-Stadt, dass der Zulauf bei den Heimspielen leicht anzog.
Was dann passierte, dafür bauen Profi-Klubs ganze Marketing- und Medienabteilungen auf. Zunächst gab es Wechsel im Vorstandsteam. Verdiente zogen sich zurück, Jüngere rückten nach. Timo Senger, lange Zeit als Coach der „Ersten“ aktiv übernahm das Amt des Medienbeauftragten, was in vielen Clubs eher stiefmütterlich behandelt wird. „Wir haben uns alle die Frage gestellt: Wie kriegen wir einen Event-Charakter hin, wenn die Erste spielt“, erinnert sich Dittmann.
Aaron Bowser als Fotograf
Sie gewannen das in Breckerfeld ansässige Unternehmen Inbus als Hauptsponsor, daneben zehn weitere und holten den Amerikaner Aaron Bowser als Fotografen ins Boot. Bowser hatte selbst mal in Breckerfeld gespielt – noch zu Regionalligazeiten. Er fertigte für das Team eine kleine Media-Strecke an. Teambilder, Einzelporträts, andere Dinge. Timo Senger orchestrierte das Ganze zu einer Art Social-Media-Werbekampagne auf Instagram. Spielervorstellungen, Teamporträts, Ankündigungen, kleine Geschichten. Ein Schreiner zimmerte den TuS-Kiosk, an dem bei Heimspielen verkauft wird.
„Ja und dann“, sagt Maxi Dittmann und betont das, was nun kommt mit besonderem Stolz: „Dann sind da noch die anderen Vereine.“ Vor Saisonbeginn nahm man Kontakt mit den Fußballern von Schwarz-Weiß Breckerfeld auf. Dazu einige Jungs von der Landjugend. „Zum ersten Heimspiel waren plötzlich 30 Mann von denen da und haben so einen Rabatz gemacht, dass wir Gänsehaut bekommen haben. Im Gegenzug sind wir dann auch beim Fußball vorbeigekommen und haben Stimmung gemacht. Dieser Zusammenhalt hat sich einfach verselbstständigt.“
Gegner sichtlich beeindruckt
Bei einem Hinrunden-Heimspiel gegen den TV Gerthe platzte die Halle aus allen Nähten, man verstand sein eigenes Wort nicht. „Total schnell gründete sich ein Supporter-Club. Einer nach dem anderen trat bei. In Bochum haben die so eine Stimmung gemacht, dass der Hallenwart sich dort anschließend bei uns gemeldet hat, um die Jungs für ihre Anfeuerung und ihr Benehmen zu loben. Diese Gruppen und die ehrenamtlichen Helfer schaffen gerade so eine Kraft beim TuS, dass es fast unheimlich ist.“
Was niemand ahnen konnte. Der Aufsteiger ist aktuell Zweiter der Tabelle. „Wir gewinnen fast jedes knappe Spiel, weil die Unterstützung so unglaublich ist. Das macht einen Riesenunterschied“, sagt Maxi Dittmann. Das Team bestehe übrigens aktuell ausschließlich aus Breckerfeldern und solchen, „die eine TuS-Mitgliedschaft zehn Jahre plus haben“, sagt Dittmann.
Wer sich davon überzeugen oder anstecken lassen möchte, erfährt Spieltermine ab nächstem Freitag übrigens auch über die große Plakatwand am REWE am Ortseingang. „Da sind wir ab Freitag drauf zu sehen. Krass, oder?“, fragt Max Dittmann. Ja, krass. Es bleibt, was es ist: ein kleines Sportmärchen. Weiter geht es am Samstag um 18.30 Uhr gegen Kaiserau – zuhause.