Herdecke. Gegen Lünen waren die Herdecker Ringer der klare Underdog, doch sie starteten wie ein Feuerwerk. Ein Herzschlagfinale entschied den Kampf.

Für einen richtigen Krimi haben kürzlich die Oberliga-Ringer der TSG Herdecke Tigers gesorgt. Gegen den klaren Favoriten VfK Lünen war jeder Punkt hart umkämpft – nicht selten bis zur letzten Sekunde. In der Bleichsteinhalle fand so ein spannendes Aufeinandertreffen ein würdiges Ergebnis: Durch das 18:18 konnten beide Teams für ihren guten Auftritt etwas Zählbares mitnehmen – und die Herdecker ihre Tabellenführung verteidigen.

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Dass es so kommen sollte, war im Vorfeld der Partie allerdings nicht erwartet worden, zumindest nicht aufseiten der heimischen Ringer, wie Trainer Recep Mercan klarstellte. Lünen sei der klare Titelfavorit, machte er schon vor dem Kampf deutlich, wie die Rollen verteilt seien. Weil bei den Herdeckern dann auch noch kurzfristig Ringer ausfielen oder angeschlagen kämpfen mussten, verschlechterten sich die Vorzeichen noch einmal. „Das wird sehr schwer“, meinte Mercan kurz vor dem Beginn der Duelle.

Die nächsten Punkte

Dass es eng wird, zeigte sich bereits in den ersten Kämpfen. Für Nervenkitzel sorgte der Auftritt des TSG-Kapitäns Szaby Lakatos, der als Dritter auf die Matte ging. Er begegnete seinem bärenstarken Gegner jedoch auf Augenhöhe und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach und nach erkämpfte er sich einige Punkte. Auch wenn die Auseinandersetzung sehr ausgeglichen war, lag der Gegner bis zur letzten Sekunde knapp in Führung. So lange, bis Lakatos noch einmal richtig aufdrehte, seinen Rivalen schulterte und somit zwei Zähler für seine Mannschaft einfuhr.

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Nach dem Gong tobte das Publikum. Allen wurde nun schlagartig klar, dass gegen die Lüner etwas möglich ist. Euphorisiert ging es weiter. Auch die nächsten beiden Kämpfe konnte Herdecke für sich entscheiden. Bei den Frauen holte zunächst Viviane Herda einen schnellen Sieg. Sie schulterte ihre Gegnerin bereits nach 30 Sekunden und sicherte ihrem Team fünf Punkte. Dann legte Mehdi Shasavari nach, der ein enges Duell für sich entschied und einen Zähler einfahren konnte. Die Herdecker führten gegen den Favoriten plötzlich ziemlich deutlich.

Kleiner Dämpfer

Lediglich einen kleinen Dämpfer mussten sie vor der Pause noch hinnehmen. Den letzten Kampf der ersten Hälfte entschieden die Lüner für sich. Der angeschlagene Tukagan Öztürk wurde von seinem Gegner aus Lünen dominiert, ließ aber dennoch nur einen Mannschaftspunkt zum VfK wandern.

TSG-Ringer Szabolcz Lakatos (hellblaues Trikot).
TSG-Ringer Szabolcz Lakatos (hellblaues Trikot). © Oliver Stach | Oliver Stach

Doch trotz der Niederlage war es ein Zwischenstand, mit dem nur wenige gerechnet hatten – und der Gutes für den restlichen Verlauf der Begegnung vermuten ließ. Denn die Herdecker gingen mit einem 13:5 in die Pause. Im ersten Durchgang musste sich außerdem Samim Yagubi seinem Lüner Gegner trotz eines guten Starts geschlagen geben. Mohammad Alubaidi holte dagegen zwei Punkte für die Herdecker Ringer.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Trainer Recep Mercan kommentierte das zwischenzeitliche Ergebnis: „Es waren alles Topkämpfe auf sehr hohem Niveau. Normalerweise hätten wir gegen eine Mannschaft wie Lünen keine Chance, aber wir trainieren sehr hart, und das zahlt sich aus.“

Die zweite Hälfte begann mit frischem Kampfgeist. Als es wieder losging, holten die Herdecker sofort den nächsten wichtigen Erfolg. Freistilspezialist Arsalan Ebrahimvand sammelte gegen seinen Gegner insgesamt neun Zweierwertungen durch Durchdreher oder Konterangriffe. Ein starker Aufritt von ihm, der drei Mannschaftspunkte einbrachte.

Heiße Phase startet

Doch nun leitete der Favorit nach und nach die Wende ein. Herdeckes Kutkagan Öztürk schenkte seinem Kontrahenten zwar nichts, musste sich aber dennoch knapp geschlagen geben. Auch den nächsten Kampf verloren die TSG-Ringer. Und das, obwohl es für Same Ullah Sidique zunächst bei einer 4:1-Führung gut aussah. Nach der Pause wurde sein Gegner jedoch aktiver und holte für die Gäste die nächsten Mannschaftspunkte.

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Nach zwei Pleiten bäumten sich im zehnten Kampf die Herdecker aber noch einmal auf. Ringerin Fabienne Manz ließ in ihrem Duell ihrer Kontrahentin keine Chance. Direkt mit der ersten Aktion schulterte sie ihre Gegnerin – und sorgte damit für ein wenig Durchatmen am Bleichstein nach dem durchwachsenen Beginn nach der Pause.

Herdecker hat keine Chance

Im nächsten Kampf ging Herdecke komplett unter. Eigengewächs David Mkrtchyan hatte gegen seinen Konkurrenten keine Chance. Grund war dabei vor allem die Stärke seines Gegners, denn er bekam es mit dem erfahrenen rumänischen Kaderringer Costel Tarcoci zu tun. Dieser beendete den Kampf vorzeitig mit 15:0.

Nun stand nur noch ein Duell bevor, der Zwischenstand vor dem letzten Kampf war eng und noch alles möglich. Mit 18:14 führten die Herdecker noch. Doch Ali Al-Mafradi musste sich geschlagen geben. Weil der Herdecker aber beherzt kämpfte, verhinderte er eine Schulterniederlage und gab lediglich vier Mannschaftspunkte ab – 18:18 endete das Duell zwischen den beiden Vereinen also.

Pause bis Oktober

„Insgesamt sind wir stolz auf die Teamleistung. Der Gegner musste eigentlich auf dem Papier gewinnen, war aber nicht gierig genug“, meinte Trainer Mercan, dessen Team die Tabellenführung verteidigt hat. „Wir sind immer noch ungeschlagen und konnten unterstreichen, dass wir die großen Mannschaften ärgern wollen und können“, zog er Schlüsse aus dem Remis. Für sein Team geht es nun erst im Oktober gegen den KSC Witten weiter. Bis dahin können die Herdecker die Tabellenführung erst einmal genießen.