Großwallstadt. Mit sieben Toren lag Eintracht Hagen gegen den TV Großwallstadt zurück, doch dann beweist der Handball-Zweitligist eine große Moral.

Als Valentin Schmidt in der 14. Spielminute mit versteinerter Miene die Karte für die Auszeit zückte, erhoben sich die meisten Zuschauer in der Untermainhalle. Was sie bisher gesehen hatten, war eine grandiose Leistung der Gastgeber des TV Großwallstadt gegen die Gäste des VfL Eintracht Hagen. Im Duell der 2. Handball-Bundesliga hatte der Tabellen-17. den deutlich besseren Start erwischt.

Doch am Ende teilten sich die Mannschaften die Punkte und trennten sich 26:26 (16:16)-Unentschieden.

Die Eintracht musste erneut ohne Trainer Stefan Neff auskommen, der die Fahrt nach Bayern krankheitsbedingt nicht antreten konnte. Valentin Schmidt und Julian Renninger übernahmen erneut das Coaching.

Stefan Neff fiebert aus der Ferne mit

Und der eigentliche Trainer fieberte aus der Ferne mit seinem Team mit: „Es war die Hölle“, musste Neff nach der Partie zugeben, dass er „vor dem Fernseher wirklich wahnsinnig geworden“ ist. Dass neben Valentin Schmidt, Julian Renninger, Luca Klein, Lukas Kister und Alexander Becker nun auch noch das Trainerteam ausfiel, passte zu der momentanen Misere der Hagener.

Aber sie gingen mit dem Wissen in die Partie, dass der Personalmangel demnächst zumindest ein wenig gelindert wird: Die Eintracht gab die Verpflichtung von Kreisläufer Daniel Andrejew bekannt. Der ehemalige U-Nationalspieler wird die Hagener bis zum Saisonende verstärken. Bei der Partie in Bayern war der Neuzugang allerdings noch nicht mit dabei. Seit Saisonbeginn war er vereinslos und hat sich privat fit gehalten. „Wir werden ihn wieder langsam heranführen“, sagt Sportdirektor Michael Stock.

Erste Auszeit in der 14. Spielminute

Schon in der achten Minute lag die Eintracht mit 2:6 (8.) zurück. TVG-Torwart Jan Steffen Minerva war seiner Mannschaft mit seinen Paraden ein starker Rückhalt. Aufseiten der Hagener sah der Spielaufbau gut aus, doch es haperte am Abschluss. Beim 5:10-Rückstand (14.) nahm Schmidt die erste Auszeit – und die Zuschauer erhoben sich. Nach der Auszeit erhöhten die Hausherren zur höchsten Führung auf 12:5 (16.).

Was jedoch im Anschluss folgte, war die stärkste Viertelstunde der Volmestädter. Und das auch Tobias Mahncke, der im Tor der Eintracht immer öfter mit guten Paraden glänzte.

Spätestens als Damian Tormanovic einen Tempogegenstoß zum 13:14-Anschlusstreffer (25.) verwandelte, keimte in der Eintracht wieder die Hoffnung auf, die ersten Punkte im Jahr 2022 mitnehmen zu können. Jan-Lars Gaubatz erzielte in der 29. Minute den 15:15-Ausgleich für die Gäste, die sich vor allem mit einfachen Toren aus dem Rückraum in die Partie zurückgekämpft hatten. Mit einem 16:16-Unentschieden ging es in die Halbzeit.

TVG zieht wieder davon

Im zweiten Durchgang entwickelte sich ein ausgeglichener Spielfluss. Die Abwehr der Großwallstädter nahm sich nun vermehrt Hagens Toptorschützen Pouya Norouzi vor und nahm den Rückraumlinken zeitweise gut aus der Partie – die Hausherren zogen erneut auf 24:21 (48.) davon.

Doch der eingewechselte Mats Grzesinski sorgte mit starken Paraden im Tor der Hagener dafür, dass diese nicht den Mut verloren und einen kleinen Lauf starteten, welchen Pouya Norouzi mit seinem Treffer zum 24:24-Ausgleich (55.) beendete. „Wir haben in der Abwehr wirklich mit Herz und Seele gefightet“, fieberte Neff aus der Ferne mit.

1:08 Minuten vor dem Abpfiff nahm Interimscoach Valentin Schmidt die nächste Auszeit. Mit dem Ballbesitz bei den Hagenern ging es in die letzten Momente des Spiels. Doch die Abwehr der Hausherren verteidigte kompakt, ließ den Hagenern keine Lücke. Und so vergab auch Philipp Vorlicek die Chance auf den Sieg.

Momentum aufseiten der Hagener

Auch Savvas Savvas Wurf von der Mittellinie ging mit der Schlusssirene rechts am Tor vorbei. In Jubelstürme brach keine der beiden Mannschaften nach dem Abpfiff aus, doch für die Eintracht aus Hagen war es nach einer Energieleistung die Unterbrechung der Niederlagenserie und der erste Punkt im Jahr 2022.

„Auch wenn das Momentum am Ende auf unserer Seite war, kann man doch von einem gerechten Unentschieden sprechen“, befand Neff und ergänzte: „Es ist der erste Punkt in einer schweren Zeit und belohnt die tolle Moral der Mannschaft.“

Eintracht Hagen: Mahncke, Grzesinski; Bürgin (3), Norouzi (6), Queckenstedt (1), Pröhl (1), Bratzke, Vorlicek (3), Athanassoglou, Gaubatz (3), Mestrum (5), Stefan (2), Toromanovic (2).