Hagen. Nach provokanten Aussagen: Stefan Mroß, Ex-Trainer von Hagen 11, schießt gegen Nachfolger Christian Fohs. Der Verein habe seine Seele verkauft.

Stefan Mroß wollte den Blick eigentlich nach vorne richten und sich aus den Angelegenheiten von Fußball-Westfalenligist SpVg. Hagen 1911 raushalten. Aber der ehemalige Coach, der Mitte Oktober dieses Jahres vom Elfer-Vereinsvorstand entlassen wurde, ist verärgert. Verärgert darüber, wie sein Nachfolger Christian Fohs die Emster Mannschaft und das, was Mroß in den vergangenen Jahren aufgebaut und geprägt hat, „öffentlich diskreditiert“.

Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Fohs zu Beginn der Woche, dass den Elfern Qualität und Tiefe fehlen würden – insbesondere auf der Torwartposition, die bis zum Antritt des neuen Coaches Benedikt Mroß, der Sohn des Ex-Coaches, bekleidet hatte. Im Interview redet Stefan Mroß Klartext, auch über seine Entlassung und seine Vorgeschichte mit Christian Fohs.

Herr Mroß, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Äußerungen von Christian Fohs über die erste Mannschaft von Hagen 11 und indirekt über Ihre Arbeit als Vorgänger gesehen haben?

Stefan Mroß: Ich war geschockt, als ich den Bericht gelesen habe. Ich möchte betonen, dass es mir dabei nicht um mich als Trainer und Vater eines Spielers geht, sondern viel mehr um den Umgang mit Spielern, die dem Verein fünf, sechs Jahre die Treue gehalten haben und mitverantwortlich für den Erfolg waren. Christian Fohs hat in den letzten Wochen immer wieder die Mannschaft öffentlich kritisiert, aber was er jetzt gesagt hat, war die Krönung. Noch mal: Wenn gegen mich geschossen wird, kann ich damit leben, denn ich habe mir nichts vorzuwerfen. Wenn Fohs sich profilieren möchte, indem er mich schlecht redet, dann bitte. Aber wenn es gegen einzelne Spieler geht, oder etwa suggeriert wird, dass die gesamte Bank schlecht sei, dann fehlt da komplett die Wertschätzung. Das hat mich so erschrocken. Ich wollte ja auch erst nichts sagen...

Torwart Benedikt Mroß gehörte zur Stammformation von Hagen 11.
Torwart Benedikt Mroß gehörte zur Stammformation von Hagen 11. © Michael Kleinrensing

Aber?

Es werden einzelne Spieler öffentlich vom Trainer diskreditiert, im Grunde jeder bis auf Gaetano Manno, Kevin Ropiak und Tim Bodenröder. In diesem Fall muss ich dazu Stellung beziehen. Ich habe auch Nachrichten von Vorständen und Trainerkollegen bekommen, die ebenfalls fassungslos darüber sind, was da gerade passiert. Dass ein Trainer öffentlich so über seine Mannschaft redet – so eine Situation habe ich noch nicht erlebt.

Unter anderem wurde Ihr Sohn Benedikt Mroß kritisiert, der laut Fohs kein Westfalenliga-Niveau habe. Wie haben Sie das aufgenommen?

Zunächst einmal: Benedikt hat seit der Anstellung von Fohs nur eine Trainingseinheit mitgemacht. Er ist mit zwei anderen Torhütern zum Treffpunkt bestellt worden, und ihm wurde mitgeteilt, dass Michel Klose jetzt den Vorrang bekommen würde. Benni wurde dann nach Hause geschickt. Er durfte an keinem Training mehr teilnehmen und natürlich auch nicht mehr an den Spielen. Man muss sich doch mal überlegen, was das mit einem 21-Jährigen macht? Zumal er bis dato ein fester Teil des Kaders war. Als Trainer stelle ich mich schützend vor meine Spieler und diskreditiere sie nicht. Ich habe so etwas noch nie von einem Trainerkollegen gehört. Ein Trainerschein reicht eben nicht aus, um ein Trainer zu sein, dazu gehört viel mehr.

Fohs erklärte, dass Benedikt Mroß das Team sowieso verlassen hätte und man sich deshalb lieber direkt von ihm getrennt hätte.

Das ist unfassbar! Ich habe meinen Jungs beigebracht: Wenn man einem Verein zusagt, dann ist das so, und am Ende der Saison unterhält man sich wieder. Wissen Sie, was die Krönung war?

Erzählen Sie es uns.

Nach seiner Suspendierung wollte Benni ein Spiel der ersten Mannschaft anschauen, und er musste Eintritt zahlen! Das ist unglaublich. Übrigens hat er sich in einem Training ordnungsgemäß von der Mannschaft verabschiedet, wie man das eben macht.

Für Sie als Vater muss die Situation besonders schwer sein.

Natürlich kann ich da nicht komplett neutral sein. Aber ich muss auch sagen, dass Benni nie der erste Torhüter war, sondern seine Spielanteile bekam, weil Niklas Ester und später Alex Schmale verletzungs- und krankheitsbedingt ausfielen. Außerdem haben wir immer unseren Torwarttrainer entscheiden lassen, welcher Torhüter auf das Feld kommt, um möglichst neutral zu sein.

Christian Fohs (rechts) ist seit Mitte Oktober Cheftrainer von Hagen 11.
Christian Fohs (rechts) ist seit Mitte Oktober Cheftrainer von Hagen 11. © Michael Kleinrensing

Wie ging es dann weiter?

Benni hatte nach der Suspendierung nur noch Kontakt mit dem 1. Vorsitzenden, Magnus Becker, der die Entscheidung lange hinausgezögert hat. Erst nach drei Wochen hat Magnus ihm kurz per WhatsApp mitgeteilt, dass der Verein auf der Torwartposition mit Michael Klose und Justus Nieder plane. Obwohl ja mit Benni abgesprochen war, dass er bis zum Ende der Saison bleibt. Er wird als Schuldiger ausgemacht für den Misserfolg der Mannschaft, und das ist einfach nicht fair. Dass dies völliger Nonsens ist, sieht man ja an den bisherigen Ergebnissen unter der Leitung von Herrn Fohs.

Warum wurde Ihr Sohn denn letztlich rausgeworfen?

Vermutlich aufgrund seines Nachnamens, ich weiß es nicht genau. Zu behaupten, dass Benni kein Westfalenliga-Niveau hätte, zeugt jedenfalls von sportlicher Inkompetenz. Er trainiert zurzeit bei einem Westfalenligisten mit und hat auch schon mehrere Angebote bekommen, da halte ich mich aber raus.

Hatten Sie seit Ihrer Entlassung mal Kontakt mit Christian Fohs? Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?

Es gibt kein Verhältnis aufgrund der Illoyalität, die er vor fünf Jahren gezeigt hatte, als er mein Co-Trainer war.

Was war denn passiert?

Das Vertrauensverhältnis war gebrochen, und wir konnten so nicht mehr weiterarbeiten. Der Vorstand hat das damals erfahren und ihn entlassen. Überall, wo Christian Fohs war, hat er verbrannte Erde hinterlassen.

Warum hat man ihn dann Ihrer Meinung nach zurückgeholt?

Das weiß ich nicht. Ich glaube, das ist absoluter Aktionismus und Planlosigkeit. Der Vorstand setzt auf ihn. Wenn Sie mich fragen, dann stinkt der Fisch vom Kopf. Warum sonst schauen die Verantwortlichen teilnahmslos dabei zu? Wenn Spieler und Sponsoren auf sportliche und personelle Entscheidungen Einfluss nehmen, dann ist das toxisch für die Entwicklung eines Vereins. Ich habe das Gefühl, dass alles, was wir uns in den letzten fünf Jahren mühsam erarbeitet haben, kaputt gemacht wird.

Die Fußballer von Hagen 11 stehen auf dem letzten Tabellenplatz der Westfalenliga.
Die Fußballer von Hagen 11 stehen auf dem letzten Tabellenplatz der Westfalenliga. © Michael Kleinrensing

Fühlen Sie sich vom Verein verachtet?

Verachtet würde ich nicht sagen, es gibt einfach null Wertschätzung, zumindest von Seiten der Führung. Mir muss niemand auf die Schulter klopfen, weil ich weiß, was wir geleistet haben mit zwei Aufstiegen und dem Erreichen des Westfalenpokal-Halbfinals oder gar dem tollen Spiel gegen den BVB, übrigens laut Marco Rose mit einem starken Benedikt Mroß im Tor. Aber ich weiß ja immer noch nicht, warum ich entlassen wurde.

Was vermuten Sie?

Meines Wissens hat es im Hintergrund, während der erste Vorsitzende im Urlaub war, Gespräche zwischen einem Vorstandsmitglied, einzelnen Spielern und zwei Sponsoren, ohne Wissen der Mannschaft gegeben. Einen Tag nach dem 6:0-Erfolg im Kreispokal rief mich dann Magnus Becker aus dem Urlaub an und sagte mir, dass man nicht mehr mit mir weitermachen wird. Noch mal: Es geht mir nicht nur um mich, sondern um das ganze Trainerteam. Unser Physio Grobi (Björn Grobe; d. Red.), Ivica Bosnjak als Co-Trainer, Simon Frank als Torwarttrainer oder auch Kai Langenbruch als Sportlicher Leiter. Wir haben unzählige Überstunden geleistet, was ja auch okay war, aber dann muss man sich so eine mangelnde Wertschätzung gefallen lassen.

Was meinen Sie: Wird Hagen 11 noch den Klassenerhalt schaffen?

Ich wünsche es mir. Aber in meinen Augen hat der Verein mit der Anstellung von Christian Fohs seine Seele verkauft. Ich hoffe, dass sie nicht ihre Werte verlieren, oder besser gesagt wünsche ich ihnen, dass sie ihre Werte wieder zurückbekommen. Das ist wichtiger als der Klassenerhalt.