1974 gewann der SSV Hagen die Deutsche Basketball-Meisterschaft - eine Sternstunde der Stadtgeschichte. Wo steht der Hagener Basketball heute?
Vergangenheit: 1974 passiert das Highlight des Hagener Basketballs
In der Sternstunde des Hagener Basketballs kannte die Begeisterung keine Grenzen. Zeitpunkt: Samstag, 6. April 1974. Ort: Bundesleistungszentrum Heidelberg. Die Basketballer des SSV Hagen waren Deutscher Meister! Kein Herren- und kein Damenteam aus der Volmestadt hat vor- oder nachher das erreicht, was den Korbjägern von Trainer Jörg Trapp an diesem wunderschönen Frühlingstag gelang.
Mehr als 1000 mitgereiste Hagener waren Zeuge des historischen Triumphes. „Wie die Fans mit dem Schlusspfiff das Spielfeld gestürmt haben, daran erinnere ich mich noch gut“, sagte Peter Krüsmann, damaliger Meisterspieler des SSV Hagen. „Die Trikots wurden uns vom Leib gerissen, nur die Hosen konnten wir retten.“
Es war kein Erfolg, der aus dem Nichts kam. 1973 war das SSV-Team in der damals noch zweigeteilten Bundesliga bereits Nordmeister geworden. Ein vergebener Freiwurf von Center Joschko Martinek im Spiel gegen Bamberg stoppte das Trapp-Team damals noch auf dem Weg zum Titel. Ein Jahr später gelang der ganz große Wurf. Maßgeblich zuständig für die Würfe war Jimmy Wilkins. In den beiden Finals gegen den USC Heidelberg (67:54 daheim, 70:64-Sieg auswärts) gelangen dem 2012 verstorbenen US-Akteur aus San Diego 26 und 22 Zähler.
Als sich der SSV-Tross nach dem historischen Titelgewinn bei Kaiserwetter per Autokorso vom Hauptbahnhof zum Rathaus bewegte, waren die Straßen von Menschen gesäumt wie beim Karneval. Vom Rathaus aus ging’s zur nächsten Feierlichkeit in die rappelvolle Ischelandhalle. Freude pur - bei Fans wie Spielern.
Gegenwart: Sportlich harte Jahre für Phoenix
Mit ihrem Titelgewinn hat die legendäre SSV-Mannschaft von 1974 maßgeblich dazu beigetragen, dass Hagen zur Basketball-Stadt wurde und dies heute immer noch ist. Es folgten weitere große Erfolge wie der Pokalgewinn 1975 und die deutsche Vizemeisterschaft in 1994 (mit Peter Krüsmann als Trainer), aber die Geschichte des Hagener Basketballs ist auch mit viel Schmerz und Tiefpunkten verbunden.
2003 ging Brandt Hagen pleite, und auch „Nachfolger“ Phoenix Hagen, der 2009 den Aufstieg ins Basketball-Oberhaus packte, musste Ende 2016 den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Aber Hagen kommt eben nicht lange ohne hochklassigen Basketball aus. 2017 wagte Phoenix mit Patrick Seidel als Geschäftsführer und Matthias Grothe als Trainer den Neuanfang in der zweitklassigen ProA. Der Tod Grothes zu Beginn der ersten Saison schockte Hagen und wirbelte die sportlichen Pläne durcheinander. Dennoch schafften die „Feuervögel“ in der Saison 2017/18 die Playoffs, schieden allerdings gegen Rasta Vechta in der ersten Runde aus.
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Seitdem verpasste Phoenix Hagen stets die Endrunde um die ProA-Meisterschaft, in der vergangenen Spielzeit taumelte man zwischenzeitlich den Abstiegsrängen entgegen – was aber viel mit Corona zu tun hatte.
Seit November 2018 ist der Kanadier Chris Harris Trainer. Vom Kader des Neubeginns sind Dominik Spohr und Javon Baumann übrig geblieben. Mit mehr Athletik und Schnelligkeit will Phoenix Hagen nun die sportliche Trendwende schaffen. Und hofft dabei nach einer Saison voller Geisterspiele auf die Unterstützung der treuen Fans. Doch wie viele Zuschauer zurück auf die Ränge der Krollmann Arena dürfen, steht aktuell in den Sternen.
Zukunft: Gute Aussichten für Bundesliga-Basketball am Ischeland
Die Perspektive für Phoenix Hagen ist klar: In drei Jahren will man um den Bundesliga-Aufstieg mitspielen können, wie Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel unserer Redaktion sagte. Seit dem Neustart 2017 floss viel Geld in die Klubstrukturen, doch in den nächsten Jahren soll der Mannschaftsetat Schritt für Schritt angehoben werden, um mit den ProA-Topteams mithalten zu können.
Ein Grund für Ehrgeiz und Euphorie ist die Mehrzweckarena am Ischeland, die 2023 fertiggestellt werden soll. Sie bietet nicht nur den Handballern von VfL Eintracht Hagen, sondern auch den Phoenix-Basketballern die Perspektive, vor bis zu 5000 Zuschauern zu spielen. Außerdem soll sie mit allem möglichem Pipapo ausgestattet sein: Schwimmbecken, Sauna, Physiopraxis, Personal-Training-Raum und so weiter. Das sind beste Aussichten für den Hagener Profisport.
Die Sommerserie: „Wir schreiben Stadtgeschichte“
Die Stadt Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtete in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.
Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.