Herdecke. Viel Zeit bleibt nicht bis zu den deutschen Meisterschaften: So ist die Herdeckerin Patricia de Graat in die Freiluft-Saison eingestiegen:

Ihre Hallensaison war sehr kurz und unbefriedigend, draußen soll es deutlich besser werden. Knapp drei Monate nach ihrem letzten Start, der nach einem krassen Leistungsabfall auf dem letzten Platz des Finales bei den deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften über 1500 Meter endete, ist Patricia de Graat in die Freiluft-Saison gestartet. Die Herdecker Mittelstrecklerin lief über 800 Meter beim Einladungssportfest für Berufs- und Spitzensportler in Wetzlar auf Rang vier. Das erste große Ziel der 22-Jährigen von der LG Olympia Dortmund sind die deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Braunschweig.

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Nach dem Einbruch ausgerechnet im nationalen Finale auf der vertrauten Hausbahn war Patricia de Graat ratlos. Bei den 68. deutschen Hallenmeisterschaften in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle Mitte Februar war die Herdeckerin über 1500 m nach der Hälfte der Strecke im Feld nach hinten durchgereicht worden und nach für sie indiskutablen 4:41,16 Minuten als Achte und Letzte über die Ziellinie gelaufen. „Das war gar nix“, räumte sie damals ein, nur aus Fairness gegenüber den anderen Läuferinnen sei sie nicht ausgestiegen. Und die DM, eine von nur zwei möglichen Wettkämpfen für sie in der Hallensaison, habe ins allgemeine Bild gepasst, eine Erklärung dafür habe sie aber noch nicht.

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Das, so hofft Patricia de Graat, ist mittlerweile anders. „Ich war sehr schlapp, konnte zwei Wochen überhaupt nicht trainieren“, denkt sie zurück. Visiten in der Sportklinik Hellersen und bei einem anderen Arzt hätten dann Aufschluss gebracht, dass Schilddrüsen-Probleme der Grund für ihren Leistungseinbruch seien. „Ich habe an ein paar Stellschrauben gedreht, die Lösung für meine Probleme scheinen gefunden“, hofft sie, etwas verspätet konnte sie in die Vorbereitung auf die Leichtathletik-Freiluftsaison einsteigen. Die fand im Corona-Jahr 2021 anders als sonst ohne Frühlings-Trainingslager im Süden – vor Jahresfrist waren die LGO-Leichtathleten in Südafrika, mussten im ersten Lockdown kurzfristig heimkehren – statt, trainiert wurde ausschließlich in Dortmund.

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Kein Trainingslager im Warmen

„Natürlich wäre ich gerne im Warmen gewesen“, sagt die Herdeckerin, „aber das machte wenig Sinn. Wir haben uns gegen Reisen entschieden, weil die Lage sich ja gefühlt von Woche zu Woche ändert.“ Für die Kader-Athletinnen gebe es zudem auch am Leistungs-Stützpunkt in Dortmund sehr gute Bedingungen, auf zehn bis zwölf Trainingseinheiten wöchentlich sei die Übungsarbeit zuletzt angezogen worden. „So viel Zeit bleibt ja auch nicht“, weiß Patricia de Graat, „in vier Wochen sind schon die deutschen Meisterschaften.“

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Die nationalen Titelkämpfe finden vom 4. bis 6. Juni – wie im letzten August - im Eintracht-Stadion in Braunschweig statt, dann geht es für die Top-Asse der Szene noch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Für Patricia de Graat ist das keine realistische Option, sie strebt zunächst den DM-Endlauf an. „Das Finale ist das Mindestziel – und vielleicht besser als Platz sieben im letzten Jahr“, sagt die Herdeckerin, die mit ihren Vorjahreszeiten bereits die Nominierungs-Kriterien sowohl über 800 m als auch über 1500 m erfüllt hat. Wie bisher stets bevorzugt sie den Start über die längere Mitteldistanz. Und blickt bei der Trainingsperiodisierung auch über die früh in der Saison angesetzten deutschen Meisterschaften hinaus. „Ich fokussiere mich nicht auf einen einzelnen Wettkampf“, sagt sie, „mein Anreiz ist es, dass ich Bestzeiten laufen möchte. Das geht auch nach den deutschen Meisterschaften noch.“ Wie im Vorjahr, als sie ihre persönlichen Rekordmarken über 800 m, 1000 m und 1500 m im Spätsommer noch steigerte.

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Rang vier in Wetzlar über 800 m

Erstmals wieder Wettkampfluft schnupperte die Herdeckerin am Wochenende in Wetzlar bei einem Einladungssportfest für Berufs- und Spitzensportler über 800 m. Und lief hinter Klubkollegin Verena Meisl (2:07,31 Minuten), Fabiane Meyer (2:07,73) und Nele Weßel (2:07,98) in 2:09,49 Minuten auf Rang vier. „Zwischen 400 und 600 Metern war ich in der Spitze dabei und auf Bestzeit-Kurs“, sagt Patricia de Graat, „aber am Ende konnte ich nicht mehr so Gas geben wie die drei Ersten. Auf den letzten 80 Metern habe ich zwei Sekunden verloren, da schoss das Laktat in die Beine, da ging nichts mehr.“

Leichtathletik-DM Teil der „Finals“

Die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften finden vom 4. bis 6. Juni wie bereits 2019 im Rahmen der „Finals“, also der zeitlichen sowie örtlichen Zusammenlegung der deutschen Meisterschaften in verschiedenen Sportarten, statt. Neben der Leichtathletik in Braunschweig - wie schon 2020 - werden zehn weitere Sportarten in Nordrhein-Westfalen und sieben in Berlin stattfinden. Insgesamt werden unter dem Finals-Dach 140 deutsche Meister ermittelt. ARD und ZDF werden mehr als 25 Stunden berichten.

Neben der Leichtathletik werden eine Vielzahl anderer Sportarten ihre Finals 2021 in NRW austragen. Geräteturnen und die Rhythmische Sportgymnastik werden in der Westfalenhalle in Dortmund stattfinden, Karate, Taekwondo und Tischtennis ebenfalls in Dortmund in der Helmut-Körnig-Halle. Kanu, Kanupolo und Stand-Up-Paddling ermitteln ihre Meister auf der Regattabahn im Sportpark Duisburg, die Reiter auf Schloss Wocklum in Balve, die Kletterer integriert in den Ruhr Games in Bochum.

Grundsätzlich sei sie aber mit dem Saisoneinstieg zufrieden. „Ich bin schneller eingestiegen als im letzten Jahr“, sagt sie: „Ich brauche Wettkämpfe, damit ich meine beste Leistung wieder abrufen kann.“ Der nächste – dann über 1500 m - steht bereits am Samstag bei der „Langen Laufnacht“ in Karlsruhe an, sechs Tage später folgt das international besetzte Leichtathletik Meeting Anhalt in Dessau. Und dann stehen bereits die deutschen Meisterschaften an.