Herdecke. Nach mehr als 15 Jahren beendet die Herdeckerin Laura Hansen ihre Leistungssport-Karriere. Mit einem bemerkenswert offenen Resümee:
„Laufen ist meine Leidenschaft.“ Dabei bleibt es auch für Laura Hansen. In den Leichtathletik-Stadien dieser Welt wird die Herdeckerin diese Passion aber künftig nicht mehr ausleben. Die 30-jährige Mittelstrecklerin der LG Olympia Dortmund hat ihre Wettkampf-Karriere beendet, die neben vielen Erfolgen auch durch großen Leistungsdruck, viele Verletzungen, Essstörungen und zuletzt eine Herz-Operation geprägt war. Per Instagram und Facebook hat sich die 30-Jährige mit einem bemerkenswert offenen Laufbahn-Resümee verabschiedet, das für große Resonanz gesorgt hat. „Eine erfolgreiche Athletin und ein toller Mensch verlässt die Wettkampfbühne“, bedankte sich ihr Verein.
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Um Hengstey- und Harkortsee wird Laura Hansen auch künftig noch laufen, nur nicht mehr so häufig und vielleicht nicht ganz so schnell. Auf der Strecke entlang der beiden Ruhrseen gehört die Mittelstrecklerin – häufig mit einer jungen LGO-Teamkollegin im Schlepptau - zum Inventar seit vier Jahren, seitdem lebt die gebürtige Sonsbeckerin in Herdecke. „Hier ist es doch sehr schön, und eine perfekte Laufstrecke“, hat sie schon im Gespräch im letzten Sommer erklärt, als sie sich auf die deutschen Meisterschaften in Braunschweig vorbereitet hat. „Es war mein letzter richtiger Wettkampf“, sagt Laura Hansen heute im Rückblick. Über ihre 800 Meter hatte sie sich dort in schwieriger und wettkampfarmer Corona-Saison noch einmal auf 2:09,20 Minuten gesteigert und als Vorlauf-Fünfte nur knapp das Finale verpasst. Als tags darauf in Braunschweig die Medaillen vergeben wurden, trabte die Herdeckerin schon wieder um den Hengsteysee.
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Durch Herzrasen gestoppt
Eine schnelle Saison 2021 zum Karriere-Abschluss wollte Laura Hansen noch folgen lassen, auch wenn sie bereits durch häufig auftretendes Herzrasen und sofortigen Leistungsabfall in Training und Wettkampf („Das war beängstigend und frustrierend“) gestoppt wurde. Mit einer Herzkatheter-Untersuchung wurde im letzten Herbst den Ursachen im Klinikum Bayreuth auf den Grund gegangen, einige Stellen im Herzen wurden verödet. „Danach war es besser“, sagt sie, „aber bei sehr starken Belastungen im Wettkampf konnte ich nicht mehr an die Grenzen gehen.“
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In der Winter-Vorbereitung trainierte sie noch im Hochleistungs-Modus mit zehn bis zwölf Trainingseinheiten pro Woche. Und trat beim PSD Meeting in heimischer Helmut-Körnig-Halle in Dortmund Anfang Februar noch einmal über die 800 Meter an, stieg aber nach der Hälfte des Rennens aus. „Da habe ich nur als Tempomacherin meine junge Teamkollegin Lena Posniak unterstützt“, sagt sie. Die Entscheidung für einen Schlussstrich war „schweren Herzens“ schon gefallen. „Ich erziele nicht mehr die Leistung, für die ich trainiere“, musste Laura Hansen erkennen: „Mein Körper sagte mir: So richtig schnell läufst du nicht mehr.“
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Zu oft über Grenzen gegangen
Diesmal hört die Herdeckerin auf ihren Körper, in mehr als 15 Jahren Karriere hat sie das nach eigenem Bekenntnis nicht getan. Nach Platz fünf bei der U20 Weltmeisterschaft über 400 m Hürden im Jahr 2008 habe sie gedacht, alle Türen stünden ihr offen, schreibt sie. Dann habe sie aber der plötzliche Tod ihres Vaters im Jahr 2009 aus der (Lauf)Bahn geworfen: „Danach bin ich im Training zu oft über Grenzen gegangen, von denen mein Körper sich nicht mehr erholt hat.“ Schmerzen habe sie ignoriert, ständig unter Druck gestanden, zu wenig gegessen, zu viel trainiert. Ihr ganzes ganzes Leben habe sie nur noch danach bewertet, wie schnell sie gerannt sei, heute folgt die Erkenntnis: „Ich habe meinem Körper die ganze Zeit viel zu viel abverlangt. Ich war lange Zeit zu hart zu mir selbst.“
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Nun sei es an der Zeit, dem Körper auch mal eine Pause zu gönnen. „Lieber zu 100 Prozent gesund und nur zu 80 Prozent fit“, betont sie: „Ich habe mein Pensum bereits auf fünf Einheiten pro Woche runtergeschraubt, damit er sich von den Strapazen erholt.“ Ihrer großen Leidenschaft Laufen bleibt sie verbunden. Nachdem Laura Hansen ihre Masterarbeit im Wirtschaftswissenschafts-Studium - mit dem irgendwie passenden Titel „Mental Toughness in Business and Sports“ - abgegeben hatte, trat sie im November einen Job bei LGO-Trägerverein TSC Eintracht Dortmund an. Und ist dort als Lauf-Trainerin und Organisatorin im Kinder- und Jugendsport tätig, gab dafür auch ihren Posten im Bereich Marketing bei der LGO auf. Laufen will sie weiter. „Im Sommer könnte ich noch das ein oder andere Mal Tempo für eine LGO-Kollegin machen“, sagt Laura Hansen, „dann aber Spaß gesteuert. Und vielleicht mal einen Straßenlauf.“ Rund um den Hengsteysee soll es da in normalen Zeiten den ein oder anderen geben.