Hagen. „Speedy“ Middeldorf ist Phoenix Hagens wohl bekanntester Fan. Im Interview spricht er über die harsche Kritik von Tornados und Szene Hagen.

Haupttribüne, Block B, Sitz 132. Das ist sein Platz, aber in der Ischelandhalle ist Hans-Peter „Speedy“ Middeldorf (69) meist an anderer Stelle zu finden. Der wohl bekannteste Fan von Phoenix Hagen steht hinter der Kamera und filmt die Spiele der Basketballer, wird zwischendurch aber auch als Techniker gebraucht. Und wenn Phoenix auswärts antritt, dann ist „Speedy“, der seinen Spitznamen einer früheren Motorsport-Karriere zu verdanken hat, gerne mal Chauffeur. Seit 13 Jahren ist er Teil der „Phoenix-Familie“.

Doch die Saison 2020/21 war für den ProA-Klub und seine Anhänger eine überaus aufreibende. Wie frustrierend manche Fans die sportliche und wirtschaftliche Lage von Phoenix Hagen empfinden, wurde am erbosten Statement deutlich, das die Fangruppen Tornados und Szene Hagen jetzt veröffentlichten. Wir haben mit „Speedy“ über die Fankritik gesprochen.

Herr Middeldorf, wie nehmen Sie die akuten Spannungen zwischen Fanclubs und der Vereinsführung von Phoenix Hagen wahr?

Hans-Peter Middeldorf: Es hat in der Vergangenheit ja schon Unstimmigkeiten zwischen Phoenix und den Tornados gegeben, es scheint sich jetzt einiges entladen zu haben. Die Trennung von Co-Trainer Alex Nolte, der ja DIE Hagener Figur war, war das Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich hätte mir von Patrick Seidel (Geschäftsführer von Phoenix Hagen; d. Red.), aber auch von so manchem Gesellschafter in der Sache ein feineres Händchen gewünscht.

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Wie meinen Sie das?

Die Art und Weise, dass man Alex keinen neuen Vertrag angeboten hat, weil Geld fehle, fand ich nicht gut. Da gab es bestimmt andere Möglichkeiten. Vielleicht hätte er noch im gemeinnützigen Verein Phoenix Hagen e.V. eine Viertelstelle besetzen können, und man hätte das Geld über Mitgliedsbeiträge wieder reingeholt. Alex ist ein Hagener Junge, er hat viel Power und Emotionen von der Bank gebracht. Es ist schade, dass er gehen muss.

Andererseits kritisierten Tornados und Szene Hagen, dass mit Chris Harris verlängert wurde. Können Sie es nachvollziehen, dass Phoenix am Chefcoach festhält?

Ja, das kann ich. Chris ist menschlich absolut top, die Spieler wenden sich gerne an ihn. Ich habe selbst zwar nie Basketball gespielt, nur ein paar mal auf dem BG-Turnier (lacht), aber fachlich hat Chris meiner Meinung nach alles drauf. Nur an der Umsetzung hapert es. Ein Trainer wie Vid Zarkovic von BG Hagen staucht seine Spieler manchmal rigoros zusammen, dass sie kaum noch in ihre Schuhe passen. Chris könnte auch mal explodieren; nicht nur im Spiel, sondern auch im Training. Da ist er mir etwas zu ruhig. Und wir hätten unsere Gegner öfter mal mit einer Ganzfeld-Presse überraschen können, so wie es Ingo Freyer gerne mal gemacht hat.

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Ein Streitpunkt ist auch die Frage, wie sehr Corona die Phoenix-Mannschaft zurückgeworfen hat.

Corona hat die Mannschaft ohne Frage schwer getroffen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das nicht ohne ist. Ich war mit in Nürnberg und habe mir dort auch Corona eingefangen...

Wie ging es ihnen danach?

Mir ging es nicht gut, ich lag eine Woche zu Hause, aber ich war zunächst negativ getestet worden. Als es mir einfach nicht besser ging, bin ich ins Mops-Krankenhaus gegangen, wurde positiv getestet und musste eine Woche lang da bleiben. Mir musste künstlich Sauerstoff zugeführt werden, wie auch unserem Physiotherapeuten David Lopez, der vor mir im Mops lag. Corona siehst du nicht als Ausrede, wenn du es selbst miterlebt hast.

Die Fans von Tornados und Szene Hagen haben in ihrem Statement gesagt, dass sie das Geld für ihre Eintrittskarten zurückverlangen werden. Wie werden Sie es handhaben?

Ich werde einen Teufel tun und mein Geld zurückverlangen. Ich habe mir vor der Saison die All-In-Dauerkarte gekauft, und mir tut es nicht weh, dass ich das Geld nicht wiedersehe. Phoenix kann es gut gebrauchen. Wenn man ein Student ist, der auf dem Heuboden steht, dann kann ich es verstehen, wenn der eine Rückerstattung will.

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Das klingt wie ein Appell an die Phoenix-Fans.

Ja, denn ich finde, wem Basketball in Hagen am Herzen liegt, und wer das Geld nicht unbedingt braucht, der sollte es nicht zurückverlangen. Wir wollen wieder die erste Liga erleben, aber das klappt nicht morgen oder übermorgen. Wir müssen uns noch mal neu aufstellen und geduldig sein.

+++ Info +++

Seit 2008 ist „Speedy“, der bis 2015 als Servicetechniker bei der Telekom arbeitete und seitdem sein Rentnerdasein genießt, immer dabei, wenn Phoenix Hagen spielt. Am Ischeland ist er zuständig für die Netzwerk-Technik und fungiert als Videobeauftragter.

Sein Faible für Basketball entwickelte er schon beim Hagener Erstliga-Start im Jahr 1966. Beide Endspiele des SSV Hagen um die deutsche Meisterschaft 1974 hat er live gesehen.