Herdecke. Die Corona-bedingte Zwangspause trifft die TSG Fußball Herdecke: Am Bleichstein sorgt man sich um die Jugend und die Finanzierung des Platzes.
Vor dem ersten Lockdown hatte die TSG Fußball Herdecke noch Glück. Ihr „Girls Cup“ im Februar 2020 war das letzte Turnier im Kreis, das stattfinden konnte. Seitdem fiel alles aus, auch die Maßnahmen des vom Westdeutschen Fußballverband (WFV) geförderten TSG-Projekts zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs. Was den Bleichstein-Klub doppelt trifft: Dem Nachwuchs gehen die Spielerinnen aus, eine U17 wird es in der nächsten Saison nicht geben. Gleichzeitig brachen die auch zur Finanzierung des neuen Kunstrasen-Spielfelds am Bleichstein vorgesehenen Einnahmen von Veranstaltungen weg.
2. Vorsitzender und Sportlicher Leiter neu
Erstmals virtuell veranstaltete die TSG Fußball Herdecke ihre Jahreshauptversammlung. Dabei wurde die Klubführung um den 1. Vorsitzenden Dirk Grapentin im Amt bestätigt, ein Vorstands mitglied ist neu: Als neuer 2. Vorsitzender folgt Michael Althoff auf Chris Bormann.
Auch einen neuen Sportlichen Leiter haben die Herdecker nach dem Rückzug von Frank Colapietro im vergangenen Jahr gefunden: Jugendtrainer Michael Lippmann übernimmt diese Aufgabe bei der TSG, soll sich vor allem um die sozialen Medien kümmern.
Ein 8. Girls Cup in der Halle war für die TSG Herdecke bald Illusion, stattdessen liefen früh die Planungen für einen „1. TSG Fußball Open Air Girls Cup“ mit Wettbewerben für U11, U13, U17 und Frauen Ende Juni. Viele Teams hatten schon Interesse an Ersatz-Turnier auf dem Bleichstein gezeigt, als auch dieses nur noch Makulatur war. „Kaum war das angeleiert, kam die Ansage des Kreises, dass bis zum 30. Juni keine Turniere genehmigt werden“, sagt TSG-Jugendleiter Markus Requardt, während Frauen- und Mädchentrainerin Melanie Westerhoff bedauert: „Nach sieben Jahren gibt es erstmals keinen Girls Cup. Das ist schade und tut uns auch finanziell weh.“
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Werbeträger bleiben treu
Zumal auch sämtliche andere Veranstaltungen der TSG, die für die Finanzierung des Platzbaus am Bleichstein eingeplant waren, wegfielen. In den letzten drei Jahren hatte die TSG das Vereinsprojekt „Platzbau“ umgesetzt, das dem Nachwuchs angesichts starken Zulaufs an Jugendspielern bessere Trainingsmöglichkeiten bieten sollte. Im letzten Sommer wurde der 30x40 Meter große Kunstrasenplatz zwischen DFB-Kleinspielfeld und Kletteranlage eröffnet. Das Gesamtvolumen betrug 300.000 Euro, neben viel Eigenarbeit und Sponsorengeldern muss die TSG eine über 15 Jahre angelegte Finanzierung stemmen. „Wir haben das Glück, dass uns viele Werbeträger trotz der aktuell für alle schwierigen Situation mit ihren Bandengeldern treu geblieben sind“, betont Requardt, „aber viele andere Einkünfte, von denen der Verein lebt, sind weggebrochen.“ Wie der Verkauf am Platz, Girls Cup und andere Turniere oder jetzt zum zweiten Mal die Herdecker Maiwoche. „Zur Zeit sind wir für alle Mittel dankbar“, sagt Requardt, so bewarb man sich mit einem Video auch bei der AVU-Krone: „Für unseren Verein ist Eure Unterstützung, gerade in diesen Zeiten, sehr wichtig.“
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Die Probleme bei der TSG sind nicht nur finanzieller Natur, auch der Nachwuchs bereitet Sorgen. Schon vor der Saison hatte die TSG - einer der Motoren des Mädchenfußballs im Kreis - erstmals seit der Gründung bei Kreisliga-Frauen und U17-Juniorinnen nur 9er-Teams anmelden können. In der nächsten Saison wird man nun keine weibliche U17 mehr melden können. „Da hat uns Corona einen Strick durch die Rechnung gemacht“, sagt Melanie Westerhoff, „da wir ewig nicht trainieren konnten, haben viele Mädchen aufgehört.“
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Und sämtliche durch die Förderung des Westdeutschen Fußball-Verbands geplanten Projekte wie Tag des Mädchenfußballs, reines Mädchen-Training für Jüngere oder Kino-Tage fielen aus. „Wir hatten keine Chance, für die ausscheidenden Spielerinnen neue zu gewinnen“, sagt Requardt. Einige U17-Mädchen rücken hoch ins Kreisliga-Frauenteam, für andere aus dem jüngeren Jahrgang hofft man auf eine Sondergenehmigung. Auch um die Frauen personell verstärken zu können, die mit Trainerin Westerhoff weitgehend zusammenbleiben. Spielmacherin Hannah Stein allerdings fällt wegen einer Sprunggelenks-Verletzung langfristig aus.
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Testzentrum direkt am Platz
Beim jüngeren Nachwuchs sieht es noch etwas besser aus. Die von Requardt trainierten D-Juniorinnen treten in der neuen Spielzeit als C-Jugend erstmals auf Großfeld an. „Auch da ist es knapp, aber wir werden zu 100 Prozent eine Mannschaft stellen“, sagt der Jugendleiter. Mit seinem Team konnte er in den letzten Wochen wenigstens wieder ins Training einsteigen, das will man auch nach den durch die Bundes-Notbremse verschärften Bedingungen – nur fünf Kinder, Trainer muss Test vorweisen - weiter tun. „Was an Training möglich ist, werden wir anbieten“, sagt Requardt, schränkt aber auch ein: „Nicht jeder beruflich eingespannte Trainer kann vor der Übungsarbeit noch zum Test, da können auch Einheiten ausfallen.“ Man setzt auf die Möglichkeiten im nahen Testzentrum in der Bleichsteinhalle, die könnten Übungsleiter auch direkt vor dem Training nutzen. Requardt „Ich freue mich jedenfalls über jede Minute, die ich auf dem Platz stehen kann.“