Hagen. Phoenix-Spieler Javon Baumann realisiert ein 80.000 Euro teures Mural-Projekt in der ganzen Stadt. Für die Motive sucht er die Hilfe aller Bürger.

Eigentlich ist er Basketball-Profi bei Phoenix Hagen. Und das schon seit vier Jahren. Doch jetzt hat der 28-jährige Centerspieler Javon Baumann ein Projekt auf die Beine gestellt, das mit Basketball nichts zu tun hat. Über das NRW-Heimat-Ministerium und das „European Centre für creative economy“ (ECCE) hat Baumann eine 80.000-Euro-Förderung an Land gezogen, um hier das „Hagen Mural Projekt“ zu verwirklichen. Für eine der größten Streetart-Initiativen der letzten Jahre ist der in Hagen schon heimisch gewordene 2,03-Meter-Mann nun auf der Suche nach inhaltlichen Hinweisen, die die großen Wandgemälde, die entstehen sollen, mit Hagen verbinden.

Ein Wandgemälde von Martin Bender in einem Hinterhof in Wehringhausen.Die Murals, die nun in Hagen entstehen sollen, sollen allerdings Motive zeigen, die mit der Geschichte und der Identität Hagens zu tun haben.
Ein Wandgemälde von Martin Bender in einem Hinterhof in Wehringhausen.Die Murals, die nun in Hagen entstehen sollen, sollen allerdings Motive zeigen, die mit der Geschichte und der Identität Hagens zu tun haben. © Michael Kleinrensing

Dass der aus Solms im Lahn-Dill-Kreis stammende Baumann Kunst interessiert ist und das im Nebenfach auch in Philadelphia in den USA studiert hat, hatte unsere Zeitung bereits 2020 berichtet. Schon damals erklärte Baumann, dass er die Arbeit des Hagener Vereins „Kunst vor Ort“ interessiert beobachte und sich vorstellen könne, in der Zukunft damit zusammenzuarbeiten. Diese Zukunft ist jetzt. Denn Baumann und „Kunst vor Ort“, wo er eng mit Geschäftsführerin Elena Grell und dem pädagogischen Mitarbeiter Benjamin Jost zusammenarbeitet, wollen Murals, also Wandgemälde, an repräsentative und gut sichtbare Wände, Mauern und Häuser in Hagen bringen. Ähnlich wie es Streetart-Künstler Martin Bender zum Beispiel mit seinen Bildern „Prince“ in Eckesey, „Lookup“ in Wehringhausen, der namenlosen Frau in der Moltkestraße in Wehringhausen oder „Hinsehen“ in der Karlstraße in Haspe getan hat.

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Murals in Philadelphia inspirierten Javon Baumann

„Murals, wie ich sie in Philadelphia gesehen habe und die auch eine Verbindung zu der Stadt haben, inspirieren mich. In den Wintermonaten habe ich in Hagen oft gedacht, dass die Stadt in manchen Bereichen grau wirkt und Farbe vertragen kann. Mit dem ersten Lockdown sind meine Überlegungen dann konkreter geworden“, so Baumann.

Das Bild zeigt die Entstehung eines Wandgemäldes von Martin Bender an einer Fassade in der Lange Straße in Wehringhausen.
Das Bild zeigt die Entstehung eines Wandgemäldes von Martin Bender an einer Fassade in der Lange Straße in Wehringhausen. © WP | Michael Kleinrensing

Konkret ist eigentlich gar kein Ausdruck. Denn was Baumann und die Mitstreiter von „Kunst vor Ort“ auf die Beine gestellt haben, führt nicht nur zu punktueller Kunst im Stadtgebiet, sondern hat einen so nachhaltigen Ansatz, dass das Heimatministerium und möglicherweise auch noch eine große Hagener Stiftung es fördern möchten.

An fünf großen Hauswänden im Stadtgebiet sollen Murals entstehen. An der Boeler Straße, der Altenhagener Straße, unterhalb des Wilhelmsplatzes, am Buschey und an einer noch nicht ganz festgelegten Stelle. Streetart-Künstler aus der Region – darunter Hendryk von Busse, Lucas Boelter oder Dennis Klatt – werden in der Zeit von 23. Juli bis 1. August dieses Jahres die Wandgemälde aufbringen. Parallel dazu werden Kinder-Workshops vor Ort bei der Entstehung des Kunstwerkes stattfinden. Baumann hat ein Logo mit Wiedererkennungseffekt erstellt, das er an die bekannte Optik der Tabakfabrik im Freilichtmuseum angelehnt hat. Eine Homepage wird aktuell erstellt, das Projekt wird auf Social Media begleitet.

Ein Team, ein Ziel: Lena Borowski (Stadt Hagen), Benjamin Jost (Kunst vor Ort), Christiane Bergfelder (Förderverein des Osthaus-Museums), Javon Baumann und elena Grell (Kunst vor Ort) (von links).
Ein Team, ein Ziel: Lena Borowski (Stadt Hagen), Benjamin Jost (Kunst vor Ort), Christiane Bergfelder (Förderverein des Osthaus-Museums), Javon Baumann und elena Grell (Kunst vor Ort) (von links). © Javon Baumann

„Was jetzt wichtig ist, ist Input für die Künstler. Was soll auf den Wänden zu sehen sein? Was prägt Hagen, was macht es aus? Was verbinden die Menschen hier so mit Hagen, dass sie das fühlen, wenn sie an einem Wandgemälde vorbeifahren- oder laufen?“ fragt Baumann in die Stadt hinein. Wer ihm Hinweise geben möchte, möge diese bitte per Mail an die Mail- Adresse
58muralproject@gmail.com senden. Sollte E-Mail nicht möglich sein, kann der Hinweis beispielsweise auch in der Stadtredaktion Hagen hinterlassen werden.

Dazu kommt: 80.000 Euro sind zwar ein bemerkenswertes Budget. Jede Entlastung dieses Budgets durch Unterstützung aus der Stadtgesellschaft führt aber dazu, dass noch mehr Freiraum und Kapazitäten entstehen könnten. „Ich würde mich zum Beispiel freuen, wenn jemand helfen könnte, der Hebebühnen hat. Oder ein Gerüstbauer. Auch Malerbetriebe können sich angesprochen fühlen für die Materialien, die wir den Künstlern stellen“, sagt Baumann. Man habe dadurch auch indirekt Einfluss auf entstehende Straßenkunst und Murals in Hagen.

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Verknüpfung von Kunst und Ort

„Die Verknüpfung von Künstlerinnen, Künstlern und der Gemeinschaft durch eine Zusammenarbeit ist ein kollektiver Prozess, welcher die Gesellschaft näher zusammenbringt. Die Gesellschaft wird motiviert, wenn die Möglichkeit besteht ihr Zuhause zu verschönern und gemeinsam zu gestalten“, schreibt ECCE in der Projektbeschreibung. Und weiter: „Die Wandgemälde sollen Hagens Kultur, Geschichte, Gesellschaft, Werte, Verbundenheit und Heimat als Ganzes repräsentieren. Die Gestaltung der jeweiligen Wände soll im Rahmen eines für die Stadt Hagen einzigartigen Festivals stattfinden. Thematisch ist die Gestaltung an das Stadtjubiläum angelehnt: 275 Jahre.“

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Javon Baumann und das Team planen überdies, zusammen mit der Firma Werbetechnik Sommer, Schilder zu entwickeln, auf denen ein QR-Code versehen ist, an dem man sich später vor Ort und mit dem Smartphone das Gemälde erklären lassen kann. „So können auch Touren durch die Stadt möglich werden“, freut sich Javon Baumann.