Hagen-Mitte. . Ein Frauen-Gesicht mit Segelschiff im Haar lässt Passanten in der City staunen. Ein Tattoo-Studio hat Streetartkünstler Martin Bender beauftragt.

Diese junge Frau mit dem strubbeligen Haar, dem Tattoo und dem Segelschiff mitten auf dem Kopf – sie würde manchen Oberarm zieren.

Christof Giebe und Marek Najman könnten die Dame auf einen Körper zaubern. Erschaffen aber haben diese Frau nicht die beiden Tätowierer, die das „Tattoo-Studio 101“ an der Humboldtstraße in Nachbarschaft des Theaters betreiben. Erschaffen hat sie der Streetart-Künstler Martin Bender.

Sie ist nach einem Brainstorming in seinem Kopf entstanden, dann in einer Skizze, schließlich an der Fassade des Hauses, in dem Giebe und Najman seit elf Jahren im eigenen Studio Motive in die Haut bringen. Sie ist entstanden im Auftrag der beiden Hagener Tätowierer.

Nicht übers Knie gebrochen

Dieses Projekt ist so, wie es auch ein gutes Tattoo sein sollte. Nicht über das Knie gebrochen, wohl überlegt und dann in die Hände eines wahren Könners gelegt. „Wer hier in Hagen mit offenen Augen durch die Stadt geht, kennt die tollen Bilder von Martin Bender“, sagt Christoph Giebe.

„Direkt aus meinem Wohnzimmer kann ich das Bild an der Fassade in der Moltke­straße sehen. Wir haben ja selbst einen gewissen künstlerischen Blick auf viele Dinge. Uns war wichtig, dass wir einen Künstler aus der Region beauftragen. Da wussten wir ziemlich schnell, wer die Wand gestalten soll.“

Eine Wand, die Giebe und Najman zwar nicht gehört. Aber ihren Vermieter hatten die beiden Tätowierer schnell vom Projekt überzeugt. „Die Fassade war voll gesprüht, voll geschmiert“, sagt Marek Najman, „das sah alles andere als gut aus. Dem Hausbesitzer war wichtig, dass die Wand nachher besser aussieht als vorher.“

Frauengesicht für die Fassade

Einfluss aber haben die Tattoo-Künstler („Auf weiße Wände stehen wir nicht so“) nicht genommen. „Klar war nur, dass wir gerne ein Frauengesicht auf der Fassade wollten. Und uns schwebte vor, dass sich das Thema Tätowieren irgendwie wiederfindet“, sagt Christof Giebe, „alles andere haben wir in Martins Hände gelegt. Wir wollten die Dinge entstehen und uns überraschen lassen.“

Rund eine Woche hat Martin Bender an dem überdimensionalen Kunstwerk gearbeitet. „Ich stehe auf einem Steiger, und ich male“, sagt er. Immer wieder sucht er zwischendurch Abstand, blickt vom weitem auf sein Kunstwerk. Dann fährt er wieder an der Wand auf und ab, bessert nach. So lange, bis er schließlich mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Viele Passanten bleiben stehen

„Wenn man beobachten kann, wie und in welchen Dimensionen diese Bilder entstehen, dann ist das wirklich phänomenal, was am Ende dabei herauskommt“, sagt Christof Giebe. „Ein Riesenbild mit solchen Ausmaßen – und während es der Künstler gestaltet, ist er oft nur einen Meter von seinem Werk entfernt.“

Ein Bild, das den beiden Tätowierern gefällt, aber auch Nachbarn und Passanten. „Viele gucken, bleiben stehen und sprechen über die Frau an unserer Wand“, sagt Marek Najman, „nicht wenige zücken ihr Smartphone und fotografieren die Frau. Diese Resonanz freut uns natürlich.“

Martin Bender ist derweil weiter gezogen. Neuer Stadtteil, neues Haus, neues Kunstwerk. Sein nächstes Projekt will der Streetart-Künstler an einer Fassade in Eilpe an der Selbecker Straße umsetzen.

>>>HINTERGRUND:

  • Geboren wurde Martin Bender in Kasachstan, als Elfjähriger kam er mit den Eltern nach Deutschland – nach Gevelsberg.


  • Er besuchte die Gestaltungsschule für Farbtechnik und Raumgestaltung in Wuppertal, begann anschließend ein Studium für Malerei und Grafik in Bochum, das er nach nur einem Semester aufgab, weil er lieber praktisch als Autodidakt arbeitet.

  • Nach einer Zeit in Berlin lebte Martin Bender von 2011 bis 2015 in Leipzig. Vor drei Jahren zog er nach Hagen und wohnt seither in der Hülsche.

  • Für Aufträge reist er durch die ganze Republik.