Hagen. Fichte Hagen bietet als erster Fußballklub in Hagen wieder Training für alle Teams an. Viel Planung im Vorfeld, aber durchweg positive Reaktionen
Zwei Wochen intensiver Planung liegen hinter Mathias Schneidmüller, doch Leiter der Fußballabteilung im TSV Fichte Hagen verfolgt ein Ziel: Er will dafür sorgen, dass seine Mannschaften, unter den Corona-Auflagen der Stadt Hagen, wieder in das kontaktlose Training einsteigen können. Nach viel Arbeit und einigen schlaflosen Nächten war es soweit: „Wir wollten wieder loslegen. Dann mache ich morgens die Jalousien hoch und was sehe ich? Schnee! Da hätte ich wirklich gerne meine Reaktion gesehen, ich glaube, mir ist alles aus dem Gesicht gefallen“, erinnert sich der Fichte-Fußballer und lacht. Wegen des plötzlichen Wetterumschwungs bleibt der Platz an der Wörthstraße zwei Tage geschlossen, doch im Anschluss kann sie starten, die Probewoche.
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„Wir haben uns ein Konzept überlegt, das es all unseren Mannschaften ermöglichen soll, zumindest einmal in der Woche wieder in das Training einzusteigen“, erklärt Schneidmüller. Von der Jugend bis zu den Seniorenmannschaften hat jedes Team eine festgelegte Stunde in der Woche zur Verfügung, um den Platz zu nutzen. Um die Abstände einzuhalten, markieren verschiedene Hütchen die Felder, in denen die Spieler sich aufhalten dürfen. „Von oben betrachtet sah es wahrscheinlich eher aus wie die Einflugschneise an einem Flughafen“, witzelt Schneidmüller, der aber sehr großen Wert auf die Einhaltung der Regeln legt: „Wir haben die Vorarbeit geleistet, alles ist mit dem Servicezentrum Sport der Stadt abgesprochen. Dennoch liegt es in der Eigenverantwortung der Spieler, dass sie sich an die Regeln halten. Aber bisher ist alles gut abgelaufen.“
Vor und nach der einstündigen Einheit sei jeweils eine halbe Stunde Leerlauf eingeplant. So wird verhindert, dass sich die Mannschaften auf dem Feld begegnen. In Hagen ist Fichte aktuell Pionier, wenn man so will: Kein anderer Verein bietet bislang gemeinsames Training für all seine Teams an.
Große Freude beim Wiedersehen
Bis auf die Minikicker konnten alle Mannschaften wieder auf das Feld. Bei den Kleinsten sei es derzeit einfach noch nicht umsetzbar, erklärt Schneidmüller: „Das Problem ist, dass bei den Minikickern die Eltern immer mit am Platz sind. Das können wir aktuell leider einfach nicht umsetzen.“
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Bei den Jugend- und Seniorenmannspielern war die Freude über den Wiedereinstieg groß. Nach fünf Monaten Pause kehrte auch Martin Freitas, Trainer der ersten Mannschaft von Fichte, mit seinem Team auf das Feld zurück. „Alle hatten ein riesiges Lächeln im Gesicht. Erwachsene Männer haben sich gefreut wie kleine Kinder“, gibt er seine Eindrücke vom ersten Training wieder, auch wenn er betont, dass „man es eigentlich gar nicht Training nennen darf.“
Wiedersehensfreude ist groß
Viel mehr sei es Beisammensein gewesen. „Die Jungs wollten sich unbedingt wiedersehen. Also trifft man sich, passt sich den Ball ein wenig zu, hat mal wieder Rasen unter den Füßen, aber es ist nicht das gleiche wie eine normale Einheit.“ Am größten sei der Wunsch, bald wieder richtig trainieren zu können, mit Körperkontakt: „Es ist nachvollziehbar, dass das aktuell nicht möglich ist, das verstehen wir auch alle absolut. Dennoch fehlt der Reiz, den zum Beispiel Zweikämpfe, ausmachen.“ Dafür seien die Auflagen zu hoch, aber es sei immerhin ein schönes Wiedersehen. Ein schönes Gefühl für alle.
Dabei hatte Abteilungsleiter Mathias Schneidmüller im Vorfeld gar nicht damit gerechnet, dass „es wirklich so Spaß macht.“ Er selbst trainiert mit der zweiten Mannschaft: „Ich dachte im Vorfeld, dass das Training ohne Kontakt und auf Abstand langweilig sei und nicht gut ankommt. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Es hat wirklich Spaß gemacht und war toll alle mal wiederzusehen.“
Training wird aufrecht erhalten
Deshalb soll das Training auch weitergeführt werden. Solange die Fichte-Fußballer trainieren dürfen, werden sie trainieren. Ob das nur noch diese Woche ist, oder länger möglich ist, das weiß auch Schneidmüller nicht. „Aber wir sind sehr froh, dass wir den Sportlern endlich mal wieder die Möglichkeit geben können vor den Ball zu treten“, freut sich Schneidmüller über den Zulauf, und hofft so den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten: „Wir haben immer versucht in Kontakt zu bleiben, aber natürlich ist auch die Angst da, dass wir durch die lange Pause Mitglieder verlieren. Deshalb ist es uns so wichtig zu zeigen, dass wir versuchen alles möglich zu machen, was geht.“
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Er selbst habe sich am Anfang gegen einen Trainingsbetrieb ausgesprochen, doch diese Einstellung habe sich inzwischen geändert. Die Pause sei inzwischen einfach zu lang. Schneidmüller: „Und ich finde, es ist ein gutes Zeichen, wenn wir in diesen schweren Zeiten zeigen, dass es eben doch möglich ist zusammenzukommen um gemeinsam zu trainieren und dabei eine Ansteckung zu verhindern, da man sich an alle Auflagen hält. Auch wenn es viel Arbeit ist.“
Planungen bald hinfällig?
Doch ist es nicht besonders frustrierend, wenn diese Planungen vielleicht schon bald mit den nächsten Verschärfungen hinfällig sind, weil die Plätze wieder geschlossen werden? „Dann ist das so und das müssen wir dann auch akzeptieren“, möchte sich Schneidmüller nicht jetzt schon zu viele Gedanken machen, sondern lieber positiv in die Zukunft blicken.
Denn der Plan wäre so oder so gemacht worden: „Wir haben uns sowieso dazu entschieden, dass wir einen Trainingsbetrieb planen wollen. Praktischerweise konnten wir es jetzt direkt umsetzen. Wenn es wieder verboten sein sollte, legen wir den Plan in die Schublade und warten weiter, bis wir wieder auf den Platz dürfen.“