Hagen. Jan-Lars Gaubatz und Theo Bürgin treten gegeneinander an und wollen herausfinden wer schneller ist: der E-Roller oder die Beine des Linksaußen.

Es ist ein Duell, welches schon hundertfach zustande kam und dennoch nichts an seinem Reiz verliert: Mensch gegen Maschine. Wer kann es besser, wer ist effektiver? Eine Frage, die die Wissenschaft, Technik und Allgemeinheit begeistert und fesselt. Ein solches Duell fand nun auch im Ischelandstadion statt. Auf der einen Seite Jan-Lars Gaubatz, Rückraumspieler beim Handball-Drittligisten VfL Eintracht Hagen auf seinem E-Roller, auf der anderen Seite Teamkollege Theo Bürgin. Beide traten auf der Sprintdistanz gegeneinander an. Gaubatz mit PS unter dem Sitz, Bürgin mit Spikes an den Füßen. Auf der Königsstrecke über 100 Meter startete das Duell, dann ging es hoch auf die 200-Meter-Distanz, bevor im letzten Duell Gaubatz vom 300-Meter-Start losfuhr und Bürgin 100 Meter Vorsprung ließ.

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Doch wer hat die Nase vorn? Die schnellen Beine vom früheren Leichtathleten Bürgin, oder doch die zwei Reifen mit dem erfahrenen Eintracht-Akteur Gaubatz? Am Ende konnte der 20-jährige Bürgin einen 2:1-Sieg für sich feiern. Sowohl über die kürzere Distanz, als auch mit Vorsprung ließ er dem älteren Teamkollegen keine Chance.

Von Beginn an siegessicher?

Doch war der Linksaußen von Beginn an so siegessicher? „Nicht wirklich“, muss er zugeben und ergänzt: „Ich wusste nicht,wie schnell der Roller fahren kann. Da war schon ein wenig die Angst dabei, dass ich mich blamiere und nur hinterherlaufe.“ Doch die Angst stellte sich als unbegründet heraus.

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Dass die Eintracht-Verantwortlichen sich für Bürgin als Sprinter in diesem Duell entscheiden würden war angesichts seines Werdegangs nicht überraschend: Der gebürtige Gelsenkirchener kommt aus der Leichtathletik. Während er schon früh bei Schalke 04 im Handball ausgebildet wurde, schnürte er zeitgleich die Schuhe für den TV Wattenscheid. Und das ausgesprochen erfolgreich: Seine Paradedisziplin war der Zehnkampf. Die Königsdisziplin der Leichtathleten. An zwei Tagen absolvieren die Athleten im Wettkampf die Disziplinen 100-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoß, Hochsprung, 400-Meter-Lauf, 110-Meter-Hürdenlauf, Diskuswurf, Stabhochsprung, Speerwurf und einen abschließenden 1500-Meter-Lauf. „Meine Stärken lagen eher auf den Sprint- und Sprungdisziplinen“, erinnert sich Bürgin gern an die Zeit im Trikot der Wattenscheider zurück.

Mit 16 Jahren Abschied von der Leichtatheltik

Mit 16 Jahren musste er der Leichtathletik den Rücken kehren, um sich voll auf den Handball fokussieren zu können: „Die Doppelbelastung war zu hoch. Mir wurde von beiden Seiten gesagt, dass ich mich entscheiden müsste. Das volle Training in beiden Sportarten war nicht mehr zu stemmen.“ Und so entschied er sich für den Mannschaftssport, bei welchem er über die Westfalenauswahl Kontakt nach Hagen knüpfte und schließlich bei der Eintracht landete. An seine Zeit auf der Laufbahn denkt er aber dennoch gerne zurück: „Die Wettkämpfe im Zehnkampf waren schon immer spannend. Besonders am Hoch- und Weitsprung hatte ich immer extrem viel Spaß. Das fehlt manchmal schon ein bisschen, auch wenn ich es nicht bereue, dass ich mich für den Handball und auch speziell für Eintracht Hagen entschieden habe.“

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Doch nicht nur auf der Tartanbahn, auch beim Handball nutzt der Hagener seine Schnelligkeit ein ums andere Mal aus. „Es ist auf jeden Fall kein Nachteil, dass ich schon zu den Schnellsten im Team gehöre“, bestätigt Bürgin und erklärt: „Die Leichtathletik besteht im Grunde ja auch aus laufen, springen, werfen – wie im Handball.“ Zudem sei seine Position eine weniger körperliche, so dass er seine Sprungkraft und Schnelligkeit besonders gut ausnutzen könne.

Kein Frust bei Jan-Lars Gaubatz

Und Gaubatz? Ist der 31-Jährige gefrustet, dass ihm der Nachwuchs davonläuft? „Nein, das nicht. Ich habe ja kaum etwas getan, Theo war derjenige, der abgeliefert hat.“ Ob er selbst Chancen gegen den Roller gehabt hätte? „Ich glaube ich hätte verloren. Was Theo da an Technik abliefert, ist einfach ein ganz anderes Level. Das zeigt auch mal, was ein Leistungssportler an Geschwindigkeit erreichen kann.“

Erst einmal geht der Blick der Eintracht nun allerdings in Richtung Aufstiegsrunde: Am kommenden Samstag bestreiten die Hagener das erste Spiel gegen Potsdam (19 Uhr, Krollmann-Arena). Für Theo Bürgin, der in den bisherigen Testspielen überzeugen konnte, ist es aktuell eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude: „Aufregung ist auf jeden Fall auch dabei. Unser Ziel ist klar der Aufstieg, aber wenn man auch nur ein Spiel verliert, kann alles vorbei sein. Das hat man natürlich im Hinterkopf“, gibt er zu, „allerdings ist auch eine große Lust dabei. Nach der langen Pause und den paar Testspielen geht es endlich mal wieder um etwas. Das freut uns alle. Ich glaube es ist, zumindest bei mir, eine gesunde Mischung aus Nervosität, Aufregung und Vorfreude.“