Herdecke/Wetter. Der Schulpferde-Betrieb in NRW ist laut einer Umfrage vielerorts gefährdet. So ist die Lage bei Reit-Vereinen in Herdecke und Volmarstein:

Schulpferde sind zentraler Bestandteil des Pferdesports in Vereinen und Reitschulen, auf ihnen lernen viele Kinder und Jugendliche das Reiten. Durch die Corona-Pandemie und die Einstellung des Trainingsbetriebs über Monate erscheint ihre Haltung gefährdet, wie eine Umfrage der NRW-Pferdesportvereine zeigt. Mehr als ein Drittel der Vereine und Betriebe befürchtet demzufolge existenzbedrohende Lagen, mehr als 860 Schulpferde im Bundesland sind von der Abschaffung bedroht. So ist die Lage bei Reit-Vereinen in Herdecke und Volmarstein:

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Der erste Hilferuf kam schon im ersten Lockdown im letzten Frühling. Da initiierte die Reit-, Zucht- und Fahrgemeinschaft (RZV) Herdecke-Ende eine Spendenaktion, um seine insgesamt acht Schulpferde - darunter zwei Voltigierpferde - auf der Reitanlage Nockemann halten zu können. Denn den Trainingsbetrieb auf ihren Anlagen können Reitvereine zwar aussetzen, ihre „Sportgeräte“ aber nicht stilllegen. Die Pferde müssen weiter versorgt und bewegt werden, die dazu notwendigen Einnahmen aber bleiben aus.

Turniere im August und September geplant

Im Spätsommer bzw. Frühherbst wollen LZRFV Volmarstein und RZF Herdecke-Ende ihre großen Reitturniere veranstalten. Wobei beide Vereine betonen, man müsse angesichts der Corona-Lage abwarten, ob sich das realisieren lasse., die Ausschreibung soll kurzfristig erfolgen.

In Volmarstein ist das Turnier vom 20. bis 22. August vorgesehen, es ist auch als Kreisturnier für Mannschaften geplant. In Herdecke ist der Termin vom 24. bis 26. September vorgemerkt, dann will man das im Vorjahr ausgefallene 40. Dressur- und Springturnier nachholen.

„Schulpferde müssen in der Regel für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Die Kosten, etwa für Futter, Tierarzt und Hufschmied, werden aus den Einnahmen der Reit- oder Voltigierstunden bestritten“, erklärt der Pferdesportverband Westfalen – und präzisiert: „Die Kosten für Schulpferde (Futter, Einstreu, Hufschmied, Tierarzt) liegen etwa bei fünf bis sechs Euro je Tag.“ Die Reitstunden – und die entsprechenden Einnahmen für Vereine und Betriebe – aber fielen im letzten Frühjahr aus und tun dies nun bereits wieder seit November.

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Etwa 5000 Euro brachte der RZF Herdecke-Ende die Spendenaktion im März. „Es hat sehr dabei geholfen, dass wir alle Schulpferde halten konnten“, sagte die 2. Vorsitzende Andrea Nockemann damals, der neuerliche Lockdown des Herbstes und der damit verbundene erneute Trainingsstopp machte aber weitere Aktionen notwendig. Vor Weihnachten startete der Verein deshalb eine „Wunschkranz“-Aktion mit Wünschen der Schulpferde und der Vereinsjugend, viele Sach- und Geldspenden halfen erneut. Und der Verein bedankte sich bei seinen Freunden für die Unterstützung „in diesem katastrophalen Jahr“: „Ohne diese Hilfe hätten wir es nicht geschafft.“

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In Ende bewegen Reiter die Pferde

Zudem fanden die Ender noch einen zusätzlichen Weg, Einnahmen zu generieren, indem sie ein Online-Reitbuch einführten. „Seit November tragen sich dort die Reiter ein, die selbstständig satteln und trensen können, und reiten nach festen Terminvorgaben unsere Schulpferde. Schon aus Tierschutzgründen müssen diese ja bewegt werden“, erklärt Andrea Nockemann. Gemäß der Coronaschutz-Verordnung seien nie mehr als vier Pferde in der Halle, die Reitlehrer des Vereins beaufsichtigen das unentgeltlich, die Reiter spenden. „Das deckt nicht unsere kompletten Kosten“, räumt die 2. Vorsitzende ein, „aber damit retten wir uns über die Zeit.“ Zumal auch im März die Jahresbeiträge der Mitglieder fällig sind: „Auch wenn die eigentlich nicht für den Unterhalt der Schulpferde gedacht sind.“

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An der Befragung der NRW-Verbände zur wirtschaftlichen Situation der Schulpferdehaltung in den Vereinen und Reitschulen in Coronazeiten hat auch die RZF Herdecke-Ende, der im Januar sein 50-jähriges Bestehen hätte feiern können, teilgenommen. Zwar falle der Verein, so Andrea Nockemann, aus allen möglichen Förderungen heraus, die Lage sei aber nicht so kritisch wie bei anderen befragten Vereinen und Betrieben. Von denen hatten mehr als 130 bereits angegeben, dass sie ihre Schulpferde nicht mehr finanzieren können. Für die RZF Herdecke-Ende gelte das aktuell nicht, so Andrea Nockemann: „Wir werden wohl nicht in die Situation kommen, dass wir Schulpferde schnell verkaufen müssen.“

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Nur vier Schulpferde in Volmarstein

Das gilt auch für den Ländlichen Reit-, Zucht- und Fahrverein (LZRFV) Volmarstein, der nicht an der Umfrage teilgenommen hat, wie Sprecherin Kristina Rüth auf WP-Nachfrage erklärte. „Natürlich müssen auch bei uns die Schulpferde jeden Tag von den Pflegern bewegt werden“, sagt die Volmarsteiner Sprecherin, „aber da wir nicht so viele Schulpferde haben, ist der Aufwand vergleichsweise überschaubar.“ Insgesamt nur vier Schulpferde haben die Volmarsteiner, die einen der größten Vereine im Kreisreiterverband Ennepe/Ruhr-Hagen stellen. Rüth: „Es gibt ja viele Klubs, die von den Schulpferden leben. Das ist bei uns nicht der Fall.“