Herdecke. Mit Boris Herrmann haben auch die Herdecker Segler mitgefiebert. Ihrer Sportart soll der Weltumsegler nun einen Schub geben.
Den fantastischen Ritt des Weltumseglers haben sie global beachtet, beim Segelverein Herdecke aber ganz besonders. „Die täglich aktuellen Videos von Boris Herrmann sind ein guter Zeitvertreib, um Corona und das trübe Winterwetter für einen Augenblick zu vergessen“, schrieb Klubchef Michael Kranz den Mitgliedern – unter ihnen einige Hochseeregatta-Segler – schon in seiner Neujahrs-Botschaft. Einen Monat später, nachdem Herrmann als erster deutsche Teilnehmer an der „Vendee Globe“ nach 80 Tagen ins Ziel gekommen ist, hoffen auch die Herdecker Wassersportler auf einen Schub für ihre Sportart durch den Protagonisten des Segel-Krimis.
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Als Herrmann nach 80 Tagen, 15 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden auf hoher See im Hafen des französischen Les Sables-d’Olonne mit seiner nach einer Kollision mit einem Fischtrawler stark angeschlagenen Jacht „Seaexplorer - Yacht Club de Monaco“ ankam, sahen auch die Herdecker Segler genau hin. „Das war eine phänomenale Leistung, schade dass er kurz vor dem Ziel mit dem Kutter kollidiert ist“, sagte Pressesprecher Matthias Boldt – und der Vereinsvorsitzende Michael Kranz wusste: „Da haben sehr viele Leute aus unserem Verein mitgefiebert. Und wir haben diverse Wetten laufen gehabt, wer die Vendee Globe gewinnt.“
Harkortsee-Meisterschaft im April und Mai
Der Segelverein Herdecke/Ruhr hat für 2021 einen gut gefüllten Terminkalender, der unter dem Vorbehalt der möglichen Corona-Entwicklung steht. Am 28. März um zehn Uhr steht die Jahreshauptversammlung an, für den 17. April ist das Ansegeln geplant (14 Uhr).
Der erste Lauf der Harkortsee-Meisterschaft ist am 25. April um zehn Uhr beim Yachtclub Hartkortsee vorgesehen, am 30. Mai um zehn Uhr soll der zweite Lauf der Harkortsee-Meisterschaft beim Segelverein Herdecke stattfinden. Wanderfahrt (3. Juni), Tag der offenen Tür (Sommerfest) am 6. Juni (14 Uhr), Oktoberfest (11. September, 18 Uhr) und Absegeln (3. Oktober, 14 Uhr) komplettieren das Programm des Segelvereins Herdecke.
Langstreckensegler im Verein
Lange hatten diejenigen gute Siegchancen, die Herrmann ganz oben auf dem Zettel hatten, bis die Kollision 90 Seemeilen vor dem Ziel einen historischen Erfolg des Hamburgers bei der härtesten Solo-Regatta der Welt noch verhinderte und er auf Platz fünf ankam. „Segler, die mit 40 Stundenkilometern über den Atlantik brausen, gehen so ein Risiko ein“, weiß Kranz, „diese Geschwindigkeit ist auf dem Wasser ja völlig unnormal, da sind die Reaktionschancen sehr gering.“
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Herrmanns Hatz über die Weltmeere, die der Sportart in Deutschland ungeahnte Popularität beschert hat, konnten die Herdecker Segler auch aus fachlicher Sicht beurteilen. „Unsere Mitglieder haben eine gute Vorstellung davon, was so ein Rennen bedeutet, welche Strapazen und Entbehrungen da auf einen Segler zukommen“, sagt Kranz – und verweist auf etliche Langstrecken-Segler im Verein. Rainer Beck etwa habe – wie der Klubchef auch – bereits eine Atlantik-Überquerung gemacht, Stefan Severin platzierte sich in der vorderen Hälfte beim „Baltic 500“ und dem „Silverrudder“ rund um die dänischen Insel Fünen. Für diesen September ist er mit Bruder Jan Severin für das „Vegvisir Race“ in der dänischen Inselwelt gemeldet. „Ein Transatlantik-Rennen dauert 15 bis 20 Tage, das ist ein Viertel der Vendee Globe“, weiß Kranz, „und auf der gesamten Strecke begegnet man vielleicht zwei, drei Schiffen.“
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Rückbesinnung auf Heimat
Herrmanns medial viel beachtete Leistungen – von der Vendee Globe berichteten alle TV-Sender in ihren Hauptnachrichten – sollen dem Sport vor Ort zu einem Aufschwung verhelfen. Ähnlich wie Namensvetter Becker das mit dem deutschen Tennis in den Achtzigern gelang. „Boris Herrmann ist ein Glücksfall für den deutschen Segelsport“ , sagte Mona Küppers, Präsidentin des Deutschen Segler-Verbandes. Und in Herdecke, im 90-Mitglieder-Verein am Viadukt, verspricht sich Michael Kranz viel vom neuen deutschen Segel-Star. „Den Schwung, der jetzt entsteht, versuchen wir mitzunehmen“, sagt der SHR-Vorsitzende, „auf den Dampfer wollen wir aufspringen.“ So bald es geht, will man Filme von der Vendee Globe zeigen, um den Nachwuchs zu begeistern. Und die im Vorjahr corona-bedingt ausgefallenen Regattaserien auf den heimischen Seen, die der SHR in Kooperation mit Yachtclub Harkortsee und Yachtclub Phönixsee in Dortmund ausrichtet, sollen 2021 stattfinden. „Es wollen sich weitere Vereine vom Hengsteysee beteiligen“, sagt Kranz.
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Gleichzeitig verweist der Klubchef auch auf die Vorteile des Segelns in Corona-Zeiten. „Wir sind eine Individual-Sportart, alleine auf dem Boot besteht keine Ansteckungsgefahr“, sagt er, „jeder, der im letzten Jahr segeln wollte, ist auch dazu gekommen.“ Und angesichts der eingeschränkten Reisemöglichkeiten glaubt er an eine Rückbesinnung auf die heimische Natur. „Es muss ja nicht immer Mallorca oder Kiel sein“, sagt Kranz. Warum nicht der Harkortsee. . .