Hagen. Das Hagener Eigengewächs Jonas Grof gastiert mit den Gladiators Trier bei Phoenix Hagen. Die Basketball-Bundesliga bleibt sein Ziel, sagt er.

Vielleicht wird sich Jonas Grof (24) diesen Moment schon ausgemalt haben. Diesen Moment, wenn es in der Ischelandhalle duster und still wird, ehe die Gäste-Spieler vorgestellt werden. Mit der Trikotnummer neun würde er als Aufbauspieler der Gladiators Trier angekündigt werden und gespannt die Reaktion der tausenden Fans erwarten, vor denen, nein, für die er jahrelang gespielt hat.

Aber es dauert noch, bis Jonas Grof diesen Moment erleben wird. Das Spiel seiner Trierer bei Phoenix Hagen wird am Mittwochabend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden (19.30 Uhr). Noch lassen die Corona-Auflagen keine Fans in den Sporthallen zu.

Warum Jonas Grof Phoenix verließ

Von der Umkleidekabine aufs Parkett der Krollmann Arena einlaufen, von den jubelnden Massen des Heubodens empfangen werden – das war viele Jahre lang Routine im Sportlerleben vom Hagener Ausnahmebasketballer Jonas Grof. Der 2,01 Meter große Spielmacher wuchs in der Volmestadt auf und durchlief seine sportliche Ausbildung bei BB Boele-Kabel und Phoenix Hagen, reifte dort zum Jugend-Nationalspieler und wurde später sogar Teil der A-Nationalmannschaft.

Ein Kämpfertyp: Jonas Grof (links).
Ein Kämpfertyp: Jonas Grof (links). © Michael Kleinrensing

Grofs Name wird auf immer mit dem Hagener Basketball verbunden sein, aber zuletzt funktionierte diese Beziehung nicht mehr. Der 24-Jährige musste als Flügelspieler viel abseits des Balls agieren. Grof fühlte sich in seiner neuen Rolle spielerisch nicht mehr wohl bei Phoenix.

Grof vollzieht den Rollenwechsel

Seit diesem Sommer versucht Grof sein Glück mit den Gladiators Trier, hat dafür der Heimat den Rücken gekehrt. „Ich habe mich einfach mehr auf der Position des Point Guards gesehen. Das passte aber nicht in die Pläne von Phoenix, deshalb war es keine Option weiter dort zu bleiben“, erklärt Grof.

In Trier stimmte die Chemie hingegen von Beginn an: „Ich fühle mich wieder wie am Anfang bei Phoenix. Ich möchte als Aufbauspieler ein Leader des Teams sein und der Coach gibt mir in dieser Hinsicht ein gutes Gefühl. Und auch mit der Mannschaft passt es menschlich sehr gut.“

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Viel hat er noch nicht gesehen

Wirklich viel von seiner neuen Heimat hat er allerdings noch nicht zu sehen bekommen. „Den Sommer über habe ich noch in Hagen trainiert, da war ich noch gar nicht in Trier“, erzählt er. Am 1. September ist das Team ins Mannschaftstraining eingestiegen, aber abseits der Halle unternehmen Basketballer in diesen Zeiten nicht besonders viel. „Wir wollen ja auch alle das Infektionsrisiko gering halten. Von daher habe ich noch nichts Großartiges unternommen. Allerdings kann ich sagen, dass das, was ich bisher von Trier gesehen habe, wirklich wunderschön ist.“

Immerhin in der Heimspielstätte der Gladiators, der Arena Trier, wo mehr als 5000 Zuschauer reinpassen, kennt sich Grof schon bestens aus. „Die Halle ist schon immens. Es wäre schön, wenn wir dort vor so vielen Zuschauern spielen könnten, aber das wird noch einige Zeit dauern“, muss sich auch Grof erst einmal auf Geisterspiele einstellen.

Viele Spielabsagen durch Corona

Schon das erste Saisonspiel der Trierer musste coronabedingt abgesagt werden. „Das war niederschmetternd. Man hat so lange dem Start entgegen gefiebert und wird dann direkt wieder ausgebremst. Doch das wird in der Saison sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein“, weiß Grof.

Und er sollte recht behalten. Schon kurze Zeit später mussten die Gladiators in Quarantäne. Gleich sechs Spieler des ProA-Ligisten hatte es erwischt. Die häusliche Quarantäne sei schon hart gewesen, meint der Hagener. „Man hatte ja wirklich nichts zu tun. Bis zum Mittag ging es immer noch, da habe ich viel für die Uni geschafft und dann etwas gekocht. Aber dann wurde der Tag auch lang“, erinnert sich Grof, ergänzt aber auch: „Was ich jetzt in zwei Wochen für mein Studium geschafft habe, hätte ich sonst vielleicht in zwei Monaten gemacht.“

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Wiedersehen mit Chris Harris und Co.

Drei Partien konnten Jonas Grof und sein neues Team erst bestreiten, zwei davon siegreich. Nummer vier steht in Hagen an. Phoenix-Cheftrainer Chris Harris freut sich auf das Wiedersehen mit seinem ehemaligen „Schüler“: „Auch wenn Jonas noch so jung ist, so ist er schon ein Hagener Urgestein. Er ist ein toller Mensch und ein super Basketballer, und wir bleiben weiterhin in Kontakt.“

Spätestens wenn am Mittwoch der Hochball steigt, war es das aber mit den Nettigkeiten. Denn wie Phoenix haben sich die Trierer die Playoffs als Ziel gesetzt. „Und ab da mal schauen, wo es uns hinführt“, sagt Jonas Grof. „Wir sind auf jeden Fall bereit 110 Prozent zu geben.“ Und persönlich hat sich Grof hohe Ziele gesetzt: Mit einer guten Saison in Trier will er sich für die Basketball-Bundesliga empfehlen. „Ich habe hier die besten Möglichkeiten und Voraussetzungen. Ich habe es jetzt in der eigenen Hand und am Ende auch keine Ausreden mehr“, sagt Grof. „Um diesen Schritt zu gehen, war es richtig, nach Trier zu wechseln.“

Phoenix Hagen empfängt robustes Team

Einen Kaltstart nach zweifacher Quarantänephase bedeutet die Partie gegen Trier für Phoenix. Nur gut eine Woche konnte sich das Team von Trainer Chris Harris auf sein erstes Heimspiel seit dem 6. März dieses Jahres vorbereiten – damals spielte Phoenix übrigens ebenfalls gegen Trier und gewann mit 92:81.

Von einer guten Fitness sei die Phoenix-Mannschaft noch weit entfernt, dennoch versucht Trainer Chris Harris das Positive hervorzuheben. „Wir haben das Virus gut überstanden und niemand im Team ist verletzt. Generell sind alle Spieler einsatzbereit“, sagt der Coach vor dem erst zweiten Saisonspiel. Seine Spieler seien trotz der Rückschläge der vergangenen Wochen heiß darauf, endlich wieder Liga-Basketball spielen zu können. „Das macht sicherlich mehr Spaß als zu Hause auf dem Sofa zu sitzen“, merkt Harris an.

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Mit Trier, die gegen Quakenbrück (86:72) und Kirchheim (97:89) siegten und gegen Ehingen verloren (83:86), treffe man auf ein ausgeglichenes und körperlich sehr robustes Team, meint der Phoenix-Trainer. Mit Jonathan Dubas (13), Robert Neumann (10), Thomas Grün (10,7), Kevin Smit (11,3), und Chase Adams (12,7) hat das Team von Trainer Marco van den Berg gleich fünf Spieler, die in den bisherigen drei Spielen dreistellig punkteten.

Einsatz von Jermaine Bucknor ist fraglich

Eine Trierer Konstante ist auch Routinier Jermaine Bucknor, der aber verletzungsbedingt nur ein Spiel bestritt. Sein Einsatz in Hagen ist fraglich. Jonas Grof, der wenig Wurfglück hatte, kommt in durchschnittlich 28 Minuten Spielzeit auf 4,3 Punkte, 4,7 Rebounds und 4 Assists.