Hagen. Die ProA-Trainer Frank Menz und Dirk Bauermann fordern verpflichtende Corona-Tests für die Liga. Was die Phoenix-Verantwortlichen davon halten.

Die Diskussion um Corona-Tests in der 2. Basketball-Bundesliga brodelt weiter. Nachdem sich in der ProA die Covid-19-Fälle häuften und mit Phoenix Hagen , Nürnberg Falcons und Eisbären Bremerhaven gleich drei Mannschaften in Quarantäne mussten, meldeten sich jetzt die Trainer Frank Menz (Science City Jena) und Dirk Bauermann (Rostock Seawolves) öffentlich zu Wort. In einem Positionspapier fordern sie verpflichtende Tests in der Liga, um das aus dem Ruder geratene Infektionsgeschehen im Basketball-Unterhaus in den Griff zu bekommen.

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Die Forderungen der Ex-Nationalcoaches wurden am Montag in Videokonferenzen nicht nur von Trainern, sondern auch von Mannschaftskapitänen diskutiert. Wie ist die Sicht der Hagener auf das kontroverse Thema? Wir sprachen mit Phoenix-Trainer Chris Harris , Teamkapitän Dominik Spohr und Geschäftsführer Patrick Seidel .

Das sagt der Trainer

Gut 90 Minuten diskutierten die 15 ProA-Coaches, Ligachef Christian Krings hörte ihnen zu. „Ich finde es erst mal gut, dass erfahrene Trainer wie Frank und Dirk die Initiative ergriffen haben, über das Thema zu reden, und dass die Liga unsere Meinungen wertschätzt. Der Austausch war auf jeden Fall sehr positiv“, sagt Harris. Eine einheitliche Forderung formulierten die Trainer nicht, vielmehr wurde klar, wie kompliziert das Thema eigentlich ist. „Wie oft getestet wird, ist nur ein Aspekt von ganz vielen, und selbst wenn wir täglich testen würden, hätten wir keine hundertprozentige Sicherheit“, sagt Chris Harris.

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Das habe vor allem der kritische Doppelspieltag , als Phoenix gegen Nürnberg spielte und zwei Tage später Nürnberg gegen Bremerhaven, bewiesen. Sein Team wurde vor der Auswärtspartie negativ getestet, dennoch ging man wenige Tage später in Quarantäne. Allerdings räumt Harris ein: „Regelmäßige Tests sind mental gut für uns, es beruhigt uns und wir können etwas freier im Kopf sein, wenn wir unserem Beruf nachgehen.“ Aber wie auch Zweitliga-Chef Krings gibt Harris zu bedenken, dass Testkapazitäten aktuell knapp seien und Berufssportler niemals den Vorrang vor Menschen aus der Risikogruppe bekommen dürften. „Und wenn wir einen Impfstoff haben werden, sollten wir die Letzten sein, die geimpft werden“, so Harris.

Wichtig sind dem Hagener Trainer zwei weitere Aspekte, die in der Montagskonferenz nicht zur Sprache kamen, künftig aber auf die Agenda kommen sollen. Erstens: Kann man den ProA-Klubs regelmäßige Testungen, wie sie in der BBL Standard sind, finanziell überhaupt zumuten? „Ehingen beispielsweise hat noch weniger Etat als wir, für die wird es ganz schwierig. Man könnte darüber nachdenken, dass sich die Klubs die Kosten teilen , damit die kleinen Vereine nicht auf der Strecke bleiben“, regt Harris an. Sein zweites Anliegen: Wie kann man Teams, die aus der Quarantäne kommen, vor Überbelastung bzw. Verletzungen schützen? Harris: „Ich habe kein gutes Gewissen, wenn wir aus der Isolation kommen und wenige Tage später drei Spiele in einer Woche haben. Das wäre fahrlässig.“

Das sagt der Kapitän

In den vergangenen Tagen sparten manche Profibasketballer nicht mit Kritik an der 2. Liga, so bezeichnete der aus Nürnberg stammende Nationalspieler Bastian Doreth die Lage im Unterhaus als „absolut chaotisch und fast schon skandalös“. Hagens Flügelspieler und Teamkapitän Dominik Spohr warnt davor, die Liga-Führung voreilig zu rügen. „Die Liga geht sehr gewissenhaft vor, und unsere Konferenz hat mich in dieser Annahme bestärkt. Wir hatten einen sehr informativen Austausch, da ist einiges bei rumgekommen“, sagt Spohr. Manche Teamcaptains hätten regelmäßige Tests gefordert, andere waren zurückhaltender, aber „allen ging es darum, das Infektionsrisiko weiter zu minimieren. Doch eliminieren kann man es natürlich nicht.“

Zuletzt am ersten Spieltag in Leverkusen im Einsatz: Phoenix-Mannschaftskapitän Dominik Spohr (rechts).
Zuletzt am ersten Spieltag in Leverkusen im Einsatz: Phoenix-Mannschaftskapitän Dominik Spohr (rechts). © Jörg Laube

Das Hygienekonzept der 2. Liga solle an einigen Stellen nachgebessert werden. Ob regelmäßige und verpflichtende Corona-Tests eingeführt werden sollen, sei noch nicht entschieden. „Man darf auch nicht vergessen, dass die Liga so etwas nicht einfach durchsetzen kann. Es bedarf erst eines Mehrheitsvotums der Vereine“, weiß Spohr um die föderalistischen Strukturen.

Ein großes Anliegen des Phoenix-Kapitäns: Die Gesundheitsämter sollten bei den Entscheidungen über Quarantänemaßnahmen auf die Expertise der Profisportklubs setzen. „Mich interessiert, auf welcher Grundlage das Gesundheitsamt beschließt, dass ein Trainer keine Kontaktperson ersten Grades seiner Spieler ist. Wenn man dann den Fall hat, dass sich ein Spieler beim Trainer ansteckt, wie es bereits geschehen ist, dann muss man daraus lernen.“

Das sagt der Manager

Ob verpflichtende Tests mehr Sicherheit brächten, müsse man nach den Erfahrungen der vergangenen Monate „kritisch hinterfragen“, findet Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel. Und auch, wenn die Gesundheit zweifelsohne Vorrang vor dem Wirtschaftlichen habe, stünde nach wie vor die Frage im Raum: „Wer bezahlt das Ganze?“

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Von einigen Klubs aus der BBL , die die Kosten für Corona-Tests im Gegensatz zu den Zweitligisten schon früh im Saisonbudget veranschlagen konnten, wisse er, dass sie zwischen 80.000 und 90.000 Euro für die Testerei eingeplant hätten. Bei Phoenix Hagen würde das acht bis neun Prozent des Etats beanspruchen, erstattet bekäme man nichts. „Ich bezweifele, dass viele ProA-Klubs das Geld dafür haben. Es ist gerade populär zu sagen, dass man regelmäßig testen muss, und ich kann das auch verstehen“, sagt Seidel, „aber wenn man irgendwann keine Gehälter mehr zahlen kann, sieht die Welt anders aus.“