Herdecke. Auch die Bundestrainerin war überzeugt: Deshalb wird das Mädchenfußball-Projekt bei der TSG Herdecke gefördert.

Es gibt noch gute Nachrichten, auch im Corona-Jahr. Etwa für die Fußballerinnen der TSG Herdecke. Unter 143 Bewerber-Vereinen wurde die TSG als einer von nur acht Klubs in Nordrhein-Westfalen von einer prominent besetzten Jury um die Bundestrainerin ausgewählt, das Herdecker Projekt zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs wird vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) mit 1000 Euro bezuschusst. „Damit hätte ich nicht gerechnet, aber es gibt schlimmere Nachrichten“, freute sich TSG-Jugendleiter Markus Requardt, der am Bleichstein auch die D-Juniorinnen trainiert. Und damit ein Team, das die Hoffnung auf einen Aufwärtstrend beispielhaft verkörpert.

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Als reines Mädchen-Team konkurrenzfähig: Die neu zusammengestellte D-Juniorinnen-Mannschaft der TSG Herdecke hat sich gegen viele reine Jungen-Teams auf Platz vier vorgearbeitet.
Als reines Mädchen-Team konkurrenzfähig: Die neu zusammengestellte D-Juniorinnen-Mannschaft der TSG Herdecke hat sich gegen viele reine Jungen-Teams auf Platz vier vorgearbeitet. © TSG Herdecke

Dass auch der TSG Herdecke – einem der Motoren des Mädchenfußballs im Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr – der Nachwuchs ausgeht, zeigte die Mannschaftsmeldung vor Saisonbeginn. Erstmals seit der Gründung meldete der Bleichstein-Klub bei Kreisliga-Frauen und U17-Juniorinnen nur 9er-Teams an. Eine Folge auch der Corona-Pandemie, direkt nach dem „Girls Cup“ ging es in den ersten Lockdown, in dem dann Grundschul-Aktionen der TSG ebenso ausfielen wie der Tag des Mädchenfußballs und eine geplante Mädchenfußball-Olympiade. „Was uns fehlt, sind die Spielerinnen ab 14 oder 15, um einen guten Unterbau für die Damen zu haben“, bedauerte TSG-Geschäftsführer Michael Joppa im Sommer: „Diese Saison müssen wir irgendwie überstehen.“

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Bundestrainerin überzeugt

Doch ein Herdecker Team um Requardt, Joppa und Damen-Trainerin Melanie Westerhoff suchte auch nach Lösungen, um den Abwärtstrend im Frauenfußball zu stoppen. Und bewarb sich damit bei der vom WDFV mit seinen drei Landesverbänden Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen ausgeschriebenen „Vereinsförderung für Projekte im Frauen- und Mädchenfußball“. Ganz offenbar überzeugend, da die sechsköpfige Jury um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg das TSG-Projekt für förderungswürdig hält. „Es ist ein Katalog an verschiedenen Maßnahmen, um den Mädchenfußball voranzutreiben“, erläutert Requardt die Herdecker Bewerbung. Sie umfasst Kino-Abende für die Fußballmädchen ebenso wie die Ausweitung des „Tag des Mädchenfußballs“ von Herdecker Grundschulen auf Realschule und Gymnasium bis zur sechsten Klasse oder ein zusätzliches reines Mädchen-Training pro Woche für Spielerinnen der jüngeren Jahrgänge, die sonst in gemischten Teams spielen. Requart: „So wollen wir die fördern, die noch ein bisschen ängstlich sind, wenn sie mit schon lange aktiven Jungs zusammenspielen.“ Und den eigentlich für Februar vorgesehenen „Girls Cup“, der in diesem Winter in der Bleichsteinhalle nicht ausgetragen werden darf, will die TSG in den Sommer schieben.

Drei Mädchen-Teams

Als einer von nur drei Vereinen im Fußball-Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr - neben VfL Gennebreck und SV Hohenlimburg 10 - hat die TSG Herdecke mehr als eine Mädchenmannschaft gemeldet. Die B-Juniorinnen treten als 9er-Team in der Kreisliga Dortmund/Hagen/Unna an, die D-Juniorinnen spielen in der Kreisliga Q4 der gemischten E-Jugendteams. Zudem gibt es eine für Freundschaftsspiele gemeldete E-Juniorinnen -Mannschaft, die im Januar den Hallen-Kreismeistertitel gewann.

Unter dem Slogan „Die im Westen“ stärken die westdeutschen Fußballverbände angesichts des bundesweiten Jubiläums „50 Jahre Frauenfußball“ für drei Jahre den Frauen- und Mädchenfußball. Beim Auftakt der Vereinsförderung in diesem Jahr erhalten neben der TSG Fußball Herdecke noch unter 143 Bewerbern F C Eifel, SV Glehn, DJK Arminia Ibbenbüren, ESV Olympia Köln, FC Neukirchen-Vluyn, FSV Ochtrup und TuS Recke/Grün-Weiß Steinbeck eine Anschubfinanzierung von 1000 Euro für ihr Projekt.

Die E-Juniorinnen der TSG, hier im Angriff gegen den FC Wetter, sind Kreismeister.
Die E-Juniorinnen der TSG, hier im Angriff gegen den FC Wetter, sind Kreismeister. © WP | Michael Kleinrensing

Dann spielen auch die D-Juniorinnen des Vereins mit, die kurzfristig aus einem gemischten Team entstanden sind. Eigentlich wollte die TSG mit diesem in der E-Jugend-Kreisliga mitspielen, indem man – wie bisher üblich - zwei Mädchen im D-Jugendalter in den jüngeren Jahrgang herunterstufen wollte. „Der Antrag wurde abgelehnt“, erklärt Markus Requardt, „so haben wir die gemischte E2 zurückgezogen und spielen stattdessen da jetzt mit einer kompletten Mädchenmannschaft.“ In der sind plötzlich nicht nur die Spielerinnen des Jahrgangs 2009, sondern auch noch ein Jahr ältere D-Jugendmädchen spielberechtigt. „Eine widersinnige Regelung“, findet Requardt, dem das aus der Not geborene Team um seine eigene Tochter als Trainer aber „richtig viel Spaß“ bereitet.

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Aufschwung bei D-Juniorinnen

Und erfolgreich in der neuen Umgebung, in der man häufig gegen reine Jungen-Teams spielt, sind die jungen TSG-Fußballerinnen auch noch. Das erste Spiel beim TSV Dahl verlor man noch mit 2:8, das zweite mit 0:2, dann folgten aber bis zum Lockdown vier Siege. „Da wir erst ganz kurz vor Saisonbeginn gemeldet haben, war es ein Kaltstart, im zweiten Spiel haben wir dann das Toreschießen vergessen“, erklärt Requardt, „aber seitdem können wir gut mithalten.“ Der aktuelle Platz vier als einziges Mädchen-Team unter elf Mannschaften in der Kreisliga Q4 unterstreicht das, auch der Kader ist von anfangs zehn bereits auf 15 Spielerinnen angewachsen - Tendenz steigend. Auf dem Weg, wieder einen besseren Unterbau für die eigene Damenmannschaft zu schaffen, ist diese Mannschaft für die TSG Herdecke exemplarisch. Requardt: „Wir müssen die Mädchen mit dem Verein großziehen.“

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