Hagen. Der westfälische Fußballverband schickt seine Mannschaften in die Winterpause. Wie kann’s danach weitergehen? Hagener Trainer über die Szenarien.

Hagens Fußballer müssen frühzeitig in die Winterpause . Wie der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) am Mittwochmorgen mitteilte, wird der Spielbetrieb der Saison 2020/21 im Dezember weiter ausgesetzt. Bereits seit Ende Oktober ruht der heimische Fußball, wegen des Lockdowns darf weder trainiert noch gespielt werden. Und selbst wenn eine aktualisierte Coronaschutzverordnung einen Wettkampf zuließe, geht es für die Kicker frühestens im Februar 2021 wieder um Meisterschaftspunkte.

Die Entscheidung des Fußballverbands

Das hat der Verbands-Fußball-Ausschuss (VFA) am Dienstagabend in einer gemeinsamen Videokonferenz mit Vertretern des Verbands-Jugend-Ausschusses (VJA) und den Vorsitzenden der 29 FLVW-Kreise beschlossen. Die Vereinbarung gilt für alle Amateur- und Jugendspielklassen sowie Freundschaftsspiele auf Verbands- und Kreisebene.

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„Nach den jüngsten Einschätzungen der Bundes- und Landesregierung ist nicht realistisch zu erwarten, dass der Spielbetrieb im Amateur- und Jugendbereich noch in diesem Jahr wieder zugelassen wird. Wir haben uns deshalb entschlossen, im Dezember keine Spiele anzusetzen“, sagen der VFA-Vorsitzende Reinhold Spohn und der für den Jugendfußball verantwortliche Vizepräsident Holger Bellinghoff in einem gemeinsamen Schreiben.

Wann kann die Saison 2020/21 weitergehen?

Wann die Saison fortgesetzt wird, hänge maßgeblich vom Infektionsgeschehen und den politischen Entscheidungen ab. Manfred Schnieders: „Denkbar ist eine verkürzte Winterpause und ein früherer Re-Start im Januar“, beschäftigen sich der FLVW-Vizepräsident Amateurfußball, der VFA und die Verantwortlichen im Jugendbereich mit Anpassungen des Rahmenterminkalenders. Unverändert gilt, dass man den Vereinen eine mindestens zweiwöchige Vorbereitungszeit einräumen wird.

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Präsident Gundolf Walaschewski begrüßt die gemeinsam getroffene Entscheidung: „Es ist dringend geboten, einerseits den Vereinen Planungssicherheit zu geben und andererseits der Gesellschaft zu signalisieren, dass wir den Vorgaben der Politik unbedingt folgen werden und nicht ständig um privilegierte Regelungen für den Fußball nachsuchen.“

SC-Trainer Kampmann richtet Blick weit nach vorne

Im Hagener Fußball überrascht die Entscheidung des westfälischen Verbands vermutlich niemanden. In den Vereinen beschäftigen sich die Verantwortlichen bereits seit Wochen mit Szenarien, wie diese Saison vernünftig und vor allem sportlich fair ablaufen kann. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir erst Ende März wieder einsteigen. Das Wetter ist erstmal nicht besser und lüften ist in den Schulklassen jetzt schon ein Problem“, sagt Fabian Kampmann , Trainer von Landesligist SC Berchum/Garenfeld , der als Lehrer tätig ist.

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Er glaubt nicht daran, dass die Spielzeit im Winter wieder aufgenommen werden kann und richtet den Blick weit nach vorne. „Ich würde die Saison abbrechen und bis zum Sommer - sobald möglich - eine Testspielphase erlauben, dann könnten alle mal mehr ihr Fußballspiel entwickeln. Dann kann sich jeder in Ruhe vorbereiten und nächstes Jahr wieder eine echte Saison spielen“, sagt Kampmann. Für die aktuelle Lage findet der Berchumer Chefcoach deutliche Worte: „Die Saison ohne Fans und echte Planung ist für den Allerwertesten.“

Zehner-Coach Erzen: Zumindest Hinrunde spielen

Michael Erzen , Trainer von Westfalenligist SV Hohenlimburg 10 , würde gerne wieder mit seiner Mannschaft auf den Fußballplatz, kann das Vorgehen des FLVW angesichts hoher Infektionszahlen aber nachvollziehen. „Ich finde es sehr schade, da wir alles erdenkliche Gute getan haben, um das Infektionsgeschehen zu unterbinden. Ich glaube, dass der Sport ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit ist, aber wir nehmen es so hin und machen das Beste daraus“, sagt der Cheftrainer der Zehner.

Auch er tut sich damit schwer, an eine ganze Saison mit 34 Spielen zu glauben. Bislang haben die Zehner acht Partien absolviert, sechs Spiele wären allein wegen des Amateursportverbots im November/Dezember im neuen Jahr nachzuholen. „Ich denke, dass wir zumindest die Hinrunde zu Ende spielen werden und wir uns somit in der jetzigen Situation auf neun Endspiele einstellen können.“

Mroß: Ganze Saison nicht machbar

Für Stefan Mroß , Trainer von Westfalenligist Hagen 11, stellt sich die Frage ‘Einfachrunde oder ganze Saison durchziehen?’ nicht mehr. „34 Spiele sind einfach nicht machbar, dafür ist es zu spät. Es sei denn, man hat nur englische Wochen und prügelt die Spiele durch“, sagt der Trainer-A-Lizenzinhaber, gibt aber zu bedenken: „Das würde die Verletzungsgefahr enorm steigern. Und wir sind alle Hobbyfußballer, die ihr Lohn und Brot verdienen müssen.“

Die Emster, die sich in den vergangenen Wochen mit Onlinetraining vertraut gemacht haben, rechneten mit der Entscheidung des FLVW. Und es sei auch kein Weltuntergang, dass der Fußball in diesen Zeiten ruht, sagt Mroß. „Ich habe es von Anfang an gesagt, auch wenn ich dafür fünf Euro ins Phrasenschwein zahlen muss: Wenn nur ein Mensch dadurch, dass wir nicht auf dem Platz stehen, vielleicht nicht an Covid-19 stirbt, dann ist es die ganze Geschichte schon wert.“