Hagen. Nicht nur Phoenix Hagen ist in Quarantäne, die Corona-Pandemie hat die 2. Basketball-Bundesliga im Griff. Die Ligaführung wird scharf kritisiert.

Die Coronavirus-Pandemie hat aktuell keine andere deutsche Profi-Spielklasse so sehr im Griff wie die 2. Basketball-Bundesliga ProA . Nicht nur in den sozialen Medien wird die Kritik von Fans an den Verantwortlichen des deutschen Unterhauses laut, auch Profispieler bemängeln das Hygienekonzept der Liga. Und fordern vehement die Einführung von regelmäßigen, verpflichtenden Corona-Tests. Aber kann das die folgenschweren Ansteckungsketten überhaupt verhindern?

Das Geschehen

Phoenix Hagen war nach zweiwöchiger Quarantäne in den Spielbetrieb zurückgekehrt und spielte am Freitag vergangener Woche bei den Nürnberg Falcons (82:93) . Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass sechs Spieler sowie die Trainer Chris Harris und Alex Nolte positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Harris war allerdings nicht mit in Nürnberg, wegen des Verdachts auf Covid-19 blieb er zu Hause und wartete auf sein Testergebnis.

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Die Falcons hat es noch härter erwischt: Alle zehn gegen Phoenix eingesetzten Basketballer wurden positiv getestet. Aber damit nicht genug. Nürnberg spielte zwei Tage später gegen die Eisbären Bremerhaven , von denen hinterher zwei Personen positive Corona-Befunde erhielten. Alle drei Mannschaften befinden sich in häuslicher Quarantäne – und somit fallen erneut reihenweise Zweitliga-Spiele aus.

Die Kritik

Die Lage sei „absolut chaotisch und fast schon skandalös“, sagte Aufbauspieler Bastian Doreth vom Bundesligisten Medi Bayreuth dem Sportinformationsdienst. Doreth, 90-maliger Nationalspieler, ist entsetzt darüber, was die Ansteckungskette Hagen-Nürnberg-Bremerhaven in seiner Geburtsstadt Nürnberg angerichtet hat. Die Spieler seien die Leidtragenden, eine Gefahr für ihre Gesundheit werde „fast schon in Kauf genommen“, klagte Doreth. Und Falcons-Kapitän Sebastian Schröder sprach von einer „absoluten Frechheit“. Seine Kritik: Die Liga überließ es bei der Erstellung eines Hygienekonzepts den Vereinen, ob regelmäßige, verpflichtende Tests eingeführt werden sollen, und dies sei ein großer Fehler gewesen.

Doch die Kosten für obligatorische Corona-Testungen sind hoch und müssen von den Vereinen getragen werden. Weder von einer Versicherung noch von der Regierung werden sie erstattet, wie Phoenix-Hagen-Geschäftsführer Patrick Seidel unserer Redaktion vor der Saison erklärte.

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Für zwei Testrunden, wie sie etwa in der BBL pro Woche bei einem erhöhten Inzidenzwert vorgesehen sind, müsse Phoenix rund 2400 Euro zahlen. Kosten, die der ProA-Klub selbst berappen müsste, und die sozusagen „on top“ kämen, denn im Etatansatz wurden sie nicht veranschlagt. „Ich musste das Budget Ende Mai bei der Liga einreichen, und da war noch keine Rede von Testrunden“, erläuterte Seidel. In einer Saison, in der die Einnahmen zum einen deutlich geringer und zum anderen schwer planbar sind, könnte dieser zusätzliche Kostenpunkt für manche Vereine das wirtschaftliche Aus bedeuten.

Die Reaktion der Liga

Zweitliga-Geschäftsführer Christian Krings verteidigte auf Anfrage unserer Redaktion das 40-seitige Hygienekonzept der Liga, das man mit der Initiative Profisport Deutschland und weiteren Sportligen entwickelt habe, und welches erst vor rund einer Woche von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft „als gut eingestuft“ wurde. Fraglich sei, ob mehr Testungen überhaupt möglich seien. „Die steigenden Infektionszahlen in Deutschland und damit verbunden die steigenden Zahlen an benötigten Labortestkapazitäten führen leider zu immer größer werdenden Kapazitätsengpässen von Laboren in Deutschland. Aus diesem Grund hat das Robert Koch-Institut Anfang November die ‘Nationale Teststrategie’ für Deutschland angepasst und rät bei der Anwendung von Tests zu einem zielgerichteten Vorgehen“, erklärt Krings.

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Heißt: Eigentlich kerngesunde Menschen, die nicht Teil der Nationalen Teststrategie sind, sollten nicht ohne begründeten Verdacht getestet werden, damit Engpässe vermieden werden. „Der Deutsche Fußball-Bund hat, laut Berichten, bereits reagiert und die Teststrategie für die dritte Liga und die Frauen-Bundesliga angepasst“, so Christian Krings weiter.

Dennoch nehme man das Infektionsgeschehen in der eigenen Liga nicht auf die leichte Schulter. Man sei, so Krings, aktuell mit zwei Laboren im Austausch und prüfe, ob „regelmäßige Testungen umsetzbar sind, ohne wichtige Testkapazitäten für Erkrankte und Risikopatienten zu blockieren. Regelmäßige Testungen werden leider jedoch keine hundertprozentige Sicherheit bieten, sondern nur ggf. das Infektionsrisiko ein wenig minimieren.“

Beispiele aus anderen Ligen bzw. anderen Sportarten gebe es zur Genüge.