Herdecke/Wetter. Ein breites Mitglieder-Spektrum bieten GC Gut Berge Gevelsberg/Wetter und Golfen in Herdecke. Auch ein Ex-Basketballprofi golft hier.

Elitär, versnobt, Sport der Reichen: Diese Klischees bestimmten das Image des Golfsports lange, erst allmählich wird es in Richtung Breitensport verändert. Das spiegelt sich im Mitgliederspektrum der heimischen Vereine, bei „Golfen in Herdecke“ und dem GC Gut Berge Gevelsberg/Wetter wider. Ein exemplarischer Blick auf die Mitglieder, hier ein ehemaliger Basketball-Profi, dort eine neu gebildete Seniorengruppe.

„Am Abend ist das hier wie ein riesiger Spielplatz - und fast nur für dich.“ Bernd Kruel lässt seinen Blick über die Hügel bei Gut Berge, an der Grenze zwischen Gevelsberg, Volmarstein und Haspe gelegen, schweifen. Auf der langen Bahn zu Loch 1 bietet sich dem ehemaligen Basketball-Profi jenseits der Autobahn A1 ein atemberaubendes Panorama, die Begeisterung für sein „neues“ Hobby klingt spürbar durch. „Du bist in der Natur, bewegst dich ordentlich, kannst den Kopf frei kriegen und die Seele baumeln lassen“, sagt Kruel, „und es gibt immer wieder Neues zu entdecken.“

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Nach Schnupperkurs infiziert

Holger Kaß, Bettina und Bernd Kruel (v.li. ) auf Gut Berge.
Holger Kaß, Bettina und Bernd Kruel (v.li. ) auf Gut Berge. © Axel Gaiser

Mit Ehefrau Bettina, die erst vor drei Wochen mit dem Golfen angefangen hat, und Freund Holger Kaß hat sich Kruel auf den Weg gemacht, die Hälfte der weitläufigen 18-Loch-Anlage wollen sie absolvieren. Seit drei Jahren spielt der 44-jährige Hagener, der 20 Jahre in der Basketball-Bundesliga aktiv und dort lange Rekordspieler war, regelmäßig Golf. Dazu aufgefordert worden war er schon während seiner Profi-Karriere mehrfach, verspürte nie die rechte Lust. Nach der Teilnahme am Benefiz-Turnier des Hagener Ex-Fußball-Nationalspielers Erdal Keser entschloss er sich beim GC Gut Berge Gevelsberg/Wetter - so heißt der in Gevelsberg ansässige Golfclub wegen der auf Wetteraner Stadtgebiet liegenden Bahnen 12 und 13 - zum Schnupperkurs.

„Dann war ich infiziert“, sagt er, „und wenn du angefixt bist, willst du jeden Tag spielen.“ Zuletzt nahm er erstmals an den Klubmeisterschaften teil, für mehr als die erste Runde reichte sein Können indes nicht. „Wenn du den Ball gut triffst, ist das ein Mega-Gefühl“, erklärt er - und zieht Parallelen zu seiner Stamm-Sportart: „Eine schlechte Bahn ist wie ein verworfener Freiwurf. Das musst du abhaken, der nächste sitzt.“

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Bernd Kruel  im Bunker auf Gut Berge.
Bernd Kruel im Bunker auf Gut Berge. © Axel Gaiser

Basketball spielt der 2,09-m-Mann - aktuell Marketing-Manager bei Zweitligist Phoenix Hagen - noch bei den Ü40-Senioren und in der Landesliga beim SV Haspe 70, ein Sport für das Alter sei das aber nicht. „Und Golf kannst du noch mit 70 spielen, wenn du Glück hast“, hofft er. Der dreiköpfige Kruel-Flight mit zwei Anfängern ist gemächlich auf dem 108 Hektar großen Golfplatz Gut Berge unterwegs, lässt zwischenzeitlich leistungsstärkere Klubkollegen passieren. Denn der Verein bietet ein breites Mitglieder-Spektrum unter seinen fast 1000 Golfern, hat etwa acht Mannschaften im - in diesem Corona-Jahr ausgefallenen - Liga-Betrieb, sorgt mit Kinder-Ferienkursen für Nachwuchs. „Hier tummeln sich alle von Jung bis Alt, vom Ambitionierten bis zum Freizeitsportler“, sagt Kruel.

Präzises Golfspiel wichtig

An jedem Dienstag morgen um zehn Uhr trifft sich eine Senioren-Gruppe um Volker Marek (re.) in Herdecke zur Golfrunde,
An jedem Dienstag morgen um zehn Uhr trifft sich eine Senioren-Gruppe um Volker Marek (re.) in Herdecke zur Golfrunde, © Axel Gaiser

Das stellt sich auf der deutlich kleineren 9-Loch-Anlage in der Nachbarstadt Herdecke etwas anders dar. Etwa 600 Mitglieder hat „Golfen in Herdecke“, drei Viertel davon sind über 50. „Die 50- bis 80-Jährigen sind schon die größte Gruppe“, sagt Golf-Betriebswirtin Nina Weyland und verweist auf die begrenzten Möglichkeiten der Anlage am Herdecker Ahlenberg: „Die sportlich Ambitionierten verlassen uns nach ein, zwei Jahren, wenn sie anderswo einen größeren Platz kennenlernen können“, sagt sie, „aber häufig kommen sie später irgendwann zurück.“ Eine Leistungssport-Abteilung könne der Club nicht bieten, auch für intensivere Jugendförderung habe man nicht die Kapazitäten. „Aber Leistungssportler schätzen uns als Trainingsanlage“, sagt Weyland: „Und unser Vorteil: Der Platz ist für unsere Mitglieder nie blockiert durch den Trainingsbetrieb von Mannschaften.“

Typisch für die Herdecker Anlage, das bestätigt Weyland, sei dir kürzlich gegründete Herren-Seniorengruppe, die sich stets am Dienstag morgen um zehn Uhr trifft. Zwanglos und ohne Verpflichtung verabredet man sich zur geselligen Golfrunde, auf 15 Golfer aus Herdecke, Dortmund und Schwerte ist die Gruppe in kurzer Zeit schon angewachsen. „Golf für Jedermann ist hier das Motto, es geht nicht so elitär zu wie bei anderen Clubs in der Region“, erklärt Volker Marek seine Motivation, „und hier liegt der Schwerpunkt schon auf der reiferen Jugend.“

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Der 63-jährige, der früher Fußball und Tennis gespielt hat, kam erst vor drei Jahren dank eines Schnupperkurses zum Golf und nach Herdecke. „Golf kann man entsprechend seinen Möglichkeiten dosieren“, sagt er, der Platz sei einigermaßen flach und relativ leicht zu bespielen. „Man muss sauber spielen lernen, es geht hier nicht auf Weite“, fügt Marek hinzu, „hier ist das präzise Golfspiel wichtig.“ Und am Panorama fehlt es auch am Ahlenberg nicht. „Herdecke ist wunderbar, der Blick ist einmalig“, schwärmt Klubkollege Wolfram Schleifenbaum. Also wie bei Bernd Kruel und dem Gut Berge. . .

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