Herdecke. Finanzielle Einbußen in der Corona-Krise haben die Golfanlage in Herdecke getroffen. Doch die Outdoor-Sportart hat auch neue Freunde gefunden.

Existenzsorgen zu Beginn der Pandemie, deutliche finanzielle Einbußen in der Folge, spürbare Einschränkungen auch heute noch: Die Corona-Krise hat natürlich die Golfer ebenso getroffen, die Anlage in Herdecke etwa musste im Frühjahr für acht Wochen geschlossen werden. Zum Ende der Saison 2020 indes wird deutlich, dass die Sportart an der frischen Luft in dieser außergewöhnlichen Zeit neue Freunde gefunden hat. „Die Leute haben riesigen Nachholbedarf, wir haben gerade unheimlichen Zulauf“, sagt Golf-Betriebswirtin Nina Weyland von „Golfen in Herdecke“: „Outdoor-Sport boomt. Wir haben aktuell doppelt so viel Neu-Mitglieder wie Kündigungen.“

Clubmeisterschaften am Wochenende

Auf der nordwestlichen Seite des Ahlenbergs liegt die Neunloch-Anlage der „Golfen in Herdecke GmbH & Co. KG“ auf dem Areal am Ackerweg, nahe der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Herdecke.

Am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag jeweils ab acht Uhr, finden die Clubmeisterschaften statt.

„Herdecke ist wunderbar, dieser Blick ist doch einmalig.“ Wolfram Schleifenbaum gerät ins Schwärmen, bevor er an Bahn sieben abschlägt. Der Finanzkirchmeister aus Dortmund-Lücklemberg geht mit einer Gruppe Gleichgesinnter am Dienstagmorgen auf die Neunloch-Anlage auf der nordwestlichen Seite des Herdecker Ahlenbergs. In zwei aufeinanderfolgenden „Slots“ mit je drei Golfern, alle zehn Minuten macht sich ein Trio auf den Weg. Denn die Startzeiten-Buchung ist seit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown Anfang Mai obligatorisch auf der Anlage, die die Mitglieder bisher für die spontanen Spielmöglichkeiten schätzten. Mindestens bis in den Oktober hinein - je nach Wetterlage - wird das auch so bleiben.

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Einschränkungen bestehen fort

„Wir wollen vermeiden, dass sich zu viele Golfer gleichzeitig auf der Anlage und im Clubhaus aufhalten“, erklärt Nina Weyland: „Und vor allem möchten wir mit der Startzeitenbuchung bereits auf dem Parkplatz, der nicht besonders großzügige Kapazitäten aufweist, Menschenansammlungen vermeiden, die das Einhalten von Mindestabständen erschweren.“ Mitglieder können ihre Startzeiten weit vorab online reservieren, für Greenfee-Spieler ist das angesichts der verpflichtenden Dokumentation der Kontaktdaten nur telefonisch einen Tag zuvor für die wenigen verbleibenden freien Plätze möglich. „Auf dem Platz ist viel mehr Ordnung, das merkt man an der Atmosphäre“, kann Nina Weyland der aktuellen Verfahrensweise durchaus Positives abgewinnen: „Durch die festen Startzeiten gibt es mehr Ruhe, weniger Streitgespräche uns Staus.“ Bei einer Umfrage unter den Mitgliedern stellte sich heraus, dass nur etwas mehr als die Hälfte für eine Rückkehr zur früheren Regelung votiert.

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Um den geforderten Mindestabstand zu wahren, bestehen einige Einschränkungen fort: Ballwäscher sind immer noch abmontiert, auf dem Putting Green befinden sich weiterhin anstatt der sonst üblichen neun nur fünf Übungslöcher. „Allerdings haben wir die starken coronabedingten Einschränkungen punktuell gelockert, da wir davon ausgehen, dass sich unsere Golfer verantwortungs- und gesundheitsbewusst an die Richtlinien halten“, sagt Nina Weyland, verweist auf einige wieder auf dem Platz aufgestellte Gartenbänke, Flaggenstöcke und Harken in den Bunkern. Grundsätzlich sei man eher vorsichtig, halte sich an die Empfehlungen des Deutschen Golf-Verbandes, wird in unregelmäßigen Abständen vom Ordnungsamt der Stadt Herdecke kontrolliert.

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Clubmeister werden geehrt

Idyllisch gelegen: Die Herdecker Anlage am Ahlenberg ist Anziehungspunkt für Golfer aus Herdecke, Schwerte und Dortmund.
Idyllisch gelegen: Die Herdecker Anlage am Ahlenberg ist Anziehungspunkt für Golfer aus Herdecke, Schwerte und Dortmund. © Axel Gaiser

„Dass sich jemand während des Golfspiels auf dem Platz infiziert, möchten wir unbedingt vermeiden“, sagt Nina Weyland, deshalb verzichte man weiter vorsichtshalber auf Siegerehrungen bei Turnieren. Mit einer Ausnahme, am Wochenende nach den Clubmeisterschaften werden die Titelträger geehrt - weiträumig unter freiem Himmel am Grün neun. Und mit Maskenpflicht, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Wobei Nina Weyland überzeugt ist: „Das Risiko einer Übertragung des Coronavirus bei der Ausübung des Golfsports ist verschwindend gering.“

Das aus ihrer Sicht auch zur aktuell starken Golf-Nachfrage geführt hat. In Herdecke freut man sich über zahlreiche neue Mitglieder aller Altersklassen - aktuell sind es insgesamt etwa 600 -, die Kurse sind gut besucht, die Sommerturniere erreichen häufig die Maximal-Kapazität. „Die vielen Vorzüge des Golfsports als kontaktlose Outdoorsportart spielen uns nun endlich in die Karten“, sagt Nina Weyland, wobei sie einräumt: „Das wird nicht die Verluste und fehlenden Umsätze ausgleichen, die während der Schließungsphase der Golfanlage zu verzeichnen waren.“ Die Kosten, etwa für das Greenkeeping und die Pacht der Anlage liefen weiter, während eine „relativ hohe Anzahl“ von Golfern ihre monatlichen Mitgliedsbeiträge zurückforderten. Und Einnahmen durch „Greenfee“, also von externen Spielern, oder den Betrieb der Driving-Range entfielen.

Gerichtsurteil hilft Golfanlagen

Durch die höhere Mitgliederzahl hofft man bei der als - vergleichbar mit einem Fitness-Studio - GmbH & Co. KG organisierten Herdecker Golfanlage die Verluste zu kompensieren. Und ist erfreut über ein aktuelles Gerichtsurteil, das Golfanlagenbetreiber nicht verpflichtet, die Mitgliedsbeiträge zurückzuerstatten. Nina Weyland: „Im Fall eines erneuten Lockdowns bewahrt dieses Urteil bestimmt einige krisengebeutelte Golfanlagen vor dem corona-bedingten Untergang.“