Hagen. Zwischen perfektem Grün und wilder Natur: Die Platzpflege beim Märkischen Golfclub ist eine Wissenschaft für sich. Ein Einblick.
Auf und ab geht es. Durch schmale Pfade und über einen ausgetrockneten Bachlauf. Bis zu einer schon fast vertrockneten Wildblumenwiese. Zwar lassen die Blumen zum Teil schon den Kopf hängen, man kann aber noch erahnen, was für ein tolles Farbspiel sich hier vor wenigen Wochen gezeigt hat. „Die habe ich allesamt selbst angepflanzt“, berichtet Klaus Kleinert nicht ohne Stolz, als er vom Golfcart aus auf die Pflanzen blickt. Seit drei Jahren ist der Golfer Ressortleiter vom „Vorstand Platz“ und für die Beaufsichtigung der Platzpflege beim Märkischen Golf Club (MGC) verantwortlich.
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70 Prozent des Gesamtbudgets des MGC werden für die Platzpflege aufgewendet. Was sich im ersten Moment nach einer großen Summe anhört, relativiert sich, wenn Kleinert zu erzählen beginnt, wie umfangreich das Metier ist. Denn nicht nur, dass auf dem Putting-Grün, dem Chipping-Grün und dem Fairway ein unterschiedlich hoher Grasschnitt erfolgen muss. Auch Dinge wie der PH-Wert der Beregnungsanlage sind wichtige Faktoren, die beachtet werden müssen.
Daher wird die Pflege auch nicht von den Mitgliedern oder dem Club übernommen. „Das ist gar nicht zu leisten, sowas macht man nicht nebenbei. Diese Aufgaben übernimmt eine externe Firma für uns“, erklärt Kleinert. Mit der Firma Sommerfeld hat der MGC seit 20 Jahren einen verlässlichen Partner, wie auch Dagmar Kornemann, Beauftragte für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, berichtet: „Das wäre eine Nummer zu groß für uns. Wir sind froh, dass wir dort auf die Arbeiter von Sommerfeld zurückgreifen können. Wenn mal ein Gerät oder ein Mitarbeiter ausfällt, wird direkt für einen Ersatz gesorgt, das ist doch beruhigend.“
Drei Mitarbeiter für 28 Hektar
Drei Mitarbeiter sind mit der Pflege beschäftigt. Und das täglich. „Das Gras hört ja nicht am Wochenende auf zu wachsen“, scherzt Kleinert. Von sechs Uhr in der Früh, bis 15 Uhr sind die Arbeiter auf der mehr als 28 Hektar großen Anlage unterwegs, um möglichst den Spielbetrieb nicht zu stören.
Im März beginnt die intensive Pflege der Grünflächen. Gibt es viel Regen, muss viel gemäht werden, bei Trockenheit stehen vor allem Reparaturen im Vordergrund. Die Maschinen müssen maschinell auf die richtige Schnitthöhe eingestellt werden. „Es gibt einen Pflegeplan, der im Vorfeld ausgearbeitet wird. Es ist wichtig, dass sich damit Arbeiter befassen, die sich gut mit Golfplätzen auskennen“, ist Kleinert froh über die kompetente Unterstützung. Denn nicht nur, dass das Grün in Stand gehalten werden muss: Neben der Platzpflege stehen auch Reparaturen, Bepflanzung, Pflege der Sandbunker und Schädlingsbekämpfung auf dem Plan der Greenkeeper.
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20 bis 30 Millimeter Rasenhöhe
Vor Wettspielen wird noch einmal besonders gründlich auf die Rasenqualität geachtet. 20 bis 30 Millimeter lang darf das Grün sein. Aber auch naturbelassene Stellen gibt es an den Rändern der Courts immer wieder. „Da, wo es möglich ist, versuchen wir, der Natur ihren Raum zu lassen“, bekräftigt Kleinert. Denn auf der einen Seite wird das MGC-Gelände vom Naturschutzgebiet Oberes und Unteres Wannebachtal eingerahmt, auf der anderen Seite vom Landschaftsschutzgebiet Berchumer Heide. Und genau das macht das Flair des Clubs aus. Unberührte Natur, im Zusammenspiel mit perfekt gekürztem Grün.
„Wir arbeiten auch eng mit der Umweltbehörde zusammen. So kam vor einigen Jahren beispielsweise die Auflage, dass wir ortsfremde Bäume fällen sollten“, berichtet Kleinert. Dafür werden aber auch immer wieder neue Bäume gepflanzt, wie beispielsweise eine Streuobstwiese. Und die bringt für die Mitglieder einen weiteren Vorteil: „Bei dem Obst kann sich jeder bedienen und es kommt super an, da es komplett unbehandelt ist“, sagt Dagmar Kronemann.
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Südhang: Rasen ist tief verwurzelt
Die Anlage des MGC liegt am Südhang. „Dadurch bekommt der Rasen sehr viel Sonne ab.“ Um das Grün vor dem vertrocknen zu retten, wird hier tief verwurzelter Rasen gesät. Dieser ist widerstandsfähiger, als die kurze Variante. Und auch die Bewässerung ist wichtig.
Ein Teich am unteren Ende der Anlage dient dazu. Über eine Pumpe wird das Wasser von dort auf die Courts verteilt. Und das auf modernste Weise. Über einen Computer kann die genaue Verteilung gesteuert werden. Doch bei all der neuen Technik, machen doch immer wieder alte Probleme den Golfern zu schaffen: die Elodea. Die Wasserpest, welche auch im Hengsteysee jedes Jahr zum Problem wird, macht auch vor der Anlage in Berchum nicht Halt. Doch die Golfer setzen sich für ihre Anlage ein. Gemeinsam mit den Mitgliedern fischt Klaus Kleinert die Algen aus dem Gewässer. „Es ist ein familiäres Miteinander. Und am Ende wollen ja alle, dass unsere Anlage weiterhin so schön erhalten bleibt.“